Von Beruf: Kommissar

Im Gespräch mit Matthias Eckert von der Polizeiinspektion Ingolstadt

Im ersten Teil unseres Gesprächs mit Polizeioberkommissar Matthias Eckert haben wir einen ersten, spannenden Blick hinter die Kulissen des Polizeialltags geworfen. Von spontanen Einsatzlagen über die vielfältigen Anforderungen an die Beamtinnen und Beamten bis hin zum Wandel der Kriminalität ins Digitale wurde schnell klar: Der Polizeiberuf ist anspruchsvoll, vielschichtig – und oft emotional fordernd. Eckert, ein ehemaliger „Rosenheim-Cop“, zeigte dabei, wie wichtig soziale Kompetenz, Teamführung und Zivilcourage sind. Und auch, dass moderne Polizeiarbeit längst ohne Expertenwissen aus anderen Berufsfeldern nicht mehr denkbar ist.

Zwischen Vertrauen und Vorurteil – Polizei im Spiegel der Gesellschaft

Wie geht heute ein Polizeioberkommissar mit wachsender Skepsis gegenüber staatlichen Institutionen um? Matthias Eckert begegnet dieser Frage mit einer Mischung aus Gelassenheit und Professionalität. „Gegen Vorurteile können wir als Einzelne wenig ausrichten“, sagt er nüchtern.  „Aber wir können durch unser Verhalten überzeugen!“ „Wir sind uns auch im Klaren, dass unsere Maßnahmen kritisch beäugt werden.“ Was Eckert persönlich besonders freut: „Wenn sich Menschen bedanken – vor allem dann, wenn man ihnen wirklich helfen konnte.“ Denn trotz aller anonymen Kommentare im Netz oder pauschalen Vorwürfe bleibt eines spürbar: Die Wertschätzung vieler Bürgerinnen und Bürger für die Arbeit der Polizei ist da – gerade dann, wenn es ernst wird.

Realität schlägt Drehbuch – Wie nah sind TV-Krimis am echten Polizeialltag?

Natürlich wollten wir auch wissen: Wie realistisch ist das Bild, das uns Serien wie Tatort, SOKO oder Hubert ohne Staller zeichnen? „Ein echter Fall dauert Monate, nicht 90 Minuten“, sagt Eckert und lächelt. „Und die meisten Tage bestehen nicht aus Action – sondern aus Büroarbeit.“ Die Arbeit sei meist sachlich, aktenlastig und vor allem: teamorientiert. Der geschiedene TV-Kommissar mit Lederjacke und im Alleingang im Hafenviertel? „Ziemlich weit weg von der Realität.“ Aber es gibt sie, diese Ausnahmesituationen, in denen das echte Leben dem Drehbuch ziemlich nahekommt. Ein Einsatz bei einem Schusswechsel vor einigen Jahren in Memmingen etwa sei ihm besonders in Erinnerung geblieben: „Da schlugen die Kugeln in unmittelbarer Nähe ein – und der Klang war tatsächlich wie im Film.“ Nur dass hier niemand „Schnitt“ ruft, kein Abspann läuft. Und die Beteiligten mit echten Konsequenzen leben müssen.

Der Täter im Fernsehen und der Täter im echten Leben

Gibt es denn diese typischen Täterprofile, wie man sie aus dem Fernsehen kennt? „Kaum“, sagt Eckert. „Im echten Leben sind Täter oft unscheinbar. Die Mehrheit hat keine psychische Auffälligkeit – anders als es TV-Formate gerne zeigen.“ Dazu komme eine gesellschaftliche Entwicklung, die Sorgen macht: Die Zahl der Straftaten durch Kinder unter 14 Jahren, also unterhalb der Strafmündigkeit steige. Gerade hier brauche es besonders geschulte Kolleginnen und Kollegen, viel Einfühlungsvermögen – und ein gutes Maß zwischen Reaktion und Prävention.

Technik, Tempo, Teamarbeit – der moderne Polizeidienst

Auch die äußeren Bedingungen der Polizeiarbeit haben sich verändert. „Früher trugen wir schusssichere Westen unter der Uniform – heute sind sie leichter und komfortabler, sogar über dem Hemd tragbar.“ Ein Detail, das viel über die Ausstattung und Entwicklung bei der Polizei verrät. Ebenso die tägliche Arbeit am Bildschirm: „Ein einzelner Monitor reicht oft nicht mehr – wir arbeiten inzwischen an zwei, manchmal drei gleichzeitig.“ Die Vielzahl an Softwarelösungen, Datenbanken und Kommunikationskanälen verlangt nach technischer Souveränität. Kurz: Die Polizei ist nicht nur digitaler geworden, sondern auch komplexer.

Eine Realität mit Ecken und Kanten – aber auch mit Haltung. Am Ende unseres Gesprächs mit Matthias Eckert wird deutlich: Polizeiarbeit ist kein Serienformat. Sie ist herausfordernd und vielfältig – und sie lebt vom Austausch mit der Gesellschaft. Zwischen aufreibenden Einsätzen, stetiger Digitalisierung und wachsender Erwartungshaltung bleibt eines konstant: Der Anspruch, professionell zu helfen und sich immer wieder zu reflektieren.