„Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ – Unterwegs beim Tag des offenen Denkmals in Ingolstadt

Der Tag des offenen Denkmals machte deutlich, wie sehr alte Mauern von Zukunft erzählen können

Geschichte atmen, Gegenwart verstehen, Zukunft denken – das ist das Versprechen des „Tags des offenen Denkmals“. Unter dem Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ öffneten am Sonntag zahlreiche Ingolstädter Gebäude ihre Türen. Mein Weg führte mich zu vier sehr unterschiedlichen Stationen, die zusammen ein eindrucksvolles Panorama ergaben.

Der erste Eindruck entstand im Kavaliersgebäude am Neuen Schloss. Dort führte Stadtheimatpfleger und Museumsdirektor Tobias Schönauer durch die Räume und erklärte, dass die Restaurierung 2023 begonnen habe. Auffällig war nicht nur die historische Substanz mit den integrierten Stadtmauerteilen, sondern auch die erfreuliche Botschaft: „Wir liegen im Zeit- und Kostenplan“, betonte Schönauer. Besonders faszinierend fand ich, dass die Werkstätten des Bayerischen Armeemuseums hier dauerhaft verankert sind – und dass die Restaurierungen intern, also vor Ort, durchgeführt werden. Das spart nicht nur Geld, sondern stärkt auch das Bewusstsein für handwerkliche Kompetenz in der Stadt.

Ganz anders wirkte mein zweiter Halt, das ehemalige Handwerkerhaus in der Kupferstraße 12. Von außen zeigte sich ein neuer Charme, der zuvor nicht sichtbar war. Innen eröffnete sich ein Bild, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft: bis hinauf ins Dachgeschoss war spürbar, wie viel Sorgfalt im Detail steckt. Besonders eindrucksvoll fand ich die Wände, an denen schon die künftigen Einbaumöbel angezeichnet waren. Mich hat fasziniert, was sich aus einem historischen Haus durch eine behutsame Kernsanierung entwickeln lässt – ein Stück gelebte Denkmalpflege. Und noch spannender: Die Eigentümer haben mit diesem Haus etwas ganz Besonderes vor.

Dritte Station war das historische Gebäude in der Goldknopfgasse 2, wo die Canisius-Stiftung Studentenwohnungen einrichtet. Vom Erdgeschoss bis ins obere Stockwerk ließ sich die Substanz des Hauses entdecken – und am Ende stand der Blick aus den Fenstern: ein überraschend schöner Ausblick auf die Theresienstraße, der das historische Ambiente mit urbanem Leben verbindet. Hier wird deutlich, dass Denkmalschutz nicht Stillstand bedeutet, sondern neue Nutzung mit Respekt vor dem Alten.

Zum Abschluss besuchte ich das Marieluise-Fleißer-Haus. Nach den großen Baustellen und weiten Räumen der anderen Stationen war die Atmosphäre hier stiller, intimer. In den Wohnräumen der Schriftstellerin, zwischen Möbeln und Erinnerungsstücken, entstand das Gefühl unmittelbarer Nähe. Kulturgeschichte zeigte sich hier nicht monumental, sondern biografisch – als Erinnerung an ein einzelnes Leben, das in Ingolstadt Spuren hinterließ.

Mein Fazit: Der Tag des offenen Denkmals ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens. Wer wirklich alle Stationen sehen möchte, müsste sich schon am Morgen auf die Füße machen. Drei meiner vier Stationen waren in den vergangenen Jahren nicht zugänglich. Mir war es diesmal wichtig, gerade diese Häuser zu besuchen – und sie haben mich besonders fasziniert, weil man von außen oft nicht ahnt, welche inneren Werte sie bergen.