Im Westen was Neues – eine Glosse
Der Westen Ingolstadts, was ist das eigentlich? In früheren Zeiten gab es das „Westviertel“. Das war das edelste, was Ingolstadt zu bieten hatte und durch Westliche Ringstraße, die Donau und die Gerolfinger Straße begrenzt. Kein Mensch hat früher daran gedacht, die Gerolfinger, Dünzlauer, Mühlhausener, Pettenhofener oder Irgertsheimer als „Westviertler“ zu bezeichnen. Seit allerdings Horst Seehofer ein Haus in Gerolfing hat, können wohl auch die Anwohner vom Probierlweg damit leben, dass Gerolfing und die anderen Ortsteile zum „Ingolstädter Westen“ gehören.
Wie Peter Schnell hat auch der neue Oberbürgermeister Christian Scharpf seinen Wohnsitz zwischen Neuburger und Gerolfinger Straße. Das verbindet die beiden. Was sie trennt: der Einrichtungsstil des OB-Zimmers im Alten Rathaus. Mit Eichenschrank, Kronleuchter und Marmor-Tisch war das Zimmer seit Peters Schnells Zeiten eingerichtet. Nun wurde die Einrichtung komplett ersetzt. Geldverschwendung? Nein: Christian Scharpf hat die Einrichtung seines Amtszimmers komplett aus eigener Tasche bezahlt. Es dürfte ja auch in den nächsten Jahren sein zweites Wohnzimmer/Arbeitszimmer sein. So fühlt er sich sicherlich richtig „dahoam“.
Auch Wohnmobilfahrer nehmen im Grunde ihre Einrichtung mit auf Reisen. Nicht nur wegen der Corona-Krise sollten Sie sich aber zur Zeit gut überlegen, wohin sie fahren. So gehört Kroatien zwar zur EU, kontrolliert aber die Personalien bei der Einreise. Das wurde dem Audi-Manager aus dem Ingolstädter Westen zum Verhängnis, als er sich – Warnungen aus der Nachbarschaft in den Wind schlagend – mit seinem mobilen Heim auf den Weg nach Kroatien machte. Gegen ihn lag ein internationaler Haftbefehl vor, weil er maßgeblich in die Diesel-Manipulationen bei Audi verwickelt sein soll. Ob er nun an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wird (die hatten den Haftbefehl erwirkt) ist noch offen. Jedenfalls wird auch in Deutschland gegen ihn ermittelt und eine Anklageerhebung steht im Raum.
Recht mobil sind auch die Freunde schwerer Maschinen – gemeint sind Motorradfahrer. Die haben seit kurzem im Ingolstädter Westen eine neue Anlaufstelle, wo sie dem Wirt oder „Stammgast“ – so auf Facebook zu sehen – schon einmal schützend die Hand um die Schulter legen. Die Kleidung dieser Freunde ist ziemlich einheitlich und erinnert an eine international tätige Gruppierung, der das Tragen ihrer offiziellen Symbole vom Staat verboten wurde.
Hermann Käbisch