Marieluise-Fleißer-Preis 2025 geht an Jonas Lüscher
Der mit 10.000 Euro dotierte Marieluise-Fleißer-Preis wird seit 1981 von der Stadt Ingolstadt in Gedenken an die berühmteste Autorin Ingolstadts verliehen – seit 2001 regelmäßig in einem zweijährigen Rhythmus.
Durch Beschluss des Stadtrates vom 3. Juni, der dabei der Empfehlung der Fleißer-Preis-Jury folgte, geht der Marieluise-Fleißer-Preis 2025 an den Schriftsteller und Essayisten Jonas Lüscher.
Die Auszeichnung wird damit bereits zum 19. Mal vergeben. Seither wurden zahlreiche namhafte deutschsprachige Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die – wie im Werk von Marieluise Fleißer – den Konflikt zwischen unerfüllten Glücksansprüchen und alltäglichen Lebenswelten zum zentralen Thema haben. Vorgängerin von Jonas Lüscher war 2023 die Journalistin und Schriftstellerin Lena Gorelik.
Zur hochkarätigen Jury des Marieluise-Fleißer-Preises 2025 zählen sechs Literaturexpertinnen und -experten, unter ihnen Niels Beintker, Gabriel Engert, Tanja Graf, Prof. Dr. Rainer Moritz, Andreas Platthaus, Prof. Dr. Ulrike Vedder, die letzte Preisträgerin Lena Gorelik, der testamentarische Verwalter des literarischen Nachlasses von ML Fleißer Klaus D. Gültig, Vertreter der Stadtratsfraktionen – darunter unter anderem Barbara Leininger, Georg Niedermeier, Raimund Reibenspieß, Dr. Matthias Schickel, Petra Volkwein –, der Vorsitzende der Marieluise-Fleißer-Gesellschaft Andreas Betz sowie Kulturreferent Marc Grandmontagne und Theaterintendant Oliver Brunner.
Jonas Lüscher, geboren 1976 in der Schweiz, wuchs in Bern auf und lebt seit 2001 in München. Er ist schweizerisch-deutscher Doppelbürger und zählt zu renommierten deutschsprachigen Schriftstellern und Essayisten. Seine Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.
Dabei ist er spät zur Literatur gekommen: Nach einer Ausbildung zum Primarlehrer verbrachte Lüscher einige Jahre als Dramaturg und Stoffentwickler in der Münchner Filmwirtschaft, bevor er 2005 bis 2009 an der Hochschule für Philosophie München studierte. Im Anschluss arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität und als Ethiklehrer an der Staatlichen Wirtschaftsschule München/Pasing. Seine Lebenserfahrung findet Eingang in sein Werk.
Anfang 2025 erschien sein hochgelobter Roman „Verzauberte Vorbestimmung“ beim Carl Hanser Verlag München. Darin verhandelt er auf komplexe Weise das ambivalente Verhältnis von Mensch und Maschine und verarbeitet auch seine schwere Covid-Erkrankung. Mit dem vielstimmigen Roman hat Lüscher ein durchdachtes, sprachmächtiges Meisterwerk geschaffen, das den Zeitraum von der industriellen Revolution bis in die nahe Zukunft in literarischen Schichtungen umfasst und dabei politischen wie philosophischen Ansprüchen an Literatur mehr als gerecht wird.
Jonas Lüscher wurde mehrfach ausgezeichnet. Bereits seine Debütnovelle „Frühling der Barbaren“ (2013) entwickelte sich zum Bestseller, stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und war nominiert für den Schweizer Buchpreis. Sein Roman „Kraft“ gewann 2017 den Schweizer Buchpreis. Für seinen Roman „Verzauberte Vorbestimmung“ erhält er den Rheingau Literaturpreis 2025. Weitere Auszeichnungen waren unter anderem der Franz-Hessel-Preis (2013), der Hans-Fallada-Preis (2016) sowie der Max Frisch-Preis der Stadt Zürich (2022).
Die Verleihung des Marieluise-Fleißer-Preises an Jonas Lüscher ist geplant für November, ein Termin ist noch in Abstimmung.
Bisherige Preisträger/innen des Marieluise-Fleißer-Preises:
1981: Irmgard Keun, 1986: Uwe Dick, 1989: Herta Müller, 1992: Thomas Hürlimann, 1995: Robert Schneider, 1998: Gert Heidenreich, 2001: Petra Morsbach, 2003: Harald Grill, 2005: Kerstin Specht, 2007: Franz-Xaver Kroetz, 2009: Dea Loher, 2011: Sibylle Lewitscharoff, 2013: Rainald Goetz, 2015: Ulrich Peltzer, 2017: Christoph Ransmayr, 2019: Iris Wolff, 2021: Prof. Ines Geipel, 2023: Lena Gorelik
Foto: Rössle
Pressestelle/Stadt Ingolstadt