Aktionsbündnis „Uns stinkt’s!“ unterstützt Bürgerbegehren in Kösching
Die Aktionsgruppe „Uns stinkt´s!“ hat sich mit dem Ziel zusammengeschlossen, etwas gegen die Luftbelastung durch TAL und GUNVOR im Ingolstädter Nordosten zu unternehmen. Dazu teilt die Aktionsgruppe mit: Durch das Vorhaben, zwischen Tanklager und Raffinerie ein Holzkraftwerk zu errichten, hat sich der Betreiber Prolignis in den Focus der Bürgerinitiative gerückt.
Vertreter der Bürgerinitiative waren bereits mit den Kraftwerksbetreibern im Gespräch und haben sich in mehreren Konferenzen mit dem geplanten Kraftwerk auseinandergesetzt und eine Reihe von Problemfeldern identifiziert.
Vor allem die direkten Anwohner in Unter- und Oberhaunstadt befürchten neben der bestehenden Belastung durch Tanklager und Raffinerie eine zusätzliche Kontamination der Luft.
Das Hauptaugenmerk liegt somit auf den Schadstoffen und auf den Materialien und Abfallhölzer, die verbrannt werden sollen. Eine Reihe von fest installierten Messstellen rund um die Anlagen stellen eine dringende Forderung der Bürgerinitiative dar. Da die Anwohner ohnehin zusätzlich durch die nahe gelegene Autobahn beeinträchtigt werden, stellt sich auch die Frage nach der Anzahl der Transporte, nach den Transporten in der unmittelbaren Umgebung und nach dem Einzugsgebiet der Hölzer. Ein weiter Transportweg ist ökologisch kaum vertretbar. Bedenken bestehen auch wegen einer evtl. Umwidmung in ein Kraftwerk für sog. Ersatzbrennstoffe, falls sich die Holzverfeuerung nicht wirtschaftlich darstellen ließe.
Da der Kraftwerksstandort offensichtlich auf Köschinger Gemeindegebiet liegt, sehen die Anwohner in Unter- und Oberhaunstadt keine direkte Einflussmöglichkeit auf die Genehmigungsbehörden im Landkreis Eichstätt und in Kösching. Die Aktion „Uns sinkt´s!“ begrüßt ein Bürgerbegehren, wie es derzeit von einer Bürgerinitiative in Kösching angestrebt wird. Auch und vor allem für die Kraftwerksbetreiber bietet sich im Rahmen eines Bürgerbegehrens die Möglichkeit, verbindliche Antworten auf die vielen Fragen zu liefern.
Aktionsbündnis „Uns stinkt’s!“ unterstützt das Bürgerbegehren in Kösching – die Argumente:
Anwohner fürchten, dass das geplante Heizkraft auf Köschinger Grund die Luftqualität aller benachbarter Kommunen und der Stadt Ingolstadt weiter negativ beeinträchtigen wird.
Die Luftqualität gerade im Ingolstädter Norden ist durch die Industriebetriebe TAL, GUNVOR sowie die Autobahn bereits über die Maßen belastet. Eine zusätzliche Belastung durch das geplante Kraftwerk sieht das Aktionsbündnis deshalb besonders kritisch.
Das Aktionsbündnis fordert valide Zahlen und Gutachten unabhängiger Institutionen in Bezug auf alle mit dem Kraftwerk zu erwartenden Emissionen.
Durch das Kraftwerk will AUDI am Standort Ingolstadt klimaneutral werden. Das Aktionsbündnis unterstützt dieses Vorhaben, stellt aber klar, dass ein solches Vorhaben nicht zu Lasten der Anwohner gehen darf und auch tatsächlich klimaneutral sein sollte. Bei Holzheizkraftwerken ist diese Frage umstritten.
Die Öffentlichkeit wurde bisher nicht am geplanten Bau beteiligt. Viele Fragen zum Betrieb des Kraftwerks sind noch offen. Ein Bürgerbegehren bietet die Möglichkeit, alle offenen Fragen mit der größtmöglichen Transparenz zu klären. Deshalb unterstützt das Aktionsbündnis „Uns stinkt’s!“ das Köschinger Bürgerbegehren „Stoppt das Kraftwerk“.
Das Aktionsbündnis lädt am Mittwoch 20. Januar um 19 Uhr zu einer öffentlichen Videokonferenz.
Mit der Entscheidung, das Grundstück zwischen TAL und GUNVOR an die Prolignis AG zu verkaufen, um dort ein Heizkraftwerk zu errichten, wurden nicht nur die Köschinger vor vollendete Tatsachen gestellt. Auch die Einwohner aller umliegenden Kommunen wurden vorab nicht informiert, dass nach mehreren gescheiterten Anläufen des Betreibers in Großmehring und Wettstetten jetzt in Kösching das Heizkraftwerk mit enormer Heizleistung errichtet werden soll. Als die Pläne öffentlich wurden, haben sich viele Anwohner auch an das Aktionsbündnis „Uns stinkt’s!“ gewandt. Stellvertretend hier die Reaktion von Dr. Ulrich Bergmeier: „Ich meine, dass die riechbare Umweltbelastung vor unserer Haustür (GUNVOR, TAL, Müllverbrennung, Autobahn) genug ist. Ich kann es nicht nachvollziehen, wie in nur 700 Meter Entfernung zum Ortsschild Unterhaunstadt ein Verbrennungskraftwerk geplant werden kann, das zusätzliche Emissionen erzeugen wird. Ich bin Haunstädter. Mir gefällt es hier. Ich möchte nicht gezwungen sein, aufgrund zunehmender Umweltbelastung wegziehen zu müssen.“
Alle Einwohner in der Region Ingolstädter Norden sind vom Bau des geplanten Heizkraftwerks betroffen. Die Emissionen des Kraftwerks und des zusätzlichen Schwerlastverkehrs machen nicht an Gemeinde- oder Landkreis-Grenzen Halt. „Vor allem die direkten Anwohner in Unter- und Oberhaunstadt befürchten neben der bestehenden Belastung durch Tanklager und Raffinerie eine zusätzliche Kontamination der Luft“, sagt Joachim Siebler, Sprecher des Aktionsbündnisses „Uns stinkt’s!“. „Das Hauptaugenmerk liegt somit auf den Schadstoffen und auf den Materialien und Abfallhölzer, die verbrannt werden sollen. Die Bürgerinitiative stellt somit die dringende Forderung, eine Reihe von Messstellen rund um die Anlagen zu installieren.“
Anders als die Bezeichnung „klimaneutral“ vermuten lässt, emittiert auch ein Holzkraftwerk eine beträchtliche Menge von CO2 und weiteren Schadstoffen. Das Kraftwerk, das in Kösching entstehen soll, soll das größte werden, das der Betreiber bisher gebaut hat. Es ist deshalb auch nicht mit kleineren Anlagen, wie etwa in Pfaffenhofen oder Kelheim, vergleichbar. Was in Kösching entstehen soll, stellt eher Holzverbrennung im großindustriellen Maßstab dar. Die Firma AUDI tritt laut Zeitungsberichten als Hauptabnehmer der erzeugten Wärme auftritt, um damit die eigene Klimabilanz zu verbessern. Somit steht der Automobilhersteller ebenfalls in der Verantwortung, die tatsächliche Klimaneutralität nachzuweisen und zu den erzeugten Schadstoffen Stellung zu nehmen.
Das Aktionsbündnis „Uns stinkt’s!“ fordert ein wissenschaftliches Schadstoff-Gutachten eines von der Industrie unabhängigen Instituts. Gerade im Ingolstädter Norden ist die Luftqualität durch die Emissionen mehrerer Industrie-Betriebe wie TAL und GUNVOR sowie die Nähe zur Autobahn besonders belastet. Aus diesem Grund erwarten wir im Namen aller Anwohner genaue Angaben, welche Mengen an zusätzlichen Schadstoffen bei Inbetriebnahme des Kraftwerks auf die Region zukommen würde.
Zudem fordert das Aktionsbündnis ein Emissions- und Umweltgutachten unter der Berücksichtigung der in der Region gerade in den Herbst- und Wintermonaten vorherrschenden drückenden „Nebelglocken-Wetterlage“. Diese erschwert den Luftaustausch und damit auch das „Abwehen“ der Schadstoffe.
Die Aktionsgruppe „Uns stinkt’s“ erwartet desweiteren verbindliche Zusagen, was mit dem Kraftwerkstandort passieren wird, sollte sich das Holzheizkraftwerk in naher oder ferner Zukunft wirtschaftlich nicht mehr rechnen. Wir sehen die Gefahr, dass der Standort in ein Kraftwerk für Ersatzbrennstoffe umgewidmet werden könnte. Wir fordern, diese Möglichkeit rechtlich verbindlich schon jetzt auszuschließen. Auch hinsichtlich des angekündigten Verzichts auf die Verbrennung von Abfallhölzern der Klasse A2 stellt sich die Frage, auf welche Weise der Verzicht auf Verbrennung behandelter, verleimter und lackierter Brennhölzer über die gesamte Betriebslaufzeit des Kraftwerks garantiert bzw. kontrolliert werden kann.
Herkunft des Holzes: Der Betreiber gibt an, dass 30 bis 50 Prozent des Holzes aus einem Umkreis von 50 Kilometern kommen soll, der Rest aus einem Umkreis von 150 Kilometern. Der Holz-Transport erfolgt per Lkw. Angeblich sind die Transportwege laut Betreiber in die positive Klimabilanz des Kraftwerks eingerechnet. Wir fordern, diese Rechnung offen zu legen. Zudem haben Fachleute aus der Holzwirtschaft gegenüber der Aktionsgruppe „Uns stinkt’s!“ bezweifelt, dass angesichts der großen Holzmengen, die jährlich benötigt werden, diese Radien eingehalten werden können. Es gebe in diesem Umkreis nicht genug Holz, so die Meinung der Experten. Die Aktionsgruppe „Uns stinkt’s!“ fordert den Betreiber deshalb auf darzulegen, wie der Holzbedarf für das geplante Kraftwerk langfristig in dem angegebenen Umfeld gedeckt werden soll.
Grundsätzliches zum Thema Holzheizkraftwerk: Die Aktionsgruppe „Uns stinkt’s!“ hinterfrägt den Einsatz größerer Holzheizkraftwerke im Zuge der Energiewende kritisch. In der Wissenschaft mehren sich die Stimmen, die vor der Holzverbrennung im industriellen Stil warnen. 2018 schickten rund 800 Forscher einen entsprechenden Brandbrief an das EU-Parlament. Auch der EU-Forschungsverbund Easac schlägt Alarm: Die CO2-Emissionen pro Stromeinheit, die aus Waldbiomasse erzeugt werden könnten, seien höher als die von Kohle, so die Easac. Der Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre werde sich erhöhen, sollte Kohle durch Holz als Brennstoff ersetzt werden. Politisch gilt die Verbrennung von Holz als klimaneutral, weil, so die Begründung, das emittierte CO2 vom nachwachsenden Baumbestand aufgenommen werde. Die Easac erklärt hierzu, dass diese Rechnung so schnell nicht aufgeht. Es werde Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte dauern, bis das CO2 von der nachwachsenden Vegetation gebunden werde.
Viele Fragen in Bezug auf das geplante Kraftwerk in Kösching müssen vom Betreiber noch schlüssig beantwortet werden. Deshalb unterstützt die Aktionsgruppe „Uns stinkt’s“ das angestrebte Bürgerbegehren in Kösching. Prolignis erhält durch das Bürgerbegehren die Möglichkeit, öffentlich und transparent zu den offenen Fragen Stellung zu nehmen.
Wir möchten zudem betroffene Bürger informieren und ihnen den Austausch ermöglichen. Deshalb veranstalten wir am 20. Januar um 19 Uhr eine öffentliche Video-Konferenz zum Thema geplantes Heizkraftwerk in Kösching. Wer an der Konferenz teilnehmen möchte, kann unter info@uns-stinkts-in-IN.de einen Zugangslink anfordern.
Symbolfoto: freepik/kuprevich