Logistischer Kraftakt: Wie das THW in der Corona Krise hilft
Sie waren (und sind) heiß ersehnt: Schutzausrüstungen, Masken, Desinfektionsmittel. Tausendfach werden sie immer noch bestellt, verpackt, transportiert und wieder verteilt. Ein logistischer Kraftakt, an dem das Technische Hilfswerk maßgeblich beteiligt ist.
Patrick Teichmann ist ausgebildeter Helfer beim Ingolstädter THW Ortsverband und eigentlich der Abteilung „Bergung“ zugeteilt. Er ist also einer von denen, die z.B. bei der Explosion eines Hauses (wie geschehen im Dezember 2018 im Ingolstädter Westviertel) schnell vor Ort sind, um zu aller erst Menschen, aber auch Tiere und Wertgegenstände zu bergen und ein Gebäude zu sichern. Doch mit dem Beginn der Corona Pandemie hat sich sein Aufgabenfeld geändert. Im „wahren Leben“ ist Patrick Teichmann für einen großen Automobilhersteller in der internationalen Logistik tätig und damit war er in seiner Funktion als THW-Helfer prädestiniert für einen besonderen Einsatz: Nachdem die Lieferungen an Schutzausrüstungen vom Bund nicht ausreichten, wurde das bayerische Landesamt für Gesundheitsschutz und Lebensmittelsicherheit (LGL) damit beauftragt, weitere zertifizierte Ausrüstungen für Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheime u.ä. zu beschaffen. Der enorme Bedarf hatte die Behörde vor eine große Herausforderung gestellt und nun kam das THW ins Spiel. In Kooperation mit der Polizei übernahm man die Beschaffung von Masken und Co.
„Meine Aufgabe in den ersten Tagen war es, die Angebote zu sichten. Es kamen sehr viele aus China, viele auch aus Indien und auch einige aus dem europäischen Raum,“ erklärt Patrick Teichmann. „wir haben die guten Angebote rausgefiltert und den Rest dankend abgelehnt.“ Dabei wurde zum Beispiel geprüft, ob die Qualitätsstandards durch den Lieferanten überhaupt eingehalten oder welche Mengen geliefert werden können. Weil nun aber gerade die chinesischen Anbieter zwar Ware verkauften, aber im Bereich Export über keine Expertise verfügten, wurde der Logistiker zusätzlich beauftragt, eine Luftbrücke von China nach Deutschland einzurichten, die in Zusammenarbeit mit Luftfrachtdienstleistern realisiert wurde. Da kam Patrick Teichmann – und damit auch dem THW – seine berufliche Erfahrung zugute: „Das war eine sehr spannende und aufregende Zeit.“
Bestellt und bezahlt werden die Schutzausrüstungen vom LGL und ist die Ware schließlich in einem speziellen Sammellager eingetroffen, übernehmen THW Mitarbeiter die Kommissionierung und die Kontrolle der Stückzahlen, während über das LGL die Qualität des Inhalts geprüft wird: „Es kam leider vor, dass die Zertifikate zwar sehr gut waren, aber die Ware nicht zu den Zertifikaten passte,“ so Teichmann. Durch die gute Zusammenarbeit mit der Polizei konnten und können aber falsch deklarierte Waren aus dem Verkehr gezogen werden.
Die Reise der geprüften (und für gut befundenen) Schutzausrüstungen geht nun weiter: Sie werden über die THW Ortsverbände auf die einzelnen Landkreise in Bayern verteilt. Auch die Ingolstädter THWler packen kräftig mit an, bis vor kurzem fuhr sogar fast täglich ein Transport. Und erst am Pfingstwochenende hat Patrick Teichmann mit Kollegen drei Lkw beladen, um letztendlich medizinische Einrichtungen vor Ort zu beliefern. Alles ehrenamtlich, versteht sich. Im April dürften da so 3600 Stunden zusammen gekommen sein, schätzt Teichmann (der Arbeitgeber hat ihn für seine Arbeit beim THW frei gestellt). Warum das alles? „Es gibt so viele Leute, die Hilfe brauchen und ich bin mit dem THW glücklicherweise in der Lage, Hilfe geben zu können. Und wenn ich jetzt helfen konnte, Schutzausrüstung zu beschaffen, hat mich das glücklich gestimmt.“ Das Ende des Corona-Einsatzes ist übrigens noch nicht abzusehen – den Juni hat Patrick Teichmann komplett für den Hilfseinsatz eingeplant, im Juli könnte es dann wieder etwas entspannter werden. Die aktuellen Corona-Lockerungen findet er gut, wenn die Menschen wieder ihrem gewohnten Lebensrhythmus nachgehen können: „Aber man sollte weiterhin vorsichtig sein,“ meint er.
Fotos: THW/Michael Matthes
Infos zum THW Ortsverband Ingolstadt finden Sie unter www.thw-ingolstadt.de