LGS und dann? Freundeskreis formiert sich und sammelt Ideen
Es sprudelt nicht nur das Wasser auf der Landesgartenschau, sondern auch die Ideen. Diesen Eindruck konnte man beim ersten Treffen der – nennen wir sie – „LGS-Freunde“ haben. Eine Gruppe engagierter Bürger, noch ganz ohne festes Konstrukt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Park nach der Landesgartenschau (sie endet am 3. Oktober) nicht nur als Stadtpark zu nutzen, sondern ein Gelände von Bürgern für Bürger daraus zu machen. Und weil Bürger nicht gleich Bürger ist, waren die Anregungen recht bunt.
Was bleibt, was wird zurück gebaut?
„Wir brauchen nicht nur Ideen, sondern auch Manpower und Frauenpower!“ Mit diesen Worten begrüßte der Sprecher der Gruppe, Bernd Rachner (man sieht ihn derzeit für den guten Zweck in der Rikscha über die LGS radeln) die mehr als 60 Gäste, die zum ersten Ideenaustausch auf das LGS Gelände gekommen waren. „Das Gelände bracht Kraft, Energie und finanzielle Mittel,“ so Rachner.
LGS-Geschäftsführer Thomas Hehl stellte den Zuhörern zunächst das Gelände und die nach der LHS verbleibenden Bereiche vor, denn gerade in den sozialen Medien seien hier falsche Informationen unterwegs. So bleiben etwa der Nachhaltigkeitsparcours im Norden und der Spielhügel erhalten, ebenso die Apfelbaumwiese. Die Ausstellungsbeiträge im nördlichen Bereich werden zurück gebaut. Parkterrasse, Landschaftssee, Wassergärten, und Wasserspielplatz bleiben erhalten, die Blumenhalle wird zurückgebaut und wieder zu einer Wiese. Ob man den geschotterten Bereich, der als Austellerparkplatz dient, künftig als Parkplatz erhält, sei laut Hehl eine Überlegung wert. Der Aktionsplatz, auf dem derzeit die EDEKA-Bühne steht, bliebt als künftiger Veranstaltungsplatz erhalten (die Bühne wird abgebaut), ebenso der Grillplatz und die Calisthenics-Anlage. Auch die Gärten der Partnerstädte bleiben: „Ist hier künftig ein Schutz sinnvoll? Diese Frage muss man sich stellen,“ so Hehl.
Der Bereich der Krautgärten, der ökologischen Landwirtschaft und der Bereich „Inspiration Landwirtschaft“ gehen nach der LGS wieder in landwirtschaftliche Nutzung über. Der Bereich „Garten als Kraftort“ wird zurück gebaut und das Stadtlabor bliebt als nutzbare Fläche (ohne Aussteller Pavillons) vor Ort. Erhalten bliebt in jedem Fall die 8.500 m² große Ausgleichsfläche im Süden des Geländes. Die Möglichkeit zur Einrichtung einer Gastronomie ist am Wasserspielplatz gegeben, hier bezieht auch das Gartenamt mit einer Außenstelle dauerhaft Quartier, ebenso werden dort die Toiletten erhalten. Für den Erhalt des Pavillons des Umweltministeriums mit seinem Garten setzen sich laut Thomas Hehl bereits die Ingolstädter Grünen ein. Hier gelte es ebenso wie für den Pavillon der Region die Frage zu klären: wer bespielt ihn und wer kümmert sich um den Erhalt?
Genau dazu braucht es nun Freunde – oder besser: Kümmerer. Und die sollen nun aus einem Freundeskreis erwachsen. Die Kerntruppe dieses Kreises stellte sich und die Beweggründe für das Engagement vor.
Eva Linder (bis vor kurzem noch LGS-Geschäftsführerin) liegt viel daran, den Park in möglichst attraktivem Zustand erhalten zu können. Als Oma möchte sie diesen Ort mit den Enkeln „in vollen Zügen genießen“. Daher sollte viel Wert auf Familienfreundlichkeit gelegt werden.
Martin Geistbeck (Pfarrer St. Pius): „Der Park unterbricht den Industrieriegel im Norden“. Er sieht den Park als ideales Naherholungsgebiet für die Bewohner des Pius-Viertels. Man solle dabei auch die Krautgärten nutzen.
Manuel Depperschmdt (Vorsitzender BZA Nordwest) sieht das Gelände angesichts der großen Verdichtung nicht nur als Naherholungsgebiet, sondern als Park, der „ein Leben hat“. Er könne sich zum Beispiel Veranstaltungen zu allen vier Jahreszeiten vorstellen: „Da würde ich auch selber mit anpacken.“
Ulrich Linder (ehem. Leiter des Gartenamts) möchte das Gefühl des LGS-Besuchers künftig auf das Gefühl des Bürgers übertragen. Daraus sei der Gedanke entstanden, eine Art Interessengemeinschaft zu gründen. „Wir sehen uns als Sprachrohr gegenüber der Verwaltung und den BZAs.“
Christian Lösel (Alt-OB und Stadtrat) meinte: „Wenn man so lange mit einem Projekt zu tun hat, dann wächst einem der Park ans Herz.“ Es ergäbe sich hier eine Möglichkeit, die man nur alle 20 Jahre bekomme. Man müsse nun die Transformation zum dauerhaften Park schaffen und sich auch überlegen, wie man Vandalismus vermeiden könne: „Die Partnerstadtgärten, der Garten der Region – all das ist es Wert, es zu erhalten.“
Thomas Hehl (Geschäftsführer LGS) erklärte, der Park habe wahnsinnig viel Potential: „Es sollte das Ziel sein, gewisse Highlights durch Mitarbeit zu erhalten.“
Florian Straub (Landschaftsgärtner und LGS-Rikschafahrer) schloss sich den Vorrednern an und betonte, dass es nur gemeinsam gelinge, hier zukunftsfähiges Projekt zu verwirklichen.
Nicht auf dem Podium, aber als wichtiger Aktivposten der „LGS-Freunde“ erklärte Gabi Haid (Stauden Haid): „Der Garten muss dazu dienen, dass die Leute wieder gärtnern und Kinder die Natur kennen lernen. Der Park ist nicht zum anschauen, sondern zum beleben.“ Dafür erntete sie Applaus von den Anwesenden.
Matsch, Weihnachten und Toiletten
Nach den Statements wurden Idee gesammelt, die die Veranstaltungsbesucher mitgebracht hatte: Erhaltung der Krautgärten, Anlage von Kleingärten, Erhalt der Flächen aus dem Bereich ökologische Landwirtschaft bzw. Anlage von Schauparzellen, ein natürlicher Spielbereich mit Holz, Matsch und Co, ein Aktivspielplatz als Projekt mit pädagogischer Begleitung, Bau eines Schlittenhügels, Sportanlagen wie ein Basketballplatz, Yoga im Park, Nutzung des Geländes z.B. für einen Weihnachtsmarkt (Sigi Glöckl: „Ich sehe hier wunderbare Marktplätze“) oder das Fest der Kulturen, Anlage eines Kneipp-Beckens, zusätzliche Grillplätze und Toiletten – das und mehr wurde in die Stoffsammlung mit eingebracht. Zudem müsse überlegt werden, die man die Bewohner des Piusviertels erreiche und in die Überlegungen mit einbeziehe. Und die Zeit, sie drängt ein wenig, denn im Sommer werden die Ausschreibungen für die Rückbaumaßnahmen getätigt – will man da Synergieeffekte nutzen, muss demnächst ein „guter Plan“ her.
Wenn diesen Ideen wachsen und gedeihen sollen, müssen sie außerdem fruchtbaren Boden fallen. Dafür kann die Stadt Ingolstadt sorgen. Martin Schwarzott als Vertreter des OB-Büros versprach am Ende der Veranstaltung jedenfalls, dass die Kunde von einem engagierten Freundeskreis sogleich in die Besprechungen mit den verantwortlichen Referenten mit einfließen wird.
Das nächste Treffen der „LGS-Freunde“ findet im August statt – und jeder Interessiert kann noch mit machen: Informationen gibt es unter der Mailadresse Freundeskreis-LGS2020@gmx.de
Und wie soll der Park heißen? In den aktuellen Ausgabe von IN-direkt haben wir bereits eine Umfrage gestartet. Also, welchen Namen würden Sie dem LGS-Gelände geben? Schreiben Sie uns an presse@in-direkt.de