LGS-Interview: Der wiederverwertbare Garten
Wolfgang Kuchler (58 Jahre, geschieden, 3 Töchter) aus Geisenfeld ist Inhaber von „Gartenidee Kuchler“ und gelernter Kaufmann. Nach einem Studium der Betriebswirtschaft machte er eine ergänzende Lehre im Garten- und Landschaftsbau, aktuell ist er Aussteller und Miterbauer der Landesgartenschau Ingolstadt2020.
IN-direkt: Herr Kuchler, seit Ihrer Firmengründung 1999 mit 15 Mitarbeitern, haben Sie sich zu einem Großbetrieb mit festen Angestellten gemausert. War diese Entwicklung absehbar?
Wolfgang Kuchler: Natürlich nicht, aber z.B. die doppelte Lehre hilft ungemein, gerade bei Kalkulationen und Abrechnungen.
Wir sitzen in Ihrem sehr puristischen Ausstellungsbeitrag auf der Landesgartenschau Ingolstadt. Warum auf 200m² über 30 Eichen sowie einer Menge Hortensien nur sehr wenige andere Pflanzen verwendet wurden, ergänzt durch einen kleinen Wasserlauf und zwei Sitzmauern aus Wachenzeller Dolomit, das müssen Sie uns schon erklären:
Wir wollten mit unserem Beitrag einfach dem Thema „Nachhaltigkeit“ der Gartenschau folgen und einen zu 100% wiederverwert- und auch wiederverwendbaren Ausstellungsbeitrag zeigen. Alles, was Sie hier sehen wird zurückgegeben, weiterverwendet bzw. ist schon verkauft. Das ist natürlich kein Garten im üblichen Sinne, schon eher ein winziger Park mit vielen Sitzmöglichkeiten und einem schattigen Rückzugsbereich.
Dabei helfen auch polierte 3D Sichtschutzelemente aus Edelstahl die, eingepasst in einem Rahmen aus Cortenstahl, mit einer speziellen Fluidtechnik verformt wurden.
Genau. Sie stammen aus dem Automobilbereich und sind nur auf einer Seite durchsichtig! Wir können aber auch ganz anders und das wollten wir mit einem anderen Beitrag zeigen!
Sie meinen Ihre Mitarbeit an den Gärten der Region am „WIR4 Pavillon“, in denen aktuell geradezu die Vegetation explodiert und man fast schon in einen Pflanzenrausch gerät?
Das ist ein ganz anderes Format!
Dieser Garten wird ja oft als wirklich gelungen und angenehm von den Besuchern empfunden.
Wir zeigen hier die ganze Vielfalt der Region. Angefangen von den Pflanzen des Jura, über Hopfen und Spargel bis hin zu den Gehölzen der Donauauwälder. Spannend ist natürlich dann die harmonische Gesamtkomposition mit dem Ingolstädter Beitrag.
Im Vergleich der beiden Beiträge von Ihnen, wo war der größere Aufwand?
Auch wenn es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, aber bei beiden ungefähr gleich groß. Reduzierte Inhalte bedeuten nicht automatisch weniger Aufwand!
Wie sieht die Zukunft der Firma Gartenidee Kuchler aus? Gibt es spannende Großprojekte?
Früher waren wir eher im Privatsektor unterwegs, aber seit wir auf der Gartenschau den Eingang West erbauen durften, sind wir nun auch im öffentlichen Sektor und im Wohnungsbau tätig, in München z.B. an der „Perlach Plaza“, wo wir mit zwei Trupps über ein Jahr tätig sind.
Sie sind also bayernweit unterwegs?
Ja, erst gestern war ich oben in Marktredwitz.
Könnte man Sie gartentechnisch als Universalisten bezeichnen?
Nein, das möchte ich nicht behaupten! Aber gerade was Privatgärten und Wohnungsbau betrifft, da sind wir sehr gut aufgestellt.
Herr Kuchler, Sie sind nun schon einige Zeit auf der Gartenschau unterwegs. Gibt es für Sie einen Lieblingsort?
Ganz ehrlich, mir gefällt die ganze Schau, dieses große Wasser am Eingang zieht alle an, ein großzügiger und gelungener Ort. Aber auch die Beiträge der Kollegen sind toll! Ein Riesenaufwand, höchster Respekt!
Zum Schluss noch ein, zwei Tipps vom Profi für den Garten zu Hause?
Ein Garten braucht einfach Zeit. Wenn wir fertig sind, benötigt der Garten immer noch eine Entwicklungsphase,. Und diese Zeit muss man mitbringen!
Unser Fazit: Gartenideen sind wichtig, man muss Sie aber auch umsetzen können!
Fotos: Linder