„Steinige Grüße von der grenzenlosen Wiese“
oder….Wenn Konzertbesucher kreischen und pfeifen, dann sitzt „Die Nowak“ am Piano
Die Veranstalter blickten am Donnerstagabend mit bangen, aber hoffnungsvollen Augen gen Himmel. Zum Glück hielt das Wetter, sodass alle Gäste auf dem Dach von KAP 94 Platz fanden – und der Andrang war riesig, um „Die Nowak“ live erleben zu können.

Zunächst betrat jedoch „Anita Schwendner“ die Bühne. Sie stellte sich als Tourleiterin von „Die Nowak“ vor und verteilte selbstbewusst Autogrammkarten in der ersten Reihe – weitere gab es am Merchandise-Stand für 2,50 Euro. Mit augenzwinkerndem Ernst instruierte sie das Publikum genau, wie es sich verhalten müsse, um die Künstlerin bei Laune zu halten. Feministisch, wie Schwendner nun einmal ist, forderte sie die Besucher schließlich auf, den Kanon „Schwester Jakob“ so lange zu singen, bis „Die Nowak“ erscheine – und diese dann frenetisch zu begrüßen.
Folgsam und amüsiert sang das Publikum in Endlosschleife „Schwester Jakob“ – und noch bevor die exzentrische Diva „Die Nowak“ die Bühne betrat, hatte die Regensburgerin Rebekka Maier die Menge bereits fest im Griff. Die Zuhörer folgten ihr begeistert bis zum Schluss. Denn Maier liebt den direkten Kontakt zu ihrem Publikum – und dieses liebt sie nicht nur für ihre messerscharfen und poetischen Songs, sondern auch für ihr komödiantisches Talent, das sie in ihren Moderationen immer bewies.


Die Rio-Reiser-Preisträgerin von 2018 begeistert mit ihrer Kunstfigur: eine leicht verpeilte Diva, die sich selbst nie zu ernst nimmt, stets in extravagantem Outfit und niemals ohne ihren Turban. In hintergründigen, pointierten Texten hält sie der Gesellschaft den Spiegel vor – etwa in „Gebäudekind“ oder „Wattestäbchen und Strohhalme“. Doch „Die Nowak“ kann auch anders: In ihren nachdenklichen Songs erzählt die Vollblutmusikerin und Poetin von Einsamkeit, Krisen und gescheiterten Beziehungen.
Ihre Musik ist eine einzigartige Mischung aus Pop, Chanson und Punk; ihre Stimme klingt, als ließe sie sich irgendwo zwischen Hildegard Knef und Nina Hagen verorten. Einige ihrer Lieder haben Ohrwurmcharakter – und natürlich darf sie die Bühne nicht verlassen, ohne „Glühwein“ zu singen, ihr berühmtes Weihnachtslied, das fast am Ende der Zugaben erklang. Spätestens dann gibt es kein Halten mehr und das Publikum singt begeistert mit.


Am Ende stand ein grandioser Abend voller Energie und sprühendem Charisma einer Ausnahmekünstlerin, der mit stürmischem Applaus belohnt wurde. Es bleibt zu hoffen, dass die vielfach preisgekrönte Musikerin bald wieder in Ingolstadt Station macht – nicht zuletzt, weil auch sie selbst das besondere Ambiente des Veranstaltungsortes immer wieder begeistert hervorhob.