Ein virtuelles Testfeld als Standortvorteil für Ingolstadt
Stressfrei und sicher von A nach B zu kommen und das ohne große Belastung für die Umwelt – so sieht die ideale Mobilität der Zukunft für den Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl aus. Zusammen mit IFG-Vorstand Georg Rosenfeld, Wolfram Remlinger (Fachreferent Innovationsmanagement bei der Audi AG und Teilprojektleiter „Virtuelles Testfeld“ im Forschungsprojekt SAVe) sowie Jens Hogreve, Inhaber des Lehrstuhls für Dienstleistungsmanagement an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und Teilprojektleiter „Gesellschaftliche Aspekte“ im Forschungsprojekt SAVe nahm er an einer Diskussion teil, die sich um die Frage drehte: „Auf dem Weg zu einem smarten Ingolstadt: Welchen Beitrag kann die vernetzte und automatisierte Mobilität leisten?“ Ort des Geschehens war das interaktive Schaufenster „fahrerlos“ in der Ludwigstraße 39 – „analoges“ Publikum war coronabedingt nicht dabei, aber die Zuschauer waren digital zugeschaltet.
„Das Besondere an der Mobilität der Zukunft ist, dass es sich nicht mehr um einzelne Fahrzeuge oder einzelne Verkehrsteilnehmer handeln wird,“ erklärte Wolfram Remlinger. Und der Verkehr werde in Zukunft vernetzt sein – egal ob Massenverkehrsmittel oder E-Scooter. Und dazu müssten die Entwickler die Vorarbeit leisten. Ein Try and Error auf der Straße sollte es nicht geben, auch weil dadurch Zeit verloren gehe. „Wichtig ist, Mobilität mit den Bürgern zu gestalten,“ meinte Jens Hogreve. Die Nutzer müssten frühzeitig mit einbezogen werden. Eine smarte Stadt für die Bürger – so könnte die Zukunft aussehen. „Für mich ist eine smart City eine Stadt, die durch vorausschauende, mitdenkende, digitale Angebote die Lebensqualität der Bürger verbessert,“ erklärte dazu Georg Rosenfeld. Das gelte für alle Lebensbereiche wie Energieversorgung oder Gesundheit, aber eben auch für die Mobilität. Mit Blick auf das Ingolstädter Verkehrssystem wäre sein Wunsch eine bessere Vernetzung der einzelnen Verkehrsträger. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung wäre es wünschenswert, dass in Ingolstadt die Mobilität der Zukunft nicht nur gedacht, sondern auch ausprobiert werde.
Und so ging es im Gespräch u.a. um Vernetzung, Datenaustausch (Remlinger: „Es geht darum sich zu sehen, auch wenn man sich nicht sieht“), Verkehrssteuerung, virtuelle Verkehrsmodelle, die Sinnhaftigkeit von vernetzter Mobilität, die Akzeptanz in der Bevölkerung (Hogreve: „Die Menschen stehen neuer Technologie grundsätzlich positiv gegenüber, aber es wird häufig vergessen, den Nutzen dieser Technologie zu vermitteln“), erhöhte Sicherheit durch vernetzte Mobilität und die staatliche Förderung von Projekten. Auch das SAVe Projekt im „fahrerlos“ wird gefördert: „Wir stehen hier in einem enormen Wettbewerb,“ meinte Reinhard Brandl. Die Wettbewerber würden in China oder den USA sitzen. Und Autos müssten in Zukunft nicht mehr zwingend von Automobilherstellern entwickelt und produziert werden. Das „SAVe“ Projekt ermögliche nun virtuelle Testfahrten durch die Region Ingolstadt, um die Entwicklung der vernetzten, autonomen Mobilität zu beschleunigen und diese so auch schneller auf den Markt zu bekommen. Aus Sicht der Industrie sei so ein virtuelles Testfeld ein echter Vorteil, bestätigte auch Georg Rosenfeld.
Autonomes, vernetztes Fahren im „fahrerlos“ selbst erleben
Wissenschaft und Entwicklung selbst erleben, das ist im „fahrerlos“ bis Oktober an verschiedenen Stationen möglich: So können Besucher etwa in einem Fahrsimulator eine virtuelle Fahrt auf einem originalgetreuen Abbild des Audi-Prüfgeländes in Neustadt an der Donau unternehmen. Zudem erhalten die Gäste über ein sogenanntes Virtual Engineering Terminal Einblick in die Entwicklung von elektronischen Assistenzsystemen, indem sie das Verkehrsgeschehen in verschiedenen Szenarien ablaufen lassen und beobachten können. Eine Lidar-Sensor-Installation zeigt, wie ein automatisiert fahrendes Fahrzeug die Umgebung „wahrnimmt“. Grundlegend informieren kann man sich außerdem etwa über die Grenzen und Potenziale der Technologie für Einzelne und die Gesellschaft, die weltweite Entwicklung im Vergleich sowie auch rechtliche Aspekte. Zudem geben die Forscherinnen und Forscher von „SAVe“ Einblick in den Fortschritt ihres Projektes, das noch bis Ende des Jahres läuft.
Das „fahrerlos“ (Ludwigstraße 39, Ingolstadt) ist dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter https://fahrerlos-save.de.