Verliebt in ihre Heimat: Stadträtin Veronika Hagn
Ihr Familiennname ist in Ingolstadt eine echte „Hausnummer“: Veronika Hagn entstammt einer alteingesessenen Schanzer Familie, die unter anderem ganze Generationen von Schäfflern hervor gebracht hat. Sie selbst „tanzt“ jetzt aber auf politischem Parkett und ist als JU-Abgeordnete in den Stadtrat eingezogen.
„Wir waren ein Experiment!“ Das sagt Veronika Hagn über die eigene Liste der Jungen Union, die in Ingolstadt erstmals zur Kommunalwahl angetreten war: „Wir waren fest davon überzeugt, dass es klappt.“ Und das hat es dann auch: Auf die erreichten zwei Mandate (neben Veronika Hagn ist Dr. Markus Meyer für die JU im Stadtrat vertreten) sei man „total stolz“. Und zusammen mit der FDP, die ebenfalls zwei Abgeordnete stellt, hat sich schnell eine konstruktive Ausschussgemeinschaft ergeben, was sich zuletzt in einer gemeinsamen Klausurtagung in Beilngries gezeigt hat („Da haben sich vier gefunden.“). Zusammen habe man sich auch Mühe gegeben, in möglichst vielen Gremien vertreten zu sein, schließlich wolle man ja nicht nur gewählt werden, sondern auch mitreden. „Wir sind aber trotzdem keine Fraktionsgemeinschaft,“ betont Veronika Hagn. Mit der CSU sei natürlich eine große Grundverbundenheit gegeben, aber die Behauptung, man sei eine „Tarnliste“ der CSU, habe sie schon geärgert. Und man habe bewiesen, dass die Behauptung falsch sei. Dass die JUler ihre eigene Meinung vertreten, machten sie z.B. beim Thema Kammerspiele deutlich, deren möglichst schnellen Bau sie ohne wenn und aber befürworten. Schließlich ist das Areal zwischen Stadttheater, Schlosslände und Tränktorstraße auch ein Sorgenkind, dessen Aufwertung sich die JU auf die Fahnen geschrieben hat: „Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie die Donau auf der Nordseite eingebunden ist,“ meint Veronika Hagn: „Was es hier braucht, ist ein großer Wurf bei der Verkehrsplanung. Aber das macht erst Sinn, wenn man weiß, wo die Kammerspiele stehen.“ Leider habe Corona die Prioritäten verändert: „Man wird es uns hoffentlich verzeihen, dass wir das Thema zurück stellen müssen.“
Als einen wichtigen und ausbaufähigen Wirtschaftsfaktor schätzt Veronika Hagn den Tourismus ein, gerade auch für die Geschäftsleute in der Innenstadt. Hier müsse man die ITK entsprechend aufstellen. So biete z.B. der Fahrradtourismus als nachhaltige, individuelle Form des Tourismus, große Chancen. „Wir müssen die Leute rechtzeitig einfangen, damit sie nicht an Ingolstadt vorbei fahren!“ meint die 38-Jährige, die gerade in Corona-Zeiten das Radfahren und bei ihren Touren etwa zum Baggersee- bzw. Stausee ihre Heimat wieder entdeckt hat: „Ich habe mich neu verliebt!“. Zusätzliche Wohnmobilstellplätze gehören für sie zu einem Tourismuskonzept genauso wie ein Ausbau der Jugendherberge: „Es ist toll, was die Mitarbeiter hier leisten, aber das Gebäude ist nicht mehr zeitgemäß.“ An weiteren Ideen fehlt es nicht, aber die wollen im Rahmen der politischen Arbeit erst einmal eingebracht werden. Für eine Anwältin (Hagns Fachgebiete sind Verkehrsrecht und Strafrecht) mit Vollzeitjob ist das nicht immer leicht, denn die Zeit, die für Sitzungen und deren Vorbereitung aufgebracht werden muss, muss nachgeholt werden. „Wenn mich jemand fragt, ob er sich für einen Stadtratssitz bewerben soll, dann würde ich ihm sagen, dass es Spaß macht, spannend ist, man zusätzliches Wissen ansammelt und man die Verwaltung kennen lernt. Aber mit einer Vollzeitbeschäftigung ist es nur schwer vereinbar.“ Sehr positiv empfindet sie, dass Oberbürgermeister Christian Scharpf sehr dahinter sei, alle Meinungen einzuholen. Aber auch das kostet natürlich Zeit: „Und es gibt zu gefühlt fast jedem Ausschuss eine Sondersitzung.“ Dazu gehe es ihr wie vielen Neuzugängen im Stadtrat: Zu allen möglichen Themen muss auch eine Stellungnahme geäußert werden. Das heißt: einarbeiten, einarbeiten, einarbeiten: „Ich nehme mir Zeit, die verschiedenen Meinungsbilder anzuhören,“ so Hagn. Und als Juristin gelte für sie natürlich auch in der Kommunalpolitik die Regel: „Nichts sagen, was du nicht belegen kannst.“ Das macht die Arbeit nicht unbedingt weniger.