Verhütung für alle: Stadt richtet Familienplanungsfonds ein
„Ich freue mich, dass wir Ihnen dieses Herzensprojekt vorstellen können,“ erklärte die Ingolstädter Gleichstellungsbeauftragte Anja Assenbaum in der städtischen Pressekonferenz. „Mit dem Thema bin ich auf offene Ohren gestoßen!“ Das Thema, um das es geht, ist – sagen wir es ohne Umschweife – die menschliche Fortpflanzung und damit die Familienplanung. Und hier spielt wie in so vielen Bereichen des Lebens das Geld eine wichtige Rolle. „Wenn kein Geld für die Familienplanung vorhanden ist, dann gibt es mehr Schwangerschaftsabbrüche. Das zeigen Statistiken,“ betonte Anja Assenbaum: „Familienplanung darf nicht vom Einkommen abhängen.“ Um Menschen mit geringem Einkommen (z.B. Sozialleistungsempfänger und Inhaber des IngolstadtPass) bei der Familienplanung unter die Arme zu greifen, hat die Stadt Ingolstadt nun einen sogenannten Familienplanungsfonds (gedeckelt mit 30 000 Euro) eingerichtet. Über diesen Fonds werden die Kosten übernommen, die für alle ärztlich verordneten Verhütungsmittel und -maßnahmen anfallen. Sollten andere Verhütungsmittel gewünscht werden, muss dies mit einem ärztlichen Attest oder von einer der Ingolstädter Schwangerenberatungsstellen im Einzelfall bestätigt werden.
Empfängnisverhütung ist in den meisten Fällen „Frauensache“ – in Ingolstadt können allerdings auch Männer Leistungen beantragen, etwa für eine Sterilisation oder für Kondome. Anja Assenbaum ist es wichtig Männer bei der Kostenübernahme von Verhütungsmitteln zu unterstützen: „Damit haben wir nicht nur die Familienplanung, sondern zusätzlich die Vermeidung von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis oder AIDS im Blick.“
Bürgermeisterin Petra Kleine freute sich, dass dieses wichtige Thema endlich realisiert werden kann: „Mit dem neuen Familienplanungsfonds wollen wir alle Menschen in Ingolstadt unterstützen, die in prekären finanziellen Verhältnissen leben. Denn schließlich ist das Recht auf Familienplanung ein Grundrecht und darf nicht vom Einkommen abhängen.“
Die Anträge auf Unterstützung aus dem Familienplanungsfonds können unkompliziert online über die Seite www.ingolstadt.de/familienplanungsfonds gestellt werden. Der Antrag kann auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Die Postadresse für alle Anträge ist das Jobcenter Ingolstadt, Adolf-Kolping-Straße 10, 85049 Ingolstadt.
Die Bearbeitung der Anträge erfolgt im Jobcenter und im Amt für Soziales. Zentrale Telefonnummer für alle Fragen ist die 0841 305-2988.
Ein Faltblatt mit allen Informationen steht in diversen Sprachen und auch in Leichter Sprache zur Verfügung. Es kann ebenfalls über www.ingolstadt.de/familienplanungsfonds abgerufen werden.
Über die Möglichkeiten der Familienplanung und die Verhütung von Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten informieren in Ingolstadt die Schwangerenberatungsstellen des Gesundheitsamtes, von Frauen Beraten – Diakonie Ingolstadt, ProFamilia und des Sozialdienstes katholischer Frauen.
Im Regelbedarf nach dem SGB II bzw. SGB XII sind für Alleinstehende aktuell monatlich 17 Euro für Gesundheitsausgaben vorgesehen, weitere 15,30 Euro für den Ehepartner bzw. die -partnerin. Von diesem Geld müssen sämtliche Medikamente, Verbandsmaterialien etc. bezahlt werden. Die Finanzierung der Antibabypille ist somit schwierig – das Ansparen auf eine Spirale oder andere längerfristige Empfängnisverhütungsmittel praktisch unmöglich.