Ist Ingolstadt wirklich schon fahrradfreundlich? 

Die Ergebnisse des Fahrradklimatests zeigen auf: Konflikte mit Kfz, enge Wege – aber gute Erreichbarkeit der Innenstadt 

Mit einer Gesamtbewertung der Fahrradsituation im Jahr 2024 von 3,7  hat sich Ingolstadt gegenüber der letzten Umfrage 2022 nur um 0,1 Notenpunkt verbessert und belegt in Bayern wieder Platz 3 vor Erlangen und Fürth in der Kathegorie 100.000 bis 200.000 Einwohner. Der Deutschlandweite Aufstieg unter den vergleichbaren Städten von Platz 11 auf Platz 7 zeigt, dass die Stadt Ingolstadt bemüht ist, die Situation für Radfahrende zu verbessern. 

Positiv bewertet wird die Erreichbarkeit des Stadtzentrums: 84 % der Befragten geben an, die Innenstadt gut mit dem Rad erreichen zu können. Der Ausbau der 10 Vorrangrouten als Verbindung der Innenstadt bis zum Stadtrand ermöglicht grundsätzlich eine zügige Durchfahrt, die allerdings durch die Stopps an Querungen der Hauptstraßen ausgebremst wird. 71 % begrüßen, dass vor allem in der Innenstadt Einbahnstraßen für Radelnde in Gegenrichtung freigegeben wurden. 

Diese Maßnahmen in Verbindung mit der Anbringung von grünen Pfeilen für Radfahrende und eine verbesserte Ausschilderung der Wegstrecken bringt vermehrt altersunabhängig Menschen dazu, im Alltag das Rad zu nutzen.

Eine durchschnittliche Bewertung von 3,6 in der Zeit von 2018 bis 2024 zeigt trotz der Verbesserungen weiterhin Defizite auf und die Ergebnisse verdeutlichen: In Ingolstadt ist Radfahren für viele mit Unsicherheit, Konflikten und unzureichender Infrastruktur verbunden.  

Wie bereits in den letzten Umfragen werden auch diesmal sicherheitsrelevante Themen wie Breite und Zustand der Radwege (68 %), Führung an Baustellen (65 %), Konflikte im Mischverkehr mit KfZ (71%) und vom motorisierten Individualverkehr zugeparkte Radwege bemängelt (68%). Und 71 % der Teilnehmenden kritisieren, dass Wegeführungen und Ampelschaltungen für Autofahrende optimiert und die Abstimmung mit dem Radverkehr hintenangestellt werden. 

Viele Radfahrende fühlen sich in der „Autostadt“ nicht immer als gleichberechtigte und akzeptierte Verkehrsteilnehmer. Mehr als 70 Prozent empfinden in Ingolstadt ein aggressives Klima im Verkehr und geben an, dass sie meistens zu eng von Autos überholt werden.

„Die Stadt Ingolstadt ist bemüht, durch vermehrte Förderung die Situation der Radfahrenden zu verbessern. Verstärkte Werbung für das Fahrrad, Ausbau der Vorrangrouten und Grünpfeile werden positiv wahrgenommen, reichen für eine gute Infrastruktur noch nicht aus.“ so die Vorsitzende des ADFC Ingolstadt Uschi Feyrer-Ziob.

Und Stadtrat Dr. Christoph Spaeth, ebenfalls im ADFC-Vorstand, stellt fest: „Radfahren in Ingolstadt muss sicherer werden. Die Verantwortlichen von Stadt und Polizei werden aufgefordert, endlich gegen Falschparker vorzugehen, die Einhaltung des Mindestabstands und bei entsprechender Radwegeführung das Überholverbot von Radfahrenden zu überwachen.“

Nicht nur auf Vorrangrouten sollen Radwege weiter ausgebaut werden und die Verbindungen zu den umliegenden Kommunen müssen optimiert werden. Verbesserte Fahrradabstellanlagen können einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Fahrraddiebstahl leisten. 

Bisher werden nur vom ADFC Ingolstadt Lastenräder verliehen. Dabei bieten öffentliche Leihfahrräder, eine flexible und umweltfreundliche Möglichkeit der Fortbewegung in Städten. Sie können auch eine sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr sein. 

Eine Weiterentwicklung der Mitnahme von Fahrrädern in öffentlichen Verkehrsmitteln ist notwendig und die Kombination Bus und Fahrrad durch kann durch entsprechende Abstellanlagen an Bushaltestellen erleichtert werden.

Um das teilweise sogar agressive Klima zwischen den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern zu verbessern, wünschen sich die Verantwortlichen des ADFC Ingolstadt Aktionen und Werbung für richtiges Verhalten im Straßenverkehr für alle Verkehrsteilnehmer. Dadurch kann auch die Zusammenarbeit von Verantwortlichen der Stadt, der Polizei und dem ADFC positiv dargestellt werden.  

Ingolstadt ist auf einem guten Weg, fahrradfreundlicher zu werden. Bleibt zu wünschen übrig, dass trotz der sehr angespannten Haushaltslage der Stadt weiterhin Mittel für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur zur Verfügung stehen und die Richtung zur „Fahrradstadt Ingolstadt“ beibehalten wird. 

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Mehr zu den Deutschlandweiten Auswertungen gibt es unter  https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse und auf der Homepage des ADFC Ingolstadt.

Pressestelle/ADFC Ingolstadt