IG Metall ist bereit für einen harten Arbeitskampf
Warm anziehen heißt es für die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie. Oder besser „feuerfest“ machen! Denn „nach Ostern könnte die Hütte brennen,“ meinte Jörg Schlagbauer, Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Audi, im Rahmen der Pressekonferenz der Gewerkschaft im Ingolstädter Gewerkschaftshaus. Die Genossen zeigen sich kampfbereit: Nach einem Corona-Jahr ohne Tarifabschluss und einer Nullrunde ist jetzt Schluss mit der Zurückhaltung. Und so informierten Bernhard Stiedl (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt) und Tamara Hübner (Zweite Bevollmächtigten der IG Metall Ingolstadt) zusammen mit Andreas Domke (Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Airbus Defence and Space in Manching) Jana Rauch (Vertrauenskörperleiterin der IG Metall bei Aurora Lichtwerke GmbH) und Wolfgang Strasser (Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Wacker Neuson Produktion GmbH & Co.KG.) über die aktuelle Tarifverhandlung und geplante Protestaktionen.
Klar ist dabei: Wegen Corona können etwa Großkundgebungen, wie sie z.B. auf der Audi Piazza durchgeführt worden waren, nicht stattfinden. Dennoch planen die IG Metaller für den kommenden Freitag als Auftaktveranstaltung die Drive In Variante einer Kundgebung: Um 18 Uhr geht’s auf dem Parkplatz am Audi Sportpark los – mit Bühne und Übertragung der Ansprachen direkt ins Auto. Nur 200 Personen sind zugelassen, aber Vertreter aller tarifgebundenen Betriebe der Region sollen dabei sein. Dass die Veranstaltung am Freitag Abend auf jeden Fall stattfindet, ist auch ein klares Statement. Denn den plötzlich anberaumten Tarifverhandlungen am Freitag räumen die Metaller offensichtlich keine großen Erfolgsaussichten ein.
„Die Arbeitgeber vermuten, wir wären nicht aktionsfähig,“ so Stiedl. Aber da wolle man sie eines Besseren belehren. Oder wie es Wolfgang Strasser (Wacker Neuson) ausdrückte: „Wenn´s scheppern und krachen soll, wir wissen wie´s geht!“ Er bezeichnete die Forderungen der Arbeitgeber, die u.a. eine Kürzung des Urlaubs- und Weihnachtsgeld beinhalte, als Frechheit: „Man war keinen Millimeter bereit, denen mit den höchsten Einbußen bei der Kurzarbeit entgegen zu kommen.“ Die Arbeitgeberseite argumentiere mit den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, aber: „Es sind auch für die Beschäftigten schwierige Zeiten,“ betonte Bernhard Stiedl, „es sind Schichten ausgefallen, es wurde Urlaub genommen, wenn es dem Betrieb gepasst hat.“ Die wichtigsten Forderungen der Gewerkschaft sind die Beschäftigungssicherung (auch durch Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage-Woche), die Beteiligung der Mitarbeiter bei der Zukunftsausrichtung der Betriebe und eine Stabilisierung der Entgelte (4 Prozent mehr, die auch zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden können). Zudem ging es um die Übernahmeregelungen für Auszubildende und Studenten im Dualen Studium. Als ärgerlich bezeichnete Audi Vertrauenskörperleiter Jörg Schlagbauer, der auch Mitglied der bayerischen Tarifverhandlungskommission ist, das Verhalten der Arbeitgeber. „Sie sind in alte Rituale verfallen und gehen in eine Verweigerungshaltung.“ Dabei hatte es zunächst geheißen man würde bis zum Ende der Friedenspflicht (1. März) zu einem Ergebnis kommen.
Die IG Metall ist startklar, um ab kommender Woche mit Arbeitsniederlegungen bzw. Frühschlussaktionen Druck auf die Verhandlungspartner auszuüben. Auch digitale Warnstreiks, also Arbeitsniederlegungen im Homeoffice, sind laut Jörg Schlagbauer z. B. bei Audi vorstellbar. An verschiedenen Standorten sind Beameraktionen oder Unterschriftensammlungen geplant, Fahnen an den Autos der Arbeitnehmer und auch lautes Hupen werden auf die Forderungen aufmerksam machen. „Wir können uns auf die Kollegen verlassen und stehen schon in den Startlöchern,“ erklärte Jana Rauch (Aurora Lichtwerke). Das Unternehmen in Eichstätt (ehemals Ledvance bzw. Osram) hatte während der Corona-Pandemie keine Kurzarbeit angemeldet und laut Rauch „voll durchgearbeitet“ – ebenso wie Airbus Defence and Space in Manching. Volle Arbeitsauslastung und trotzdem eine erneute Nullrunde sowie weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld – dagegen wehren sie sich. Überhaupt: „Die im DAX gelisteten Großunternehmen haben ihren Aktionären eine Dividende von 12 Milliarden Euro ausbezahlt und uns wollen sie mit einer Nullrunde abspeisen,“ ärgerte sich Bernhard Stiedl. Die Streikkasse ist im Übrigen gut gefüllt. Es könnte also ein langer, intensiver Arbeitskampf werden.