IG Metall: Warnstreikheftigkeit größer als bisher
„Wir erwarten ein konstruktives Verhalten der Arbeitgeber am Verhandlungstisch!“ Bernhard Stiedl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, wurde emotional, als es bei der Jahrespressekonferenz der IG Metall um die Tarifauseinandersetzung ging. Die Gewerkschaft geht dabei mit klaren Forderungen in die Verhandlungen: Vier Prozent mehr Geld für die Beschäftigten lautet die Kernforderung (und nicht etwa sechs oder acht Prozent wie man sie schon in der Vergangenheit gefordert hatte). Die Corona-Pandemie und ihre Folgen werden dabei berücksichtigt und so steht auch die Beschäftigungssicherung im Vordergrund. Die vier Prozent mehr sollten daher auch zur Beschäftigungssicherung, also z.B. die Zahlungen eines Teilentgeltausgleich verwendet werden: „Als Optionsmodell fordern wir die 4-Tage-Woche mit Teilentgeltausgleich für Betriebe, die Probleme damit haben, ihre Beschäftigten zu halten,“ erklärte Bernhard Stiedl. Betriebliche Zukunftstarifverträge sollen außerdem dafür sorgen, dass angesichts des Strukturwandels und der Transformationsprozesse gerade im Bereich der Automobil- und Elektroindustrie langfristige Zusagen für Beschäftigung, Investitionen und auch Qualifizierungen festgelegt werden. „Wir brauchen intelligente Antworten und müssen die Belegschaften mitnehmen!“, so Stiedl.
Es könnte daher zu einer heißen Tarifauseinandersetzung kommen. Am 16. Februar werden die Vertrauensleute informiert. Mit Ende der Friedenspflicht am 1. März könnte es zu ersten Aktionen kommen. Geplant ist etwa eine Veranstaltung (natürlich unter Corona Auflagen) am Audi Sportpark. Diese könnte den Auftakt zu Streiks bilden: „Die Warnstreikheftigkeit wird größer sein als bisher,“ so Bernhard Stiedl.
„Generation Corona“ verhindern
„Die Ausbildungszahl darf nicht verringert werden,“ erklärte Tamara Hübner, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt. Angesichts einer deutlich ansteigenden Jugendarbeitslosigkeit gelte es umso mehr, Ausbildungsplätze zu erhalten und auch dual Studierende mit Tarifverträgen zu schützen. Eine „Generation Corona“ sollte auf jeden Fall verhindert werden. Gleichzeitig müsse man sich auf die neue, digitale Arbeitswelt einstellen ud diese auch gestalten. Zum Thema Homeoffice erklärte Bernhard Stiedl: „Dort, wo es möglich ist, sollte es auch möglich sein. Der Gesetzgeber war noch nicht in der Lage, eine vernünftige gesetzliche Regelung zu verabschieden. Es gibt noch keinen Rechtsanspruch, wie etwa bei der Eltern- oder Teilzeit. Leider wird das von konservativer Seite blockiert.“ Allerdings sei auch klar: „Ein Auto kann ich nicht im Homeoffice bauen.“ Für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz setzte und setzt sich die IG Metall daher ein – mit Erfolg, die Stiedl betonte: „Es gibt weniger Infektionen, wo Betriebsräte mitreden.“
Wirtschaftseinbruch relativ gut verkraftet
Die Corona-Pandemie hat in der Metall- und Elektroindustrie in der Region weniger Schaden angerichtet als in anderen Branchen, etwa dem Handel oder der Gastronomie. Standortschließungen seien verhindert worden. Zwar würden bei Audi 9500 Stellen abgebaut, aber es gelte die Beschäftigungsgarantie bis 2029. Die Schließung des Osram Standorts in Eichstätt bezeichnete Stiedl als „dramatisch für die Betroffenen“, aber insgesamt „hoffen wir, dass wir gut über die Krise kommen.“ Die Arbeitslosenquote in der Region sei im bundesweiten Vergleich immer noch auf sehr niedrigem Niveau: „Auch so einen Wirtschaftseinbruch verkraften wir relativ gut, aber die kritische Zeit dauert schon sehr lange an. Jetzt wird es Zeit, dass mehr Licht am Ende des Tunnels kommt.“ Die Prognosen der Wirtschaftsinstitute sehen laut Stiedl die deutsche Wirtschaft 2021 auf Erholungskurs. Rückblickend hätten die IG Metall Betriebsräte 2020 einen guten Job gemacht: So konnte das Kurzarbeitergeld in Ingolstadt durchschnittlich um ca. 24 Prozent augfestockt, es konnten Beschäftigungssicherungen und flexible Arbeitszeitregelungen z.B. für die Kinderbetreuung vereinbart werden. Der Spitzwert bei den Beschäftigten in Kurzarbeit lag im vergangenen Jahr bei 20 000.
Die IG Metall Ingolstadt hatte nicht unter der Corona-Krise zu leiden: Die Zahl der Mitglieder liegt stabil bei 50 000. Rund 2200 Vertrauensfrauen- und männer sind neu oder wieder gewählt worden. erfreulich hoch sei die Zahl der Jugendlichen mit 6200. „Ich glaube, dass insbesondere in der Region Ingolstadt die IG Metall hoch anerkannt ist,“ meinte Bernhard Stiedl, „die Betriebsräte machen einen tollen Job.“