Holzheizkraftwerk Kösching: Ein Stück weitergekommen
Eine Delegation aus Kösching unter der Führung von Bürgermeister Ralf Sitzmann (UW) hat das HolzEnergieWerk der Prolignis AG in Melsungen besichtigt, das „Musterstück“ des Ingolstädter Energie-Erzeugers in Nordhessen. Mitgereist waren Dieter Betz (SPD), Georg Liebhard (CSU), Leo Pannwitz (UW), Jörg Semmler (UW), Wolfgang Brauner (ÖDP) und Bauamtsleiter Thomas Heinz. Mit von der Partie waren auch Dr. Rüdiger Recknagel, Leiter Umweltschutz (weltweit) bei AUDI und der für das Projekt zuständige Projektmanager Stephan Brun. Die Reise verweigert hatte die Bürgerinitiative „Stoppt das Kraftwerk“, das Aktionsbündnis „Uns stinkt’s“ war terminlich verhindert. Dass die Aktivisten nicht dabei waren, das fanden die Mitreisenden „schade“. Über die Parteigrenzen hinweg war man sich sicher, dass gerade die Mitglieder der BI hier hätten erkennen können „ob die Holzverbrennung sauber abläuft“.
Empfangen wurden die Köschinger vom Vorstandsvorsitzenden der Prolignis AG, Tobias Mayinger, dem Köschinger Projektmanager des Unternehmens, Wolfgang Krug sowie dem Melsunger Bürgermeister Markus Boucsein (parteilos). Letzterer kam in Begleitung des Ortssprechers der nur 500 Meter am nächsten gelegenen Stadtteils, Wolfgang Fröhlich und der Leiterin des Forstamtes Melsungen, Petra Westphal Sie führte den Besuchern, stellvertretend für die vielen Holzlieferanten, die regionale Holznutzung, die Ökobilanz der C02-freien Verbrennung und die Nachhaltigkeit des nachwachsenden und dauerhaft ausreichend vorhandenen Rohstoffes nochmals vor Augen.
„Es gab“ – so Markus Boucsein – „seit der Einweihung kein einziges Bürgergespräch, in dem der Standort des Prolignis-Werkes Grund für eine Beschwerde gewesen sei. Dasselbe gilt für die zweite Anlage.“ Diese wird übrigens am selben Standort in Kürze in Betrieb gehen. Melsungen erreicht damit 70 Prozent der Verbrennungskapazität des geplanten HEW in Kösching. Die 121.000 Tonnen Brennstoff (Kösching 173.000 to) werden täglich von 19 -20 LKW (Kösching 29 LKW) angeliefert. Wolfgang Fröhlich erzählte von den Befürchtungen, die zunächst auch in Adelshausen vorherrschten – sie seien ähnlich gewesen, wie die in Kösching. Er erwähnt die Angst vor Geruchsbelästigungen „die sich nicht bestätigt haben“ und dem Schwerlastverkehr, der sich größtenteils an die auferlegten Regeln hält und der zudem im Vergleich zu den rund 800 Brummis des nahegelegenen EDEKA-Lagers zu vernachlässigen sei.
Ähnlich wie in Kösching, wo der Großteil der Wärme für AUDI bereitgestellt werden soll, ist es unter anderem Dampf, der zu Sterilisationszwecken des weltweit tätigen Arzneimittel-Unternehmens der Grund für die Investition in das HolzEnergieWerk. Und ähnlich wie in Kösching, trägt sich auch die Stadt Melsungen laut Aussagen des Bürgermeisters ganz aktuell mit dem Gedanken, Schulzentrum und Bäder des 13.000 Einwohner-Ortes an ein Wärmenetz anzubinden. Die rechtzeitige Einbindung der Bevölkerung sei ein wichtiges Element, gibt der Boucsein seinen Kollegen aus Kösching noch mit auf den Weg und gesteht, dass das damals in Melsungen nicht optimal gelaufen sei. Dabei ging es weniger um die Ansiedlung des HEW der Prolignis AG als vielmehr um die Erweiterung des dortigen Industriegebietes. Dagegen sei er auch gewesen, bestätigt der Ortssprecher aus Adelshausen. Am Anfang, so Fröhlich, seinen noch Lärmbelästigungen aufgetreten, die aber durch technische Verbesserungen bald abgestellt waren.
Beim Rundgang durch die Anlage stellten die Besucher einmal mehr fest, dass man sich selbst bei den Kondensatoren noch normal unterhalten konnte. Dabei gab es hier auch Befürchtungen, dass es lauter werden könnte“, erzählte Krug, der den Verbrennungsvorgang im Kesselhaus erklärt. 950 Grad Celsius werden hier erreicht. Krug führte die Gäste zum Aschelager, zeigte die Elektrofilter, die in Kösching durch noch modernere Gewebefilter ersetzt werden sollen und er erklärte auch die Kontrolleinrichtungen in denen Messwerte erzeugt werden bei deren Überschreitung sofort die Behörden informiert werden würden. Mitarbeiter überwachen die Vorgänge von der Anlieferung der Hackschnitzel bis hin zur Verbrennung alle Schritte über Monitore.
Sitzmann ist mit dem Tag zufrieden. Auf der Rückreise gibt er zu verstehen, dass viele Fragen beantwortet wurden, dazu gehörte auch die Aussage der AUDI-Vertreter, dass das bisher eingesetzte Gaswerk für fossile Energieträger nach Inbetriebnahme des HEW in Kösching ausgeschaltet aber nicht abgebaut werde. AUDI im Werk aber leider keinen Platz habe, das Projekt dort anzusiedeln. Ähnlich positiv äußerte sich auch der zweite Bürgermeister Dieter Betz. Er will das Projekt in Kösching vorantreiben – gerade wegen des Standorts. Sitzmann am Schluss der Reise laut Redakteurin Tanja Stephan vom DONAUKURIER, die die Teilnehmer der Reise journalistisch begleitete: „Heute sind wir ein Stück weitergekommen“.
Fotos: Wolfgang Krug