Ingolstadt statistisch: Der Südosten wächst am stärksten
Wo in Ingolstadt leben die meisten Senioren, wo wird am meisten gebaut, wie sieht es mit den Erholungsflächen aus und wo sind die meisten Unternehmen beheimatet? Helmut Schels, Sachgebietsleiter Statistik und Stadtforschung bei der Stadt Ingolstadt, ist unbestritten der „Herr der Statistiken“. Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat er sich die einzelnen Stadtbezirke (12 an der Zahl) Ingolstadt vorgenommen und diese nach unterschiedlichsten Aspekten „aufgedröselt“. Hoch interessant, was aus „nackten Zahlen“ – korrekt: kleinräumigen Statistiken – so alles heraus zu lesen ist.
Einwohnerentwicklung in den Stadtbezirken
Mit rund 1 900 Einwohnern Zuwachs wies der Stadtbezirk Südost laut Statistik die stärkste Bevölkerungsdynamik von 2014 bis 2019 auf und hat jetzt den Nordwesten als zweitgrößten Stadtbezirk abgelöst. Auch die Stadtbezirke Mitte und Nordost mit je einem Zuwachs von über 700 Einwohnern, Friedrichshofen-Hollerstauden mit annähernd 1 000 Personen Zunahme und der Bezirk Süd mit über 800 Einwohnern mehr gehören zu den Wachstumspolen der Stadt in den letzten fünf Jahren. Die Stadtbezirke Etting und Nordwest stagnierten seit 2014, der Südwesten hatte nur rund 150 Personen Zuwachs.
Im Jahr 2019 war der Stadtbezirk Südost auch derjenige mit den höchsten Geburtenzahlen (250, Werte auf 5 gerundet). Viele Babys gab es auch im bevölkerungsreichsten Bezirk Nordosten (210) und erstaunlicherweise in der Mitte (180). Dahinter verzeichneten noch die Stadtbezirke Nordwest (175), Münchener Straße (160) und Friedrichshofen-Hollerstauden (150) häufig Nachwuchs.
Besonders hohe Zahlen an Sterbefällen gab es in den zentralen Stadtbezirken Mitte (175), Nordwest (180), Nordost (190) und Südost (160). Die Stadtbezirke Südost (+90), Süd (+50), Münchener Straße (+40) und Friedrichshofen-Hollerstauden (+30) haben den höchsten natürlichen Saldo (Geburten abzüglich Sterbefälle).
Aus Bauüberhang (genehmigte, aber noch nicht fertig gestellte Wohnungen) und den Baugenehmigungen der vergangenen zwei Jahre lässt sich laut Helmut Schels ein Trend für die Zukunft erkennen: Demnach wäre in den nächsten Jahren vor allem im Nordosten und Südosten, in etwas geringerem Umfang im Nordwesten, mit einem Bevölkerungswachstum durch Zuziehende und Umziehende zu rechnen. Auch Oberhaunstadt, Friedrichshofen-Hollerstauden, Münchener Straße, Südwest und Mitte hätten mit rund 100 bis über 200 bereits genehmigten Wohnungen ein gewisses Wachstumspotenzial.
Mit über 4 000 Einwohner je km² ist der Nordosten übrigens am dichtesten besiedelt. Mit über 3 200 Einwohnern auf dem Quadratkilometer steht der Nordwesten an zweiter Stelle. Würde man jedoch die Fläche des Nordwestens um die vielen Industrieflächen verkleinern (dort wohnt niemand), käme eine wesentlich höhere Besiedlungsdichte zu Tage. Auch der Bezirk Münchener Straße gehört mit annähernd 3 000 Menschen auf einen km² zu den dichter bebauten Stadtbezirken.
Kinder und Senioren – wo sind sie „dahoam“?
Die Anteile an Kindern und Jugendlichen, der Einwohner bis unter 18 Jahren, sind in den am Stadtrand gelegenen Stadtbezirken West, Etting und Süd mit jeweils über 20 bzw. 21% sehr hoch. Am geringsten ist deren Anteil in der Mitte (knapp 13%) sowie in den Stadtbezirken Friedrichshofen-Hollerstauden (gut 15%) und Münchener Straße (knapp 15%). In absoluten Zahlen gibt es allerdings die höchste Anzahl an Kindern und Jugendlichen im Nordwesten (ca. 3 200), im Nordosten (ca. 3 400) und im Südosten (gut 3 100). Damit befinden sich 42% aller unter 18-Jährigen in diesen drei zentralen Bezirken.
Bei den Senior*innen sind die Unterschiede zwischen den niedrigsten Anteilen in Süd und in Etting (ca. 16%) und den höchsten Anteilen in Südwest (20,6%) sowie in Oberhaunstadt (19,5%) und Nordwest (19%) nicht so gravierend. Dazwischen reihen sich die restlichen Stadtbezirken mit Werten von rund 17 bis 18,7% ein.
Auch hier sind die absoluten Zahlen der Senioren*innen – wie bereits bei den Kindern und Jugendlichen – in den Stadtbezirken Nordwest (gut 3 400), Nordost (rund 3 800) und Südost (knapp 3 400) am höchsten. Auch hier bedeuten die rund 10 600 Personen in diesen drei Bezirken ab 65 Jahren einen Anteil von rund 42% an den 25 200 in der ganzen Stadt.
Die meisten Betriebe im Stadtbezirk Mitte – die meisten Beschäftigten (wen wundert´s) im Bezirk Nordwest
Auf den ersten Blick vielleicht überraschend ist die hohe Anzahl an Unternehmen im Bezirk Mitte (umfasst die Altstadt, das Areal um den Brückenkopf, die Gerolfinger Straße, Im Freihöfl und den Probierlweg). Hier sind knapp über 1300 Betriebe gemeldet. „Wir haben eben viele kleine Betriebe in der Innenstadt,“ erklärt Helmut Schels, „aber die meisten Arbeitnehmer finden wir mit großem Abstand im Nordwesten.“ Hier ist die AUDI AG angesiedelt, die von den 53 480 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in diesem Stadtbezirk knapp 45 000 für sich reklamiert.
Und noch ein Blick ins Grüne
Für die alltägliche Lebensqualität spielt auch die zur Verfügung stehende Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche eine wichtige Rolle. Hier stellen die Statistiker fest: Während im Stadtbezirk Mitte (u. a. Glacis) und West mehr als 100 m² Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche zur Verfügung stehen, sind es im Nordosten nur 13 m², im Nordwesten nur 12 m² und im Stadtbezirk Münchener Straße gar nur 9 m² je Einwohner. Die hohen Besiedlungsdichten ließen offenbar nur noch wenig Platz für Grün, Sport, Freizeit und Erholung.
Noch nicht einberechnet ist dabei übrigens des Gelände der Landesgartenschau. Wenn der Bereich ab Ende 2021 frei zugänglich ist, kann er laut Helmut Schels voraussichtlich als Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche gewertet werden. Der Bezirk Nordwest dürfte dann in Sachen Erholungsflächen einen deutlichen Sprung in der Statistik – und in der Lebensqualität – machen.
Mehr Zahlen gefällig? Unter der Internetseite www.ingolstadt.de/statistik und dort unter „Statistiken nach Stadtteilen“ finden Sie folgende Statistiken und Auswertungen:
• Kleinräumige Daten der Stadt Ingolstadt (PDF und Excel, 70 Seiten)
• Statistikatlas mit kleinräumigen Daten (www.statistik.ingolstadt.de)
• Karte der Stadtbezirke und der Unterbezirke der Stadt Ingolstadt
Luftbild: Archiv/Stadt Ingolstadt/Schalles
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