Drohnen im Einsatz

Am Technologietransferzentrum (TTZ) Unbemannte Flugsysteme in Manching arbeiten Forschende unter der Leitung von Professor Gerhard Elsbacher unter anderem an autonomen Drohnenschwärmen, die in Katastrophen- und Krisensituationen eingesetzt werden können – schnell, präzise und ohne zusätzliches Risiko für Einsatzkräfte.

Boote schieben sich durch überflutete Straßen, Menschen warten auf Hausdächern, das Wasser steht bis zur Fenster-bank. Über dem Katastrophengebiet surrt es leise – ein Schwarm von Drohnen, fliegt in Formation über die Dächer, scannt das Gelände, sucht nach Menschen in Not und über-trägt Bilder direkt in die Einsatzzentrale.

Ein Szenario, das so oder so ähnlich bei künftigen Hochwassern Realität sein könnte. Schon beim Donauhochwasser 2024 wurde klar: Die Einsatzkräfte brauchen neue Werkzeuge, um Flächenlagen schneller und besser zu überblicken – und genau hier setzt moderne Drohnentechnologie an.

„Stellen Sie sich einen Drohnenschwarm wie einen Vogelschwarm vor, der systematisch ein Gebiet absucht, dabei kommuniziert und die Umgebung automatisiert erkennt“, sagt Professor Gerhard Elsbacher, Leiter des TTZs Unbemannte Flugsysteme. Die Schwärme, an denen sein Zentrum arbeitet, sollen in Zukunft bei Katastrophenlagen oder Vermisstensuche unterstützen

Die Idee: Viele Drohnen mit hohem Automatisierungslevel er-setzen einzelne, bemannte Flugsysteme oder manuell gesteuerten Drohnen. Sie verkürzen Suchzeiten, liefern Livebilder, werten mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Lage aus und benötigen kein Einsatzpersonal, das die Drohnen steuern muss. „Wir sprechen hier von einem Zusammenspiel hoch-entwickelter Technik – Antrieb, Navigation, Kommunikation und Interaktion mit dem Menschen. Und besonders wichtig: die Schwarmkoordination und intelligente Regelung“, erklärt Elsbacher.

Regelungstechnik – was zunächst abstrakt klingt, ist im Alltag längst angekommen: Sie sorgt dafür, dass Heizungen eine konstante Temperatur halten oder Autos beim Bremsen die Spur behalten. In Drohnen ermöglicht sie stabile Flugbewegungen, auch bei Wind und wechselnder Umgebung, – und macht mit fortgeschrittenen KI-Methoden aus einem ganzen Schwarm ein präzise koordiniertes System.

Elsbacher hat sich nach seiner Promotion intensiv mit der Entwicklung von Flugkörpersystemen befasst, die im erweiterten Sinn in vielen Aspekten den Drohnen sehr nahe sind. Zu-nächst bei Airbus, später bei MBDA Deutschland, wo er über viele Jahre als Ingenieur und später als Hauptabteilungsleiter bzw. zuletzt als Mitglied des Vorstands zuständig für Entwicklung und Produktion tätig war. Eines seiner wichtigsten Projekte war der TAURUS Flugkörper, der mittlerweile auch der brei-ten Öffentlichkeit bekannt ist. „Mich fasziniert, wenn autonome Systeme in schwierigen Situationen zuverlässig funktionieren – und dabei Menschen helfen können.“

Das Einsatzspektrum ist groß: Ob bei der Suche nach Ver-missten, der Überwachung von kritischer Infrastruktur oder der schnellen Lieferung von Medikamenten an unzugängliche Orte. Selbst ohne GPS – etwa bei Störungen durch Funk oder in engen Innenstädten – finden moderne Systeme dank intelligenter Navigation ihren Weg.

Und: Die dahinterstehende Technologie ist vielseitig einsetz-bar. „Dual Use – also Anwendungen, die sowohl im zivilen als auch im sicherheitsrelevanten Bereich genutzt werden können – wird in Anbetracht der Bedrohungslage in Europa wichtiger“, sagt Elsbacher. Gemeint ist: Was bei einem Hochwassereinsatz Leben rettet, kann in anderen Bereichen ebenso dringend gebraucht werden – sei es beim Schutz kritischer Infrastruktur oder im Kontext staatlicher Sicherheits- und Verteidigungsaufgaben.

Wenn künftig ein Drohnenschwarm über einem Einsatzgebiet kreist, dann steckt dahinter durchdachte Technik, entwickelt mit den Zielen: Leben zu schützen, Risiken zu senken und schneller handlungsfähig zu werden.

Pressestelle/Technische Hochschule Ingolstadt