Erinnerung an einen Retter Ingolstadts
Das Kriegsende 1945 ist in Ingolstadt mit einem Namen verbunden: Der damalige Festungskommandant Paul Weinzierl hat die Stadt vor dem endgültigen Untergang bewahrt. Nun hat Oberbürgermeister Christian Scharpf im Gedenken an die Befreiung Deutschlands vor 75 Jahren diesen mutigen Ingolstädter gewürdigt.
„Weinzierl ließ es mehrmals auf Konfrontationen mit den Nazis ankommen. Dabei riskierte er sein eigenes Leben, um die Stadt zu retten. Gegen Mittag des 26. April waren große Teile des Stadtgebiets nördlich der Donau in der Hand der Amerikaner, ohne dass es zu Kampfhandlungen gekommen wäre. In der Nacht zum 27. April hissten die deutschen Soldaten die weiße Fahne und gingen in Kriegsgefangenschaft. Für die Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger war es ein großes Glück, dass Paul Weinzierl die Befehle seiner Vorgesetzten missachtete. Er hatte sich entschieden auf Gott und sein Gewissen zu hören, wie er es selbst einmal formuliert hatte. Ihm ging es nur noch darum, Ingolstadt vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. Menschenleben zu retten und weitere Kriegsschäden zu verhindern. So kam Ingolstadt, zumindest in den letzten Kriegstagen noch einigermaßen glimpflich davon“, erklärte Christian Scharpf an der Stelle, wo vor dem Turm Baur ein Gedenkstein an den mutigen Festungskommandanten erinnert. Zur Kranzniederlegung waren zahlreiche Stadträtinnen und Stadträte gekommen ebenso wie der Historiker Theodor Straub. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von zwei jungen Schülern der Simon-Mayr-Musikschule, nämlich Leonie Hell (Oboe) und Michael Schwarzbeck (Fagott).
An die junge Generation wie auch alle, die die Grauen der NS-Zeit nicht miterleben mussten gerichtet, erklärte OB Scharpf, Paul Weinzierl habe den unbequemen, den riskanten Weg gewählt, der sich gelohnt habe. Angesichts der Tatsache, dass es bald keine lebenden Zeitzeugen mehr gäbe, sei dieses Gedenken um so wichtiger. „Selbst 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist unsere Demokratie nicht sicher und muss aufs Neue verteidigt werden. Gerade in den vergangenen Jahren erleben wir und hören in den Nachrichten, dass Menschen ausgegrenzt werden. Flüchtlinge und Migranten werden angefeindet. Die Zahl antisemitischer Straftaten hat sich erhöht. Hass und Hetze gegen Minderheiten, aber auch gegen demokratische Politiker, nehmen zu. Diesen Ausgrenzungen und Anfeindungen müssen wir jeden Tag entgegentreten. Nur so können wir das, was wir in den vergangen 75 Jahren errungen haben, auch dauerhaft erhalten. Deshalb ist das heutige Gedenken so wichtig – für unsere Demokratie und für unsere Zukunft.“