Von Beruf: Kommissar
Rubrik: Berufsgruppen in Ingolstadt – Teil 1
Im Gespräch mit Matthias Eckert von der Polizeiinspektion Ingolstadt
Der Beginn unseres Gesprächs ist alles andere als geplant. Gerade haben wir uns in der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord eingefunden, als plötzlich die Meldung einer Explosion südlich von Ingolstadt in Baar-Ebenhausen eintrifft.
Sofort herrscht hektische Betriebsamkeit, Entscheidungen müssen innerhalb von Sekunden getroffen werden. Wer fährt raus? Wer bleibt zurück?
Matthias Eckert, 38 Jahre alt, bleibt. Trotz der Lage wirkt er ruhig und kontrolliert. Gemeinsam mit Pressesprecherin Michaela Grob nimmt er sich Zeit, um unsere Fragen zu beantworten – ein Moment, der zeigt, wie professionell und belastbar Polizistinnen und Polizisten heute sein müssen.
Vom „Rosenheim-Cop“ zum Führungsteam in Ingolstadt
Eckert ist seit rund einem Jahr in Ingolstadt und inzwischen als Polizeioberkommissar stellvertretender Dienstgruppenleiter. Zuvor war er zwölf Jahre bei der Polizei in Rosenheim tätig – also tatsächlich ein echter „Rosenheim-Cop“.
Was hat ihn damals zur Polizei gebracht? „Tatsächlich war die Polizei meine einzige Bewerbung“, sagt Eckert mit einem leichten Lächeln. „Ich wollte nur diesen Beruf – und nichts anderes.“
2008 begann er mit der Ausbildung im mittleren Dienst. Heute hat er seinen Platz gefunden – mit großer Freude an der Aufgabe.
Welche Eigenschaften braucht denn ein guter Polizist?
„Vor allem soziale Kompetenz“, antwortet er sofort. „Man muss mit Menschen umgehen können – in den unterschiedlichsten Situationen.“
Dazu kommen körperliche Fitness und die Fähigkeit, sich klar auszudrücken und richtig zu reagieren, wenn es drauf ankommt.
Kein Tag wie der andere
Routine? Fehlanzeige. Der Schichtdienst lässt keinen Platz für gleichförmige Tage. Mal sind es schwere Straftaten, mal Einsätze mit Verdacht auf häusliche Gewalt, mal eben eine Explosion.
Gerade als stellvertretender Dienstgruppenleiter trägt Eckert viel Verantwortung – auch für das rund zwei Dutzend Personen starke Team unter seiner Führung.
Emotional besonders belastend seien vor allem die sogenannten „Angehörigenbenachrichtigungen“ bei Todesfällen oder Gewaltdelikten. „Da geht einem vieles nahe – auch wenn man dies im Einsatz nicht unbedingt zeigt.“
Wie geht man mit solchen Eindrücken um? „Reden. Mit Freunden, mit der Familie. Das hilft.“
Michaela Grob ergänzt: „Natürlich werden auch Psychologen und Seelsorger der Polizei zur Nachbereitung belastender Einsätze den Beamtinnen und Beamten vom Dienstherrn zur Seite gestellt!“

Vom Investmentbanker bis zum Kfz-Sachverständigen – Die neue Polizei
Die Polizei von heute ist längst nicht mehr nur Einsatztruppe in Uniform. „Wir haben inzwischen viele Berufsgruppen in unseren Reihen oder arbeiten eng mit ihnen zusammen“, erzählt Eckert.
IT-Experten, ehemalige Bankangestellte, Kfz-Sachverständige – sie alle bringen Know-how ein, das bei modernen Ermittlungen entscheidend helfen kann.
Wie verändert sich die Kriminalität?
„Es verschiebt sich immer mehr ins Internet“, sagt Eckert. Cybercrime, Identitätsdiebstahl, Onlinebetrug – das sind die Fälle, die heute in der täglichen Arbeit eine immer größere Rolle spielen.
Künstliche Intelligenz ist im Streifendienst zwar noch kein Thema, aber die Digitalisierung schreitet voran. „Vor allem im Aktenstudium und bei der Verwaltung wird KI bald eine wichtige Rolle spielen.“
Zivilcourage gefragt – Was Bürgerinnen und Bürger tun können
In unserem Gespräch geht es auch um die Frage, wie die Bevölkerung die Polizei unterstützen kann.
Für Matthias Eckert ist klar: „Zivilcourage ist entscheidend – auch wenn man Angst hat. Man muss nicht selbst eingreifen, aber einen Notruf absetzen – das sollte selbstverständlich sein.“
Seine Botschaft: Nicht wegschauen, sondern helfen – im Rahmen des Möglichen. Gerade in einer Stadt wie Ingolstadt, die wächst und sich verändert, ist das Miteinander wichtiger denn je.