Oberbürgermeister will Innenstadtmaßnahmen vorziehen
Der Innenstadtprozess läuft im Zeitplan. Nach zahlreichen Terminen des „Runden Tisches“ und fast 200 Vorschlägen für die Zukunft der Innenstadt werden diese derzeit durch die Stadtverwaltung auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Planmäßig soll daraus im Frühjahr ein Gesamtkonzept erarbeitet werden, das der Stadtrat im Juli beschließen wird.
„Dieser Prozess läuft wie geplant, mit großartiger Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und vielen tollen Ideen, auch aus der Verwaltung“, so Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf. „Die Dramatik der aktuellen Entwicklung erfüllt mich jedoch mit großer Sorge.“ Der lange Lockdown seit Dezember mache den Einzelhändlern schwer zu schaffen, auch der angekündigte Rückzug von C&A aus der Fußgängerzone sei eine weitere Negativnachricht für die Innenstadt.
„Corona hat die Entwicklung stark beschleunigt, wir sollten nun rasch handeln und prüfen, welche Maßnahmen wir vorziehen können, um der Innenstadt zu helfen.“ Zusammen mit dem städtischen Wirtschaftsreferenten Prof. Georg Rosenfeld startet OB Christian Scharpf daher nun eine Offensive zum Leerstandsmanagement in der Innenstadt.
Wie viele andere leidet auch die Ingolstädter Innenstadt unter dem Umbruch im Einzelhandel. Die Corona-bedingten Einschränkungen und Schließungen haben den Transformationsprozess, der bereits vor der Pandemie einsetzte, beschleunigt, die Zahl der Leerstände erhöht sich stetig.
„Unsere Altstadt verändert sich zusehends. Das Fußgängerzonen-Konzept aus den 60er- und 70er-Jahren mit seiner Fokussierung rein auf den Einzelhandel hat sich überlebt. Selbstverständlich wird und muss es weiterhin attraktive Geschäfte geben, aber der großflächige Einzelhandel verschwindet zunehmend. Ich sehe unsere Innenstadt derzeit auf dem Weg zurück zu den Wurzeln: Mit einem Nutzungsmix, den Innenstädte in den vergangenen Jahrhunderten immer hatten – als Ort zum Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, als Ort der persönlichen Begegnung und des geselligen Beisammenseins in Gastronomie, Bars und Kneipen, als Ort des politischen Zentrums und der kulturellen Vielfalt“, betont Dr. Scharpf.
„Unsere Innenstadt durchlebt einen schmerzhaften Veränderungsprozess. Aber sie bleibt Herz und Seele unserer Stadt! Der Innenstadtprozess hat bereits wichtige Impulse geliefert. Unsere Aufgabe ist es jetzt, diesen Prozess zu begleiten und aktiv zu gestalten. Denn der Umbau der Innenstadt ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“ Gleichzeitig warnt er aber vor überzogenen Erwartungen: „Die Stadt ist in den meisten Fällen nicht Eigentümerin der Immobilien und kann daher nur bedingt in den Markt von Angebot und Nachfrage eingreifen. Aber die Stadt kann sehr wohl einige Rahmenbedingungen beeinflussen, sie kann koordinieren, vernetzen, unterstützen und wichtige Impulse setzen.“
Konkret soll nun schnellstmöglich ein Leerstandsmanagement aufgebaut werden, um – wo möglich – die Umnutzung voranzutreiben. „Das kann zum Beispiel ein Kunstkaufhaus, ein Kultur- und Kreativzentrum oder etwas anderes sein“, schlägt Scharpf vor.
Der Oberbürgermeister hat Prof. Rosenfeld beauftragt, auf Basis der Vorschläge aus dem „Runden Tisch Innenstadt“ ein aktives Leerstandsmanagement zu etablieren. Geplant sind ein innenstadtbezogenes Flächenmanagement-Tool und ein Leerstandskataster. Hier sollen die Leerstände erfasst sowie Mietinteressenten und Eigentümer zusammengebracht werden. Ein Eigentümerstammtisch wurde bereits gegründet, die Überarbeitung der Imagebroschüre der städtischen Wirtschaftsförderung IFG mit Datenblättern für Ansiedlungswillige und Mietinteressenten ist geplant.
Ein wichtiger Baustein bleibt auch das seit Jahren etablierten Programm „City-Freiraum“: Start-ups und Selbstständige werden temporär mit einem Mietkostenzuschuss subventioniert, mit dem Ziel, Leerstände in der Innenstadt langfristig zu beziehen. Aktuell nutzen sieben Gründer das Angebot.
Zusätzlich soll das Thema Parken angegangen werden. „Wenn wir die Innenstadt nach Corona beleben wollen, müssen die Parkgebühren in den Tiefgaragen runter“, sagt Dr. Scharpf, der das Thema so schnell wie möglich in die entsprechenden Gremien einbringen will. Weitere Themen, die ebenfalls in den Arbeitskreisen zur Innenstadtbelebung diskutiert werden und jetzt in der Verwaltung geprüft werden sind u.a.: die zeitliche Verschiebung der Sanierung der Fußgängerzone, die Öffnung der West-Ost-Achse, also der Ludwig- und der Theresienstraße, für Radfahrer, die bereits bewährte Aufstellung von Pflanztrögen, gestaltet von heimischen Gärtnern. „Das alles muss thematisiert werden; wenn nicht jetzt, wann dann?“ Parallel will der Oberbürgermeister mit diesen Überlegungen die politische Diskussion vorantreiben, um die Entscheidungsfindung für den Stadtrat vorzubereiten.