Dritte Liga attraktiv wie nie?
Für den FC Ingolstadt 04 hat der Abstieg in die 3. Liga nicht nur sportlich für Enttäuschung gesorgt, der Verein musste dadurch auch erhebliche Einnahme-Einbußen hinnehmen. An die TV- und Sponsorengelder aus der Bundesliga kommt man bei Weitem nicht heran. Aber die 3. Liga ist elf Jahre nach ihrer Gründung attraktiver denn je. Das geht aus dem offiziellen Saisonreport 2018/2019 hervor, den der DFB nun veröffentlicht hat und in dem der FC Ingolstadt 04 ja als Zweitligist nicht aufgeführt wird. Darin heißt es zum „Zustand“ der Liga:
Erstmals kamen in der 3. Liga mehr als drei Millionen Zuschauer zu den 380 Spielen in die Stadien. Der Umfang der TV-Berichterstattung summierte sich auf den Höchstwert von 1.390 Stunden. Mit insgesamt 185 Millionen Euro erzielten die 20 Klubs so hohe Erträge wie noch nie. Allerdings wurde auch mehr Geld als je zuvor ausgegeben. Die Kernfakten auf einen Blick.
Fans: Mehr Stadionbesucher denn je
Der bisherige Zuschauerrekord aus der Saison 2015/2016 wurde pulverisiert. Dank des attraktiven Teilnehmerfelds mit großen Traditionsklubs wie dem 1. FC Kaiserslautern, TSV 1860 München und Eintracht Braunschweig stieg der Zuschauerschnitt in der Saison 2018/2019 auf 8.132 Besucher pro Spiel und lag damit um mehr als 1.000 Zuschauer über der vorherigen Bestmarke (7.071). Im Vergleich zur Saison 2016/2017 legte die 3. Liga sogar um 2.000 Zuschauer im Schnitt zu. Der positive Trend setzt sich in der aktuell laufenden Saison fort: Nach dem 11. Spieltag bringen es die Drittligisten auf 8.777 Zuschauer pro Spiel.
Insgesamt wurden in der Vorsaison 3,09 Millionen Stadionbesucher gezählt, wodurch die 3. Liga zum ersten Mal die Drei-Millionen-Marke knackte. Sechs Klubs verzeichneten einen fünfstelligen Zuschauerschnitt: 1. FC Kaiserslautern (21.315), Eintracht Braunschweig (18.047), 1860 München (14.953), F.C. Hansa Rostock (13.893) sowie die Zweitliga-Aufsteiger Karlsruher SC (13.202) und VfL Osnabrück (11.955).
Die Partie mit der größten Resonanz fand am 1. Spieltag statt: Den 1:0-Sieg des 1. FC Kaiserslautern gegen den TSV 1860 München sahen 41.324 Fans im Stadion und 1,24 Millionen TV-Zuschauer live bei der ARD. Die Begegnung trug maßgeblich dazu bei, dass der 1. Spieltag 2018/2019 mit insgesamt 112.814 Zuschauern der bis dahin bestbesuchte Saisonauftakt seit Bestehen der 3. Liga war und der Spieltag mit der zweithöchsten Zuschauerzahl überhaupt.
Finanzen: Mehr Einnahmen, aber auch mehr Ausgaben
Die Klubs haben in der 3. Liga so viel eingenommen wie noch nie, aber auch mehr denn je ausgegeben. Die Gesamterträge für die 20 Drittligisten stiegen in der Saison 2018/2019 um 20 Prozent auf 185 Millionen Euro. Gleichzeitig lag der Gesamtaufwand erstmals bei mehr als 10 Millionen Euro pro Klub.
Positiv: Die Investitionen in andere Fußballmannschaften der Klubs, insbesondere in den Nachwuchs, erhöhten sich um mehr als 50 Prozent. Zehn Drittligisten verfügten 2018/2019 über ein zertifiziertes Leistungszentrum, weitere neun konnten im Laufe der Saison ein „Leistungszentrum im Aufbau“ nachweisen. Anreize für die verstärkte Talentförderung werden unter anderem durch den Nachwuchsfördertopf 3. Liga gesetzt, der in der vergangenen Spielzeit eingeführt wurde und 2,95 Millionen Euro (brutto) umfasst.
Mehr als die Hälfte der Vereine hat positives Eigenkapital
13 Klubs schlossen die Saison mit einem negativen finanziellen Ergebnis ab. Zum neunten Mal in elf Jahren wurde in der 3. Liga im Gesamtdurchschnitt ein Fehlbetrag ausgewiesen. In der Saison 2018/2019 betrug er 1,5 Millionen Euro pro Klub, es ist der höchste Fehlbetrag seit Einführung der 3. Liga. Andererseits wiesen erstmals mehr als die Hälfte der 20 Klubs (13) ein positives Eigenkapital aus.
Dass die größten Etats in der 3. Liga nicht den größten sportlichen Erfolg garantieren, machte der Verlauf der vergangenen Saison deutlich. Die Teams auf den Plätzen 7 bis 13 der Finanztabelle holten im Schnitt genauso viele Punkte (55) wie die sechs Klubs mit den höchsten Ausgaben.
Fernsehen: Livespiele legen deutlich zu
Insgesamt 1.390 Stunden berichteten die TV-Partner in der Saison 2018/2019 über die 3. Liga – eine leichte Steigerung um zwei Prozent gegenüber 2017/2018 und ein neuer Höchstwert. Deutlich geringer fiel die TV-Gesamtreichweite aus, die um 27 Prozent auf 517,76 Millionen Zuschauer sank. Dies ist in erster Linie auf den im Sommer 2018 in Kraft getretenen Medienrechte-Vertrag mit der Reduzierung auf 86 Livespiele im Free-TV zurückzuführen. In den Jahren zuvor waren deutlich mehr Partien live im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen gewesen.
Ein Beleg dafür, dass die Attraktivität der 3. Liga weiter gestiegen ist: Die durchschnittliche Einschaltquote pro Livespiel (Free-TV plus Pay-TV) kletterte von rund 234.000 Zuschauern in der Saison 2017/2018 auf knapp 300.000 in 2018/2019. Pro Spieltag verfolgten im Schnitt fast eine Million Interessierte (947.000) das komplette Livegeschehen an den Bildschirmen. Reichweitenstärkstes Format bleibt die ARD-Sportschau mit durchschnittlich 2,81 Millionen Zuschauern bei den Highlights der 3. Liga.
Beginn des neuen Medienrechte-Vertrages
Die Saison 2018/2019 markierte den Beginn des neuen Medienrechte-Vertrages, der bis zum Ende der Spielzeit 2021/2022 läuft. Mit MagentaSport (Pay-TV) und SportA/ARD (Free-TV) gibt es nun zwei Erstrechteverwerter, MagentaSport fungiert als Host Broadcaster und überträgt alle 380 Spiele live. Das Paket der ARD und ihrer 3. Programme umfasst 86 Livespiele pro Saison sowie die Highlight-Verwertung aller Partien.
Wichtiger Bestandteil des Medienrechte-Vertrages ist ein festes Spieltagsformat. Dieses beinhaltet an Regelspieltagen:
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1 Spiel am Freitag (19 Uhr)
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6 Spiele am Samstag (alle 14 Uhr)
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2 Spiele am Sonntag (13 und 14 Uhr)
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1 Spiel am Montag (19 Uhr)
An Wochenspieltagen werden jeweils fünf Partien dienstags und mittwochs ausgetragen, alle um 19 Uhr. Die ARD und die 3. Programme übertragen nur samstags live, an den übrigen Tagen hat MagentaSport Live-Exklusivität.
Foto: Archiv/Stefan Bösl