Ein Sammler und seine Wunderkammer
Dass man hier einmal Menschen gegen einen Virus impfen würde, hätte sich der Jesuitenpater Ferdinand Orban vermutlich nicht träumen lassen. Der Orbansaal wurde um 1727 für seine Sammlung an Kostbarkeiten und Kuriositäten errichtet. 3500 Gulden investierte das Jesuitenkolleg in einen Neubau direkt am Canisius Konvikt im Garten des Kollegs. Der lange Saal mit seinen Fenstern war dazu angelegt, die unzähligen Objekte zu beherbergen und zu präsentieren. Mit einem modernen Museum kann man dieses Wunderkammer nicht vergleichen, aber es muss ein spektakulärer Anblick gewesen sein: Textilien, Waffen, Münzen, Kleinplastiken, Steinschnitte, Gemälde, Mineralien, Muscheln, Insekten, ein Teil der Türkenbeute aus Wien von 1683 und und und gab es zu sehen. Sogar die Hirnschale von Oliver Cromwell war darunter.
Ferdinand Orban brachte seine Sammlung aber nicht nur Ruhm, sondern auch Ärger mit der Ordensleitung ein. Dem eigenwilligen Jesuiten wurde ihm angesichts seiner Wunderkammer „mangelnde Armut“ vorgeworfen. Am 30. Dezember 1732 stirbt Ferdinand Orban in Ingolstadt. 1773 wird der Jesuitenorden aufgelöst und die Sammlung geht in den Besitz der Bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt über. 1800 wird die Univesität nach Landshut verlegt, dann 1826 nach München. Orbans „Schatz“ bildet damit den Grundstock der wissenschaftlichen Sammlungen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Etliches ist allerdings auch verloren gegangen, einige Objekte sind außerdem im Museum “Fünf Kontinente” in München zu sehen und wenige Ausstellungsstücke haben in einer Vitrine im Ingolstädter Stadtmuseum ihre Platz gefunden.
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