IN-direkt fragt die Direktkandidaten: Jakob Sedlmeier ÖDP
Elf Kandidaten kämpfen um das Direktmandat für den Wahlkreis 216 im nächsten Bundestag. Wir haben ihnen jeweils sechs Fragen gestellt – vom Thema Automobilindustrie bis zur Impfung. So können Sie, werte IN-direkt Leser, ganz direkt vergleichen.
Folge 9 – Jakob Sedlmeier (ÖDP)
1. Inwieweit würden die Menschen in Ingolstadt davon profitieren, dass Sie sie im Bundestag vertreten?
Unsere Region möchte ich in Richtung eines Silicon Valley für Ökoinnovationen entwickeln. Klimagerechte, langlebige Produkte, die aus einem Ressourcenkreislauf heraus entstehen, müssen zur nachhaltigen Erhaltung unseres Planeten entwickelt werden. Ich denke hier auch an ein effizientes Reparaturmanagement, damit Schadenfälle schnell und erschwinglich behoben werden können. Die Region Ingolstadt ist aktuell (noch) wirtschaftlich stark. Diese Stärke bezahlen wir aber mit einem enormen Flächenverbrauch. Und man darf nicht vergessen, dass alles Wasser, was auf Grund versiegelter Flächen nicht versickern kann, die Donau hinunter muss.
Des Weiteren benötigt Ingolstadt dringend einen gesundheitsverträglichen Mobilfunk mit Vorbildcharakter. Wenn man sich das Aufkommen und die Standorte der Mobilfunkantennen hier ansieht, hat man nicht das Gefühl, dass hier irgendetwas koordiniert wird.
Außerdem benötigen wir eine fahrradfreundliche Infrastruktur mit sicheren und priorisierten Wegeführungen zur Reduzierung des Aufkommens mit Kraftfahrzeugen. Und wenn weniger Parkplätze benötigt würden, könnten neue Grünflächen entstehen. Als Ergänzung hierzu bedarf es zudem eines intelligent abgestimmten ÖPNV.
Und nicht zuletzt benötigen die Menschen hier auch einen klimagerechten Hochwasserschutz. Starkregen, wie wir ihn in diesem Sommer in mehreren Regionen Deutschlands erlebt haben, könnte vielleicht im Altmühltal und den Seitentälern ebenso zu einer Katastrophe führen.
2. In Ingolstadt ist ein Großteil der Menschen in der Automobilindustrie oder davon abhängigen Unternehmen beschäftigt. Hat diese Industrie eine Zukunft und wie sollte die Ihrer Ansicht nach aussehen?
Die Automobilindustrie hat definitiv eine Zukunft. Das sehen wir oft an Wochenenden oder jedes Jahr zu Beginn und Ende der Ferienzeit, wenn es auf Autobahnen kilometerlange Staus gibt. Die Menschen haben ein großes Mobilitätsbedürfnis, wollen bei schönem Wetter raus, Tagesausflüge unternehmen und die Welt erkunden. Große Distanzen kann man nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen und gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln ist man mit dem Auto weder zeitlich noch örtlich abhängig.
Als bekennender Oldtimerfan und Fahrzeugingenieur begeistern mich zwar nach wie vor Verbrennungsmotoren, aber die Zukunft wird zumindest die nächsten Jahrzehnte elektrisch sein. Ich hoffe auf sinnvolle und robuste Produkte, die ressourcenschonend verwirklicht werden können, kleine ökologische Fußabdrücke hinterlassen und eine lange Lebensdauer haben. Sollte es für die energieaufwendige Wasserstofferzeugung irgendwann die richtigen Konzepte geben, wie zum Beispiel die von Physiker Reinhard Dahlberg entwickelte Wasserstoffwirtschaft, in der mit Sonnenenergie Wasserstoff in Wüstengebieten erzeugt wird, könnte ich mir für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts auch die Wasserstoffmobilität vorstellen.
3. Die Mieten sind in Ingolstadt – wie auch anderswo – in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wie kann oder sollte da auf bundespolitischer Ebene einegriffen werden?
Ein Anstieg der Mieten ist der Nachfrage an Wohnraum und dem Mangel an sozialem Wohnungsbau geschuldet. In der Region Ingolstadt gibt es vor allem dank Audi attraktive Arbeitsplätze. Seit ich in Ingolstadt bzw. Kösching wohne, wurde das Audi Werk Ingolstadt enorm erweitert. In den Städten Gera und Dessau gibt es ungenutzten Wohnraum. Ich frage mich, ob man nicht dort an Stelle der Erweiterung in Ingolstadt ein Produktionswerk hätte bauen können. Parallelen sehe ich bei BMW und München. Politisch wurde zumindest nichts unternommen, um auf diese Weise gegenzusteuern.
4. Wer sollte Ihrer Meinung nach der nächste Bundeskanzler, die nächste Kanzlerin werden?
Der/Die, der/die die Dringlichkeit der Erderwärmung und der Ressourcenverschwendung am besten erkennt. Nach heutigem Stand traue ich es Annalena Baerbock am ehesten zu!
5. Sind Sie gegen Covid-19 geimpft? Wenn ja, warum und wenn nein, warum nicht?
Ich bin geimpft, um bestmöglich gegen COVID-19 geschützt zu sein. Allerdings respektiere ich, wenn jemand ungeimpft bleiben möchte, da die Angst vor Nebenwirkungen berechtigterweise im Raum steht. Ich selbst hatte etwa eineinhalb bis zwei Wochen nach beiden Impfterminen für ca. 2 Wochen leichte Atemnot. Sich an die AHA-Regeln zu halten ist ebenso solidarisch wie sich impfen zu lassen. Dass Ungeimpfte die Kosten für Corona-Tests ab 11. Oktober selbst übernehmen sollen, finde ich nicht in Ordnung.
6. Der Zahl der Abgeordneten im neuen Bundestag könnte auf 900 oder mehr ansteigen. Finden Sie das in Ordnung? Und wenn nicht, was sollte man dagegen tun?
Die reguläre Anzahl an 598 Sitzen ist genug. Wenn eine Partei mehr Direktmandate erhält als Zweitstimmen, so könnte man festlegen, dass nur so viele Direktmandate an die Partei vergeben werden können, wie ihr über die Zweitstimmen zustehen. Auf das Direktmandat verzichten müssten dann die Direktkandidaten, die am wenigsten Erststimmen erhalten haben. Das verlorene Direktmandat muss dann an den Zweitbesten der Direktkandidaten des entsprechenden Wahlkreises weitergegeben werden.