Von der Krise gebeutelt und doch für Hilfsbedürftige da
„Ich wusste im März nicht, ob ich nicht selber zur Tafel muss!“ Schausteller Ludwig Daufratshofer hat die Corona-Krise – wie all seine Kollegen aus der Branche – voll erwischt. Der erste Lockdwon im Frühling legte den Traditionsbetrieb aus Baar-Ebenhausen zunächst lahm. Er sorgte aber auch für eine weitere Erkenntnis: „Es gibt noch viel härtere Fälle.“
Ludwig Daufratshofer und seine Frau Marie Madleine von Kienlin (auf dem Bild an ihrem Stand in Unsernherrn beim Gemüsehof Wöhrl – zusamen mit Hund „Fussel“) hatten damals sofort mit den Lebensmittelrettern kooperiert. „Die Tafeln waren ja auch geschlossen und so bekamen wir auf einmal unzählige Anfragen nach Lebensmitteln,“ erinnert sich Marie Madleine von Kienlin. In der „reichen“ Region Ingolstadt stellte sich heraus, dass es viele bedürftige Menschen gibt: „Es war uns klar: ganz unten bricht es gerade weg. Das war ganz schlimm.“ Und jetzt erneut ein Lockdown. Deswegen haben Ende November Ludwig Daufratshofer, der Schanzer Kindl e.V., Heim Garten Retter Stefan Peters sowie weitere Kooperationspartner der Ingolstädter Tafel 550 Verzehrgutscheine überreicht. Mit dieser „Schanzer Weihnachtsfreude“ wollen die Organisatoren ein Zeichen der Menschlichkeit setzen. Die Kunden der Tafel Ingolstadt können sich mit dem Gutschein an drei verschiedenen Orten bei Imbiss Ludwig Daufratshofer (Hornbach Parkplatz Manchinger Straße, Fußgängerzone oder am Imbiss beim Gemüsehof Wöhrl in Unsernherrn) vom 21. bis 23.12. eine Bratwurstsemmel, einen Früchte Punsch und eine kleine süße Überraschung abholen. Soweit die aktuelle Planung – nun aber muss vermutlich aufgrund der verschärften Corona-Regeln umgeplant werden. Die Weihnachtsfreude soll aber auf jeden Fall an den Mann und die Frau gebracht werden – vielleicht bereits sofort, um das Anstehen von Menschen zu vermeiden : „Es soll kein Lippenbekenntnis sein!“ betonen Ludwig Daufratshofer und Marie Madleine von Kienlin
Speisen in die Tüte
Die neuen, verschärften Corona-Maßnahmen, die unter anderem den Verzehr von to go Angeboten in der Ingolstädter Altstadt einschränken, verlangen dem Unternehmer erneut Flexibilität ab. „Vergangenen Woche konnten die Leute noch ruhig in einer Ecke essen, jetzt müssen sie den Altstadtring verlassen,“ erklärt Marie Madleine von Kienlin, „das hat uns jetzt schon den Boden unter den Füßen weg gezogen.“ Man habe Verständnis für die Corona-Regeln, hätte sich aber gewünscht, früher informiert zu werden, um besser beim Wareneinkauf und in der Logistik planen zu können. „Ich verstehe nicht, warum man zum Beispiel nicht schon am Montag mitteilen konnte, was auf uns zu kommt,“ so Daufratshofer. „Wir werden von der Stadt unterstützt,“ betont er dabei. So funktioniere die Zusammenarbeit mit den Kommunalbetrieben sehr gut, die ihm jetzt biologisch abbaubare Mülltüten zu Verfügung stellen, damit er Speisen umweltfreundlich einpacken kann. „Wir versuchen weiter zu verkaufen.“
Vom Imbiss zum Gottesdienstorganisator
Dass in diesem Jahr ständig neue Ideen gefragt sind, ist für ihn nichts neues: „Wir haben uns ständig neu erfunden.“ Seinen zweiten Job als DJ, den Ludwig Daufratshofer seit über 30 Jahren betreibt, konnte er erstmal „knicken“. Und nachdem das Imbiss Unternehmen im Frühjahr zunächst keine Perspektive hatte, erfand Marie Madleine von Kienlin das „Volksfest to go“. Zusammen mit dem Lieferdienst brachte man Volksfestspezialitäten an den Kunden. Das war aber erst der Anfang. So organisierte Ludwig Daufratshofer zu Ostern einen Steckerlfisch to go Verkauf in Unsernherrn, im Mai gabs ein Maifest to go, zu Pfingsten gar ein kleines Volksfest samt Ponyreitservice – und sogar einen Gottesdienst hat er 2020 auf die Beine gestellt. Von seinen 11 Angestellten musste niemand entlassen werden. Gerade für diejenigen, die etwa zu ihrem Hartz IV Geld dazu verdienen, sei es existenzgefährdend, wenn die nun ihren Job verlieren würden. „Wir arbeiten momentan nur für die Mitarbeiter,“ erklären Ludwig Daufratshofer und Marie Madleine von Kienlin. Man möchte alle durch die Krise bekommen. Das haben sich Vollblutschausteller Ludwig Daufratshofer und seine Frau fest vorgenommen.