Ab der ersten Minute auf Spannung
Christian De Lapuente ist neu im Stadtrat – und irgendwie auch nicht.
Was? Neu? Tatsächlich. Christian De Lapuente gehört zu den zahlreichen Neuzugängen des Ingolstädter Stadtrats. Und doch hat man gerade bei ihm das Gefühl, dass er „schon immer“ dabei ist. In seinem Beruf als DGB-Organisationssekretär ist er bestens vernetzt, seit gut dreieinhalb Jahren ist er Vorsitzender des Ingolstädter SPD-Kreisvorstands und mit seiner ersten Legislaturperiode als Stadtrat wurde er zugleich Fraktionsvorsitzender der Genossen. „Ich bin mir nie vorgekommen, als wäre ich neu,“ erklärt De Lapuente, der als „Baujahr 1982“ auch für einen Generationswechsel im Stadtrat und in seiner Partei steht. Und so versteht er sich auch als Aktivposten und nicht als jemand, der erst einmal in der hinteren Reihe zusieht und sich berieseln lässt. „Ich bin ab der ersten Minute auf Span- nung und halte Rücksprache mit den Kollegen,“ betont der SPD-Politiker. „Wir haben ein gutes Team in der Fraktion.“ Anfängliche Diskussionen über Posten hätten sich inzwischen beruhigt. Jetzt geht’s an die Arbeit und um Sachthemen. Dabei liegen dem Gewerkschaftler naturgemäß die Anliegen von Arbeitnehmern sehr am Herzen, etwa die Überführung der Mitarbeiter der Klinikum-Servicegesellschaft in das Klinikum und die damit einhergehende bessere Bezahlung nach TVöD. Auf der aktuellen Agenda steht außerdem die Verbesserung des Radwegenetzes, die Künstlerförderung in der Corona-Krise und die Unterstützung von Einzelhandel und Gastronomie. Als Gewerkschaftler ist seine Position zur Frage von verkaufsoffenen Sonntagen dabei klar, aber: „Die Abstimmung zu verkaufsoffenen Sonntagen halte ich grundsätzlich für völlig offen.“ Und „wir werden die städtischen GmbHs auf den Prüfstand stellen“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende.
Von sieben Uhr morgens bis nach 21 Uhr abends erstreckt sich die Kernarbeitszeit des Ingolstädters, aber das schreckt ihn nicht: „Man hat auch viel Freiheit und kann Termine so legen, das es passt.“ Hin und wieder müsse er nur nach haken, ob er denn nun als DGB- oder SPD-Vertreter für eine Veranstaltung angefragt sei. „Grundsätzlich liebe ich es, strukturiert Sitzungen abzuarbeiten,“ gesteht er. Zweieinhalb bis drei Stunden – und dann sollte der Deckel drauf sein, meint De Lapuente. Die wöchentliche Fraktionssitzung ist für ihn dabei weit mehr als eine Pflichtübung und dass Parteigenosse und Oberbürgermeister Christian Scharpf immer mit dabei ist, freut ihn besonders: „Das ist wirklich gut.“ Es würden sich jetzt auch vermehrt Ingolstädter an die SPD Abgeordneten wenden, denn der Draht zum OB sei jetzt ja gegeben und „Bürger kommen mit Anliegen, die sie vor Jahren schon der CSU mitgeteilt haben, wo aber nichts vorwärts gegangen ist.“ Mit dem Sieg bei der OB Wahl hat die Partei, die vor einem Jahr noch vor der Frage stand, ob man sich die Geschäftsstelle am Unteren Graben überhaupt noch leisten könne, Rückenwind bekommen. Und diesen Schwung möchte der Parteivorsitzende auch mitnehmen: „Wir gründen in der SPD einen Arbeitskreis Kommunalpolitik, in dem sich Leute, die zum Beispiel auf der Stadtratsliste kandidiert haben oder einfach intensiver in diesem Bereich mitarbeiten wollen, über den Ortsverein hinaus einbringen können.“
Gespräche führen, die Menschen persönlich treffen – für Christian De Lapuente, der auch Vorsitzender des TSV Ingolstadt Nord ist, gehört das einfach dazu. Und so bittet er bei schon mal um einen „Vorstellungstermin“ bei einem Amtsleiter, um denjenigen besser kennen zu lernen. Den erfreuten Ausruf „das hat ja noch nie einer gemacht“ bekam er dabei auch schon zu hören. Zu den Vorsitzenden der großen Fraktionen im Stadtrat pflegt er guten Kontakt und wenn es „pressiert“ bekommt der CSU-Fraktionsvorsitzende Alfred Grob eine spontane Terminanfrage per WhatsApp. Das klappe schnell und unkompliziert. „Mir gefällt diese Art der Zusammenarbeit,“ meint De Lapuente.
„In der Politik muss man alle mitnehmen,“ lautet sein Credo. Man muss zu Kompromissen fähig sein, sich aber auch trauen, Entscheidungen zu treffen. Und diese Arbeit, bei der man durchaus Sonntag Nachmittage mit dem Studium von Sitzungsvorlagen verbringt, müsse einem auch Spaß machen. „Manche verstehen meinen Humor nicht immer,“ gibt er zu. Aber die Legislaturperiode ist ja noch jung und bietet viel Zeit, um sich weiter aneinander zu gewöhnen. An Christian De Lapuente wird es dabei vermutlich nicht scheitern.
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