Die Nordische Zeitenwende

Finnlands Beitritt in die NATO

Ein denkwürdiger Abend in historischen Mauern: Direktor Ansgar Reiß vom Bayerischen Armeemuseum begrüßte die Gäste und verband dies mit einem Dank an die Stiftung Deutsche Gebirgstruppe, insbesondere an Oberstleutnant Roland Schmieder, der den Vortrag des Abends ermöglicht hatte: Kai Sauer, Botschafter Finnlands in Deutschland, gab spannende Einblicke in eine der bedeutendsten geopolitischen Veränderungen unserer Zeit, Finnlands NATO-Beitritt.

Sauer, der fließend Deutsch spricht – nicht zuletzt dank seiner Hamburger Wurzeln – begann mit einem Rückblick auf die „Zeitenwende“, einen Begriff, den Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Beginn des Ukraine-Krieges prägte. „Ich empfand es als eine starke Rede“, betonte Sauer. Vergleichbare Wendepunkte in der Geschichte sieht er in der Französischen Revolution oder den Anschlägen vom 11. September 2001

Warum trat Finnland der NATO bei?

„Wir wollen nicht, dass uns das Leben bestraft!“ – mit diesen Worten fasste Sauer die finnische Bedrohungswahrnehmung zusammen. Während 2022 nur 30 % der Finnen einen NATO-Beitritt befürworteten, schnellte die Zustimmung nach Russlands Invasion in der Ukraine innerhalb von drei Monaten auf 80 %.

Wie steht es um Finnlands Verteidigungsbereitschaft?

Aktuell gibt Finnland 2,5 % seines BIP für Verteidigung aus – deutlich mehr als viele westliche NATO-Partner. Besonders beeindruckend: Die finnische Artillerie übertrifft angeblich mengenmäßig die gesamte westeuropäische. „Unser Messaging funktioniert offenbar!“, so Sauer mit einem verschmitzten Lächeln.

Wie schützt Finnland seine kritische Infrastruktur?

Russlands sogenannte Schattenflotte hat mehrfach unterseeische Versorgungsleitungen beschädigt, Sauer belegte dies anhand etlicher Folien zu diesem Thema. Finnland reagierte konsequent – ein Einsatz finnischer Spezialkräfte überzeugte die Besatzung eines verdächtigen Schiffes, eine andere Route zu nehmen. Auch Chinas Einfluss auf 5G-Netze sieht Sauer kritisch: In Zypern etwa liefert Huawei 100 % der kritischen elektronischen Infrastruktur.

Zum Abschluss stellte sich Sauer Fragen aus dem Publikum. Ein Thema: Finnlands frühere Neutralität. „Unsere Zeitenwende erforderte entschlossenes Handeln“, erklärte der Botschafter. Ein mögliches neues wirtschafts- und verteidigungspolitisches Bündnis könnte in Anlehnung an die Hanse des Mittelalters eine „Hanse ++“ sein.

Unter großem Applaus endete ein Abend, der eines zeigte: Finnland ist bereit, Verantwortung in der NATO zu übernehmen.