60 Jahre Amnesty International – 45 Jahre in Ingolstadt
60 Jahre sind seit Erscheinen des Artikels „The Forgotten Prisoners“ des britischen Anwalts Peter Benenson vergangen – der Grundstein für die heute größte unabhängige Menschenrechtsorganisation der Welt. Gemeinsam mit inzwischen rund zehn Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern setzt sich Amnesty International rund um den Erdball für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Angetrieben vom Motiv der Menschlichkeit arbeitet Amnesty International auf eine Welt hin, in der alle Menschen dieselben Rechte genießen, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 von den Vereinten Nationen definiert wurden.
Wie dies am besten zu erreichen ist, beschrieb Benenson bereits in seinem Artikel: „Die Erfahrung lehrt, dass Regierungen nur dann bereit sind mitzumachen, wenn sich die öffentliche Meinung dafür stark engagiert. Der Druck der öffentlichen Meinung führte vor hundert Jahren zur Befreiung der Sklaven. Jetzt ist für die Menschen der Zeitpunkt gekommen, darauf zu bestehen, dass die Freiheit des Geistes, der Meinung und der Rede durchgesetzt werden, so wie einst die Fesseln von den Körpern abgestreift wurden.“
Benensons visionäre Idee war simpel und ist bis heute erfolgreich. Wann immer Amnesty nun von willkürlichen Festnahmen, Morddrohungen,“Verschwindenlassen“, Folterungen oder bevorstehenden Hinrichtungen erfährt oder selbst ermittelt, wird mit Eilaktionen (Urgent Action) öffentlicher Druck auf Verantwortliche ausgeübt. Damit konnten im Laufe der Jahre unzählige Menschen überall auf der Welt gerettet werden.
45 Jahre Amnesty International in Ingolstadt
Die Gruppe von Amnesty International in Ingolstadt existiert seit 1976. Der Einsatz für Einzelne war dabei immer wichtig. Aktuell setzt sich die Gruppe für den Anwalt Gao Zhisheng ein, der seit 2017 als gewaltloser politischer Gefangener in China von den Behörden ohne Anklage an einem unbekannten Ort gefangen gehalten wird. Darin wird von seinen Bekannten ein weiterer Akt der Vergeltung für seine offene Kritik an der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei Chinas gesehen. Er stand bereits zwischen 2006 und 2014 unter häuslicher Überwachung oder war ohne Kontakt zur Außenwelt willkürlich inhaftiert. Aufgrund der schweren Folter und Unterernährung hat er bereits vor 2014 viele Zähne verloren. Amnesty fordert Informationen über seinen Aufenthaltsort, seinen Schutz vor weiterer Folter und Misshandlung und seine sofortige und bedingungslose Freilassung.
Frühere Fälle der Amnesty Gruppe Ingolstadt waren unter anderen der Präsidentschaftskandidat der Opposition Nikolai Statkevich aus Weißrussland, der Nigerianer Patrick Okorafor, der als Jugendlicher zum Tode verurteilt worden war, und die aus der Ingolstädter Partnerstadt Foshan stammende Chinesin Su Changlan.
Kundgebung am 5. Juni in Ingolstadt
Für die Wahrnehmung der Menschenrechte in der Stadtgesellschaft hat seit über 20 Jahren der „Tag der Menschenrechte“ jeweils um den 10. Dezember in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater, der Stadt Ingolstadt und einer Vielzahl von Menschenrechtsgruppen besonderes Gewicht. In den vergangenen Jahren haben bei der Veranstaltung bekannte Persönlichkeiten wie Auma Obama, die Halbschwester von Barack Obama, der Philosoph Julian Nida-Rümelin oder Jürgen Grässlin, erfolgreicher Kämpfer gegen die Waffenlobby, Reden gehalten. Seit Jahren pflegt Amnesty Ingolstadt vielfältige Kooperationen, die unter anderem zur Filmreihe „Cinema Global“ mit dem Audi Programmkino und zum Briefmarathon an der Fronhofer-Realschule geführt haben.
Zum 60. Geburtstag von Amnesty International sind aktuell und ganz corona-konform viele Plakate wie eine gelbe Welle in der ganzen Stadt zu sehen, die Einladung sein sollen, sich zur lokalen Arbeit von Amnesty und zu Gao Zhisheng unter amnesty-ingolstadt.de und auf Instagram unter amnestyingolstadt zu informieren und einzusetzen. Am 5. Juni feiert die Gruppe das Jubiläum in kleinem Rahmen mit einer Kundgebung beim Theaterplatz.
Die Gruppe trifft sich 14-täglich jeweils dienstags um 20 Uhr, wobei die Treffen aktuell online stattfinden, und lädt Interessierte gerne ein vorbeizuschauen und sich anzuschließen.
Bildmotiv: Amnesty International