Herman – allein in Ingolstadt
IN-direkt interviewt auf der Landesgartenschau den freundlichen Parkwächter in den Gärten der Region. Manche bezeichnen ihn als Monster, mit seinem bezaubernden Lächeln ist es aber für viele als Fotomotiv ein absolutes Muss. Unzählige Fotos wurden mittlerweile auf der Gartenschau von Besuchern in seinen Armen aufgenommen.
Hallo Herr… ?
Das Monster: Ich glaube wir können uns duzen. Also ich bin Hermann. Allerdings sagt meine amerikanische Verwandtschaft Herman zu mir. Klingt irgendwie sympathischer, oder?
Das heißt, Du bist nicht das einzige Exemplar von Victor Frankenstein, der Dich ja vor langer Zeit in Ingolstadt kreiert hat?
Herman: Nein, natürlich nicht! Die Geschichte ging ja weiter. Mary Shelley hatte aber, so wie sie die Story damals am Genfer See niederschrieb, nur wenig Zeit. Nach meiner Flucht aus Ingolstadt landete ich in Transsylvanien, dort lernte ich Lily kennen und lieben, wir sind jetzt schon lange ein Paar. Angeschlossen hat sich uns auch Grandpa, ein geborener Dracula und nach einiger Zeit bekamen wir auch einen süßen Fratz, unseren Sohn Eddie. Ja, wir sind eine richtige Familie und ganz schön bissfest! (Hahaha!)
Victor Frankenstein hat ja hohen Wert auf Qualität gelegt. nach über 200 Jahren siehst Du fast noch so neu aus wie am Damals.
Na ja, die letzten Monate waren schon sehr anstrengend. Hier auf der Gartenschau konnte ich mich vor teilweise übergriffigen Berührungen gar nicht mehr retten! Schon in der ersten Woche ist der Arm abgefallen, aber meine Freunde vom Gartenamt waren da recht schnell zur Stelle und haben mir den Arm wieder angeschraubt.
Aber inzwischen haben sich die Operationstechniken und Reparaturmöglichkeiten in den letzten Jahren doch sehr stark verbessert oder?
Wem sagst Du das! Heutzutage wird es schon in fast industriellen Maßstab umgesetzt. Ganze Heerscharen von Medizinern betätigen sich auf diesem Feld: Dutzende Kliniken am schönen Tegernsee und auch neben unserer Partner-Gartenschau in Lindau hat sich ein Kollege von Victor niedergelassen.
Was gefällt Dir in Ingolstadt denn so besonders, dass Du hierher gekommen bist?
Na die ganze Umgebung und insbesondere hier im Garten fühle ich mich sehr sehr wohl, denn mein Meister war ja nicht nur als Mediziner tätig, sondern hat auch im Garten viel experimentiert. Schau Dir mal hier die 3 verschiedenen Rosensorten auf den Hochstämmchen an, das gab es noch nie und auch die vielen Salatsorten, die weißen Erdbeeren und auch die Tomoffel sind das Ergebnis seine Experimente.
Ein bisschen gruselt es uns ehrlich gesagt schon, wenn wir uns diese vielen Versuche ansehen. So richtig natürlich ist das wohl nicht?
Was heißt natürlich? Gärtner haben schon immer experimentiert und was die Nachfolger von meinem Meister heute so alles praktizieren und erfinden, das ist grenzwertig! Was wir aber hier alles sehen, wurde durch natürliche Auslese und Züchtung verändert. „Old-fashioned“ halt!
Jetzt geht die Gartenschau bald zu Ende. Wohin zieht es Dich danach?
Also jetzt möchte ich zunächst noch den Herbst mit seinen vielen Farben genießen und vor allem auch noch viele Besucher bis zum Schluss der Gartenschau in den Arm nehmen. Danach haben mich schon die Touristiker von Ingolstadt gefragt, ob ich sie nicht auf einigen Messen und Ausstellungen begleiten möchte. Das scheint verlockend, vor allem weil ich dann wieder mal eine Ortsveränderung bekomme und nicht immer nur auf dieser Bank hier sitzen muss.
Was würdest Du Dir für die letzten Tage auf der Gartenschau noch wünschen?
Dass – außer Lily natürlich – mich endlich mal jemand richtig lieb hat! Jahrhundertelang war ich auf der Flucht und auch hier muss ich mir z.T. richtig massive Begegnungen gefallen lassen. Eine kleine Streicheleinheit, die ernst gemeint ist, das wäre mal wirklich schön!
Foto: Ulrich Linder (ul)