25 Jahre Fahrrad Willner
Vom Hochrad zur Hightech-Schaltung: Eine Reise durch fünf Generationen
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Kunden das optimale Produkt bekommen“, sagt Martin Willner mit Nachdruck. Und das klingt nicht wie ein Spruch aus dem Verkaufshandbuch, sondern wie die Essenz einer Unternehmensgeschichte, die sich über fünf Generationen erstreckt – und in der ein Hochrad einst der Star war.
Vor genau 25 Jahren zog Fahrrad Willner an seinen heutigen Standort in der Friedrichshofener Straße in Ingolstadt und feiert heuer sein Jubiläum. Doch die Geschichte des traditionsreichen Unternehmens beginnt schon viel früher, genauer gesagt im Jahr 1880 in der Harderstraße. Der Gründer Johann Willner war nicht nur ein gelernter Feinmechaniker, sondern auch ein leidenschaftlicher Tüftler – und nebenbei der erste Mensch, der in Ingolstadt ein Hochrad baute. Wer glaubt, das sei bereits das skurrilste Detail dieser Ära, sollte wissen: Willner gründete auch eine – man höre und staune – „verdeckte“ Fahrradfahrschule vor allem für Damen. In einem abgegrenzten Areal durften Frauen abseits neugieriger Blicke das Radfahren erlernen. Eine frühe Form der Emanzipation ohne Kettenschutz, aber mit Etikette.

Was war der abenteuerlichste Moment dieser Gründerzeit?
„Definitiv seine Alpenüberquerungen“, schmunzelt Martin Willner. „Aber ehrlich gesagt wurden die Hochräder da häufiger geschoben als gefahren. Mit so einem Ding einen Pass zu erklimmen – das war mehr Wanderung als Radtour.“
E-Bike statt Bergziege: Der moderne Fahrrad-Boom
Heute leitet Martin Willner das Unternehmen in fünfter Generation. Der gelernte Wirtschaftsingenieur ist zwar oft im Büro, aber den technischen Fortschritt behält er stets im Blick. Besonders seit dem E-Bike-Boom ab 2015 ist bei Fahrrad Willner einiges in Bewegung geraten. „Anfangs waren die Kunden skeptisch“, erinnert er sich. „E-Bikes galten als Seniorenmobil. Doch spätestens mit Corona änderte sich alles. Heute kaufen ganze Familien ihre E-Bikes – sogar für Kinder.“
Warum Kinder-E-Bikes? Ist das nicht übertrieben?
„Ganz im Gegenteil“, meint Willner. „Sie ermöglichen längere Ausflüge, mehr gemeinsame Zeit und vor allem: weniger Elterntaxi. Kinder kommen oft motivierter zur Schule – mit frischer Luft statt Staufrust.“
Die Nachfrage ist in den Jahren so gestiegen, dass heute rund 40 Mitarbeiter bei Fahrrad Willner beschäftigt sind – vom Azubi bis zum 75-jährigen Allrounder. Und ab Herbst steigt auch sein Sohn als sechster ins Familienunternehmen ein. Die nächste Generation steht also schon in den Startlöchern – natürlich mit Helm.
Zwischen Tacho und Technik: Was Kunden wirklich wissen wollen
Die häufigste Frage beim E-Bike-Kauf ist übrigens die nach der Reichweite. „Und da beginnt unsere Beratungsarbeit“, sagt Willner. Denn: Mehr Reichweite bedeutet meist auch mehr Akku- und Motorleistung – und die wiederum fordert Sitzfleisch und Rücken gleichermaßen. „Wer plötzlich mit 25 km/h durch die Gegend fährt, muss auch ergonomisch gut ausgestattet sein. Sattel, Sitzposition, Polsterung – das muss alles stimmen“, erklärt er.
Eine gute Beratung ist also kein Verkaufsargument, sondern eine Gesundheitsmaßnahme. Was macht eine gute Beratung aus? „Zuhören“, sagt Willner. „Unsere Verkäufer erkennen den Bedarf fast schon beim ersten Satz. Dann geht’s ans ‚Er-fahren‘ – das heißt: Probe fahren, anpassen, feintunen.“
Künftig helfen den Radlerinnen und Radlern auch Innovationen wie das neue „Click-Valve“ – ein Ventil, das das Aufpumpen künftig so einfach macht wie ein Like auf Instagram – einmal drücken, fertig.
Qualität, die man treten kann – und hören sollte
Die Fahrräder bei Willner kommen mit durchdachter Technik: viele mit hydraulischen Bremsen, elektrischen Schaltungen, smarten Ladelösungen für Akkus. Dabei ist auch die Nachhaltigkeit ein Thema: Akkus sollten ja nur zwischen 20 und 80 Prozent geladen werden – das verlängert ihre Lebensdauer spürbar.
Neben den bekannten Marken setzt Willner auch auf Neudenker. Etwa die österreichische Firma WOOM, die Kinderräder neu konzipiert hat – mit farbcodierten Bremsen und kindgerechter Ergonomie. „Das Verhältnis von Körpergewicht zu Radgewicht ist entscheidend“, erklärt er. „Viele Kinder fahren mit Rädern, die so schwer sind wie sie selbst – das ist, als hätte man vor der Ausfahrt noch schnell ein paar Sandsäcke aufs Rad geschnallt. Stabil, aber der Fahrspaß bleibt dabei oft auf der Strecke.“
Und was erwartet uns in Zukunft?
„Die Digitalisierung wird auch beim Rad weiter Einzug halten. Smarte Serviceanzeigen, vernetzte Komponenten – das alles wird Standard“, sagt Willner.
Dennoch bleibt eines gleich:
„Ein Fahrrad bleibt ein Stück Freiheit auf zwei Rädern – mit oder ohne Akku.“ (ULi)