Mit Leidenschaft für Menschen aus anderen Ländern
Argentinierin und Spanierin sind beim Caritas-Migrationsdienst eingeschworenes Team
Maria Silvia Iriarte-von Huth (55) und Maria Cristina Lozano Gómez (42) sind Freundinnen und ein eingeschworenes Team: Beide haben die Muttersprache Spanisch, beide sind ehrenamtlich im Migrationsrat der Stadt Ingolstadt und beide arbeiten hauptberuflich beim Migrationsdienst der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Und beide setzen sich leidenschaftlich und mit viel Engagement für andere Menschen mit Migrationshintergrund ein.
Von Argentinien über London nach Ingolstadt
Maria Silvia Iriarte-von Huth stammt aus Mendoza in Argentinien, ist Psychologin mit psychotherapeutischer Ausbildung, hat mit ihrem getrenntlebenden Mann zwei Töchter und lebt seit 2008 in Deutschland. Aus Argentinien waren sie wegen eines Arbeitsplatzwechsels des Mannes weggezogen, zunächst nach London. Sie wollten dann aber, dass die Kinder die deutsche Sprache lernen. Silvia Iriarte-von Huths Mann bekam eine Stelle bei Siemens in Vohburg. Sie selbst war zunächst ganz für die Kinder da. Ab 2015 arbeitete die Argentinierin bei der Berufsschule Ingolstadt in der sozialpädagogischen Begleitung von Integrationsklassen, anschließend in der Migrationsarbeit der Sprachakademie des Internationalen Kulturvereins IKS. Dort bewarb sich 2019 auch Maria Cristina Lozano Gómez. Ein Vorstellungsgespräch führte zwar nicht zur gewünschten Stelle, aber sie tauschte mit Maria Silvia Iriarte-von Huth Telefonnummern aus. Und die kam als Mitglied des Migrationsrates Ingolstadt ein Jahr später auf sie zu, ob sie nicht auch in diesem Gremium mitarbeiten wolle. So gehören seit 2020 beide diesem Rat an, der sich für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzt.
Kurz nachdem das IKS schloss, wechselte Maria Silvia Iriarte-von Huth im April 2022 zur Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB) der Caritas. Dieses Mal war sie von Maria Cristina Lozano Gómez informiert worden, dass es dort eine freie Stelle gab. Hier kümmert sich die Argentinierin um alle Angelegenheiten und Probleme, die Migrantinnen und Migranten haben: Aufenthaltsthemen, Sprachkurs, Wohnung und Arbeit … „Viele leiden unter einer Trennung, Konflikten in der Familie und Arbeitslosigkeit“, berichtet die Migrationsberaterin. Etliche spanischsprachige Menschen vertrauen sich Maria Silvia Iriarte-von Huth und Maria Cristina Lozano Gómez an, weil sie eine Beratung in ihrer Muttersprache und bei Personen aus ihrem Kulturkreis bevorzugen.
Maria Silvia Iriarte-von Huth hatte schon immer den Wunsch, bei einer internationalen Organisation zu arbeiten, was ihr in Argentinien allerdings nicht gelang. „Hier gibt mir die Caritas die Möglichkeit dazu. Ich lerne Menschen und Kulturen aus der ganzen Welt kennen.“ Dabei ist es freilich eine tägliche Herausforderung, ihren Klientinnen und Klienten zu helfen. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie schwer es ist, sich den Berufsabschluss aus einem anderen Land in Deutschland anerkennen zu lassen. Maria Silvia Iriarte-von Huth darf zwar hier als Psychologin arbeiten, aber ihr Abschluss als Psychotherapeutin ist nicht anerkannt. Für heutige Migrantinnen und Migranten ist nach ihrer Erfahrung die Integration in die Gesellschaft schwieriger geworden, „weil die Einheimischen ihnen gegenüber in der Regel nicht mehr so offen sind wie noch 2015, als es eine Willkommenskultur gab“, so die Migrationsberaterin. Sie selbst fühlt sich in Ingolstadt wohl, wenngleich sie nicht verhehlt, auch manchmal Heimweh zu haben: „Insbesondere wenn die Tage hier grau sind, sehne ich mich nach der Sonne in Argentinien.“ Um speziell den Kontakt zu lateinamerikanischen Migrantinnen und Migranten zu pflegen, war sie bis vergangenes Jahr Vorsitzende des Vereins LAT-IN (Latinoamericanos en Ingolstadt), den sie gegründet hatte und dem sie auch weiterhin angehört.
Einmal Erfahrungen in einer anderen Kultur sammeln
In diesem Verein ist auch Maria Cristina Lozano Gómez Mitglied. Sie singt dort in einem Chor. Die 42-jährige stammt aus Madrid, lebt seit Oktober 2012 in Deutschland, ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist Sozialarbeiterin. In Madrid war sie acht Jahre lang in der Wohnungslosenhilfe tätig. „Dann wollte ich einmal Erfahrungen in einer anderen Kultur sammeln“, erklärt sie, weshalb sie nach Deutschland kam. Ihr Mann fand eine Stelle in Ulm. Sie absolvierte zuerst ein Praktikum im Sozialbereich bei verschiedenen Trägern, unter anderen bei der Caritas, und besuchte Deutschkurse. Nachdem ihr spanischer Studienabschluss hier anerkannt war, arbeitete sie auf dem Höhepunkt der „Flüchtlingswelle“ zweieinhalb Jahre als Flüchtlingsberaterin für die Caritas in einer Gemeinschaftsunterkunft in Ulm. Danach engagierte sie sich ebenfalls bei der Caritas für wohnungslose jugendliche Frauen mit psychischer Erkrankung.
Als ihr Mann beruflich nach Manching verlegt wurde, bewarb sich Maria Cristina Lozano Gómez im Raum Ingolstadt bei verschiedenen Stellen und arbeitete dann ab Januar 2020 zunächst bei der Arbeiterwohlfahrt mit psychisch erkrankten Menschen. Sie wollte aber in der Migrationsarbeit tätig werden. Politisch tut sie dies seit 2020 nach dem Anruf von Maria Silvia Iriarte-von Huth im Migrationsrat der Stadt. Beruflich kam sie im April 2021 zur Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) bei der Caritas-Kreisstelle. Hier engagiert sie sich für Menschen, die noch nicht drei Jahre in Deutschland sind oder für die, die noch nicht länger als drei Jahre einen Aufenthaltstitel haben. „Meine Motivation ist es, Migrantinnen und Migranten auf ihrem Lebensweg in Deutschland zu helfen“, sagt sie. Sie erzählt ein Beispiel, bei dem ihr dies aus ihrer Sicht gut gelang: „Zu mir kam eine alleinerziehende Mutter von drei kleinen Kindern aus Afrika. Die Kinder hatten Probleme im Kindergarten und in der Schule, und die Beziehung zum Vater war schwierig. Ich erklärte ihr das deutsche Schulsystem und ermutigte, sie eine Arbeit zu suchen. Sie war dann zunächst als Reinigungskraft tätig. Heute arbeitet sie als Küchenhilfe. In der Schule konnte ich vermitteln, und nun kommen die Kinder dort besser zurecht.“
Als schwierigste Zeit bei der Caritas hat sie jene ab dem Überfall Russlands auf die Ukraine in Erinnerung. „Da hatten wir hier einen Personalnotstand, aber es kamen ganz viele Flüchtlinge. Seinerzeit war kaum pädagogische Arbeit möglich, sondern es ging fast nur darum, die Betroffenen zu Fragen der Unterkunft und des Lebensunterhalts zu beraten“, erzählt die Migrationsberaterin. Als Leiterin des Teams des gesamten Migrationsdienstes wünscht sich Maria Cristina Lozano Gómez, „dass die Aufgabe der Teamleitung sowie auch eine Verwaltungskraft, die es nicht gibt, für den Dienst staatlich refinanziert werden“. Nach Mitteilung der Spanierin arbeiten derzeit elf Personen aus verschiedenen Ländern im Migrationsdienst der Caritas. Mit der Zusammenarbeit zeigt sie sich zufrieden: „Wir sind insgesamt ein gutes Team, ein ganz besonders gutes sind Silvia und ich.“
Maria Silvia Iriarte-von Huth (links) und Maria Cristina Lozano Gómez sind im Caritas-Migrationsdienst ein eingeschworenes Team. Foto: Caritas/Peter Esser
Caritas Ingolstadt