Dating in den Zeiten von Corona – Part 2: Juchuuuuu – ein Match!!!!
Endlich ist es soweit – das Warten hat ein Ende.
Ich hole euch mal ab – nach Part 1 sind wir an folgendem Ausgangspunkt: Nach der Auswahl der Datingplattform, der Registrierung und der Profilerstellung bin ich nun online und kann mir ein Bild über die potenziellen Partner machen. Ich sehe das Hauptfoto, im weiteren Schritt deren Profile und auch die Entfernungsangaben zum Aufenthalts-/Wohnort des Schatzes in Späh. Je nach Anbieter kann ich (teilweise gegen Bezahlung) diverse Filter setzen – wie etwa Entfernung zu mir, Raucher/Nichtraucher/neues Mitglied, Altersspannbreite – und mir eine individuellere Auswahl anzeigen lassen. Schließlich: links wischen oder X drücken heißt – nein, gefällt mir nicht, rechts wischen oder Haken klicken bedeutet – „Yes, I like“.
Und so klickt man sich dann also durch die Vorschläge, liked und disliked.
Und wartet schließlich auf eine Reaktion, entweder ein Anschreiben (je nach Plattform), oder einem Match – sprich: beide Seiten haben sich geliked und – egal wer – kann nun den anderen kontaktieren und los geht’s mit dem Chatten.
Kleiner Exkurs: Mich hats´ interessiert – ich gehe mal davon aus, euch auch!
„Kann es wirklich sein, dass sich alle 11 Minuten jemand über Parship verliebt?“ Was steckt hier dahinter? oder
„Was bietet denn das Internet für Untersuchungen/Statistiken an?“
Zum Werbeslogan, den jeder kennt: Im Internet konnte ich auf der Westen.de einen interessanten Artikel von Lars Wienand finden, zwar vom 8.1.2016, aber inhaltlich immer noch gültig; hieraus ein paar Fakts:
Erstens muss man sehen, selbst wenn sich jemand über Parship verliebt, heißt das ja noch nicht, dass sich beide verliebt haben und ein Paar sich bildet.
Wie kommt man denn überhaupt auf die Zahl? Wenn Parship-Nutzer nicht länger für eine Premium-Mitgliedschaft zahlen wollen, werden sie nach dem Grund gefragt. Ergebnis aus 2013: 48.000 Nutzer begründeten ihr Verlassen der Plattform damit, dass sie sich auf Parship verliebt haben. Hochgerechnet auf die damalige Mitgliederzahl, trennte sich also alle 11 Minuten ein Parship-Nutzer von seiner Premiummitgliedschaft – aus diesem Grund.
Was macht ein Statistiker daraus? „Selbst, wenn sich bei geschätzten rund 5 Millionen Mitgliedern in Deutschland sogar alle 10 Minuten zwei davon ineinander verlieben, damit aus dem Sucherpool ausscheiden und durch 2 neue Singles ersetzt werden, beträgt für ein zufällig ausgewähltes Mitglied die Wahrscheinlichkeit einer neuen Liebe pro Jahr kaum mehr als zwei Prozent.
Lt. Prof. Dr. Deinbier ™ (@deinbier) (v. 6.12.2015): Parship hat 4,5 Mio. Mitglieder. Wenn Sie sich neu anmelden, und sich alle 11 Minuten ein Single verliebt, sind Sie in 8,5 Jahren dran.
Lt. suspektakel (@suspektakel) (v. 12.6.2015: Alle 11 Min. verliebt sich ein Single auf Parship – bei 4,5 Mio. Mitgliedern ist also in etwa 94,11 Jahren statistisch jeder dort bedient.
Zum Schmunzeln: im Dezember 2015 erhielt das Portal den Titel der „Unstatistik des Monats“, bezogen auf den Werbeslogan, verliehen vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Die Wissenschaftler hinterfragen damit lt. einer Pressemitteilung die publizierten Zahlen und deren Interpretationen.
Juliane Rietsch, hat in ihrem Bericht zum Thema „Singles in Deutschland“ (22.7.2020 auf elitepartner.de) einige interessante Zahlen veröffentlicht; daraus ihre Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Elitepartner Studie 2020:
– Jeder 3. Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren ist Single – das sind etwa 16,8 Mio. Menschen. Die meisten Singles gibt es in Thüringen (38,2%), Berlin (37,6 %) und Hamburg (37,2%). Am niedrigsten ist dieser Wert in Rheinland-Pfalz mit 28%.
– Jeder Zweite zwischen 18 und 29 Jahren ist partnerlos. Der Single-Anteil sinkt deutlich in der Familiengründungsphase zwischen 30 und 39 – hier wird sich um ein Familienleben mit Nachwuchs gekümmert – hier ist nur gut jeder Vierte allein. Ab 40 nehmen die Single-Zahlen wieder zu und hält sich auch in den älteren Altersgruppen stabil auf ca. 28%. (Quelle: ElitePartner, Artikel: Singles in Deutschland aus 2020)
– Jeder 5. Single in Deutschland ist ein Langzeitsingle (Quelle: ElitePartner, Artikel: Singles in Deutschland aus 2020)
Aber das wars´ jetzt mal mit dem Ausflug in die Zahlenwelt – sind ja interessante Fakten, auch wenn nicht unbedingt motivierend. In den Zeiten von Corona sind die Portale leider nun mal alternativlos, also – nur nicht aufgeben, „zamreissen“ und sich durchkämpfen durch den Dating-Dschungel. By the way: kann sich ja nicht jeder bei den aktuellen TV-Formaten (beispielhaft erwähnt sei „First Dates“, „Bauer sucht Frau“, „Bachelor/Bachelorette“ oder „Love-Island“) anmelden, grins.
Nein, wir konzentrieren uns jetzt auf unsere Nachrichten und Matches….juppeij! (oder…doch nicht juppeij?)
Wenn man bei den Datingplattformen mit der Suche anfängt, ist man noch voller Elan und Zuversicht. Unmittelbar nach dem Einstellen des Profils kommen die ersten Chatanfragen, das Herz rast und voller Optimismus geht man ans Beantworten. Aus meiner zugegebenermaßen subjektiven Sicht (stützt sich alleine auf eigene Erfahrungen und dem Feedback von Leidesgenossen) kann ich leider nur sagen: es dauert nicht lange und man fällt auf den Boden der Tatsachen zurück…oft schon bei der ersten Zeile. Kann es mir nicht verkneifen, euch ein paar praktische Beispiele aus der persönlichen bzw. Freundes- Chatkiste zu schreiben, die den Impuls zu einem „Sofort-Chat -Beenden geben: „Hi“, „Hallo hübsche Frau. Ich finde dich mega süße hübsche attraktive nette geile und sexy Dame.“, „Sex?“, „Lust auf Spaß? Ich kann machen!“, „Lass uns treffen, heute“. Somit reduzieren sich die in Frage kommenden Zukünftigen schon mal um ein Vielfaches. Dann kommen schon längere Chats, man frägt sich so durch – die einen erzählen viel von sich, andere sehr wenig.
Auffallend ist relativ bald, das gerade die gutaussehenden, „Traumpartner“ oft „komisches Deutsch“ sprechen….komisch in Bezug auf Satzbau und der Verwendung von „Sie, Ihnen“, obwohl es lt. Profil Leute sein müssten, die in unmittelbarer Nähe wohnen. In etwa: „Hi, ich bin S. und freue mich, Sie zu kennen. Geht es Ihnen gut?“. Auf Nachbohren erfährt man dann relativ schnell, dass irgendwelche Translater benutzt werden und die Leute gar nicht in Deutschland sind. In die gleiche Rubrik fallen dann die, die gleich nur Englisch oder sonstiges sprechen. Auf die Frage „Wieso schreibst du mich hier in Deutschland an?“ erfährt man dann ganz tolle Stories (frei übersetzt): „Ich bin Medical Doctor für die UN und gerade im Einsatz in Jemen. Ich bin in 1 Monat dort fertig und werde dann nach Deutschland kommen, um dort zu wohnen.“ „Ich bin Architekt und brauche noch einen Auftrag, dann werde ich mein Geschäft verkaufen und bin dann ungebunden und möchte zu dir nach Deutschland ziehen, weil – genau dich hab ich schon immer gesucht!“. Des Öfteren passiert auch, dass nach wirklich längerem guten Schreiben – man bekommt schon das Gefühl, es könnte doch wahr sein – dann der Oberhammer kommt: Es ist irgendein schlimmes Ereignis passiert (Kind krank, Zollprobleme,…) und es wird für sich, Kinder, usw. ganz schnell Geld benötigt. Natürlich mit der Bitte um Hilfe, schnelle Überweisung und natüüüüüüüüüürlich mit dem Versprechen, in ganz kurzer Zeit das Geld wieder zurückzubekommen. Leute, Leute, ich sag´s euch…da muss man aufpassen wie ein Windhund und es gibt nichts, was es nicht gibt. Rein theoretisch könnte das ja lustig sein, aber wenn man daran denkt, wieviel Zeit/Emotionen man in solche Chats steckt, wieviel Hoffnung auf eine Beziehung aufgebaut wird – lernt einem die Realität schon das Frustriertsein.
Nach all den negativen Beispielen – ich habe jetzt wohl 70 Prozent aller Anfragen erschlagen (subjektiver Eindruck!), sprich den Chat beendet – kommen wir natürlich noch zu denen, mit dem sich wirklich ein nettes Gespräch ergibt. Man erzählt über sich und den Alltag und frägt, lernt Gemeinsamkeiten, familiäre Umstände, Job, Hobbies kennen. So merkt man bei den einen „Ok, zwar nett, aber nicht mein Typ“ – also wird wieder aussortiert. Damit geht’s zum Endspurt und man kommt der individuellen „Creme della Creme“ näher – die, bei denen man ins grübeln (positiv gemeint) kommt.
Ich möchte nicht von Gefühlen sprechen, aber natürlich gibt es auch irgendwann den Augenblick, bei dem man merkt, hier entwickelt sich mehr -Sympathie und die Neugierde auf die Person in der realen Welt: Der Jackpot! Das, wofür sich diese anstrengende Suche lohnt!
Ja, es gibt die Leute, die sich abheben von den Anderen; diejenigen, die man tatsächlich treffen möchte. Manchmal erst nach langem, vorsichtigen Abchecken, manchmal flashts schnell – aber, egal wie – im „Best Case“ landet man bei der Frage – Wollen wir uns treffen?
Und damit kommts zu einem
DATE! Juppeij
…und weiter geht´s in Kürze! (ls)
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