Titelthema: Ticketchaos in Ingolstadt
IN-direkt geht den Schwierigkeiten beim Vorverkauf auf den Grund
Stellen Sie sich mal vor beim Einkaufen in der Stadt ist Ihnen ein Plakat für ein tolles Konzert aufgefallen. Jetzt haben Sie zwar einen Computer oder ein Smartphone und könnten eigentlich locker über die bekannten Buchungsportale von zuhause aus Karten für diese Vorstellung buchen, aber da Sie ohnehin in der Nähe sind steuern Sie das Ticketzentrum beim Theater an. Leider werden dort aber nur Karten für Eigenproduktionen und andere Gastspiele an den dortigen Spielstätten verkauft. Die freundlichen Mitarbeiter verweisen Sie aber gerne an den Ticketshop von IN-direkt, denn die früheren Vorverkaufsstellen von Donaukurier und der Ganghoferschen Buchhandlung gibt es nicht mehr. Und bei der Touristinfo werden nur noch Karten für Stadtführungen angeboten. Was die Dame bzw. der Herr an der Kasse nicht wusste: IN-direkt hat zwar eine breite Palette von Karten im Angebot – auch den Direktverkauf von einzelnen Künstlern oder Orchestern, doch ausgerechnet Ihr Wunschkonzert ist nur über Eventim buchbar. Die Damen in unserem Ticketshop wissen aber, dass es diese Karten beim Westpark gibt und empfehlen, sich dorthin zu wenden. Werden Sie diesen Rat befolgen und einen weiteren Versuch wagen? Wohl eher nicht. Was bleibt ist ein ziemlicher Frust. Aber trösten Sie sich, Ihre Odyssee haben schon etliche Kulturinteressierte vor Ihnen durchgemacht und zuhause auf der Couch funktioniert es online alles reibungslos. Können Sie aber dort auch Detailfragen, zum Beispiel über einen Programmflyer, die Erreichbarkeit verschiedener Spielstätten oder Erstattungsfragen klären?
Kundennähe statt digitaler Isolation
Gerade bei diesen Fragen und Problemen ist eine persönliche Beratung wichtig, denn es gibt nichts Wertvolleres als jemanden, der sich Zeit nimmt, um auf individuelle Anliegen einzugehen. Im Internet oder auf den gängigen Buchungsportalen sind Sie jedoch meistens auf sich allein gestellt. Eine Chatbot-Anfrage hier, eine FAQ-Seite dort – das mag in vielen Fällen ausreichen, aber sobald es komplizierter wird, zum Beispiel bei Sonderwünschen oder Problemen, schaut es düster aus. Dabei sind es längst nicht nur die vermeintlich älteren Damen und Herren, die sich mit dem digitalen Ticketkauf schwertun dem QR-Code misstrauen oder schlicht keinen Onlinebezahlweg wie beispielsweise PayPal nutzen. Auch Jüngere wünschen sich häufig noch eine gedruckte Karte – als Geschenk etwa. Hand aufs Herz: Ein Ausdruck mit einem QR-Code als Präsent für eine Opernaufführung? Da kommt bei weitem nicht die gleiche Freude auf wie bei einer schön gestalteten Eintrittskarte, die man in den Händen halten kann.
Und wenn wir schon bei den Schwachstellen sind: Ja, auch wir von IN-direkt müssen zugeben, dass wir nur eingeschränkte Öffnungszeiten haben. Aus Personal- und Kostengründen lässt sich das leider nicht anders regeln. So bleibt das grundsätzliche Problem ähnlich wie bei der Theaterkasse: Berufstätige, die unter der Woche kaum Zeit finden, sind davon besonders betroffen. Gerade hier wäre es extrem hilfreich, die Öffnungszeiten zu erweitern, insbesondere an Samstagen oder in den Abendstunden, auch um eine größere Zielgruppe zu erreichen. Denn Kultur soll ja kein Luxusgut sein, das nur denjenigen vorbehalten bleibt, die zufällig die Zeit und Flexibilität haben, während der aktuellen Öffnungszeiten vorbeizukommen.
Dann wäre da noch die geringe Anzahl an lokalen Verkaufsstellen. Reisebüros oder Elektronikmärkte erscheinen als Lösung, haben aber oft keine direkte Verbindung zu den Veranstaltern und können bei speziellen Wünschen oder Problemen nur wenig weiterhelfen. Die früher übliche Buchhandlung als Vorverkaufsstelle gibt es auch nicht mehr.
Ein weiteres leidiges Thema sind die unflexiblen Rückgabebedingungen, insbesondere bei verschobenen oder abgesagten Veranstaltungen. Viele Kunden wünschen sich mehr Flexibilität und persönlicheren Service, besonders bei kurzfristigen Änderungen. Der stationäre Verkauf kann hier oft nicht weiterhelfen. Eine bessere Vernetzung der Anbieter könnte sowohl den Vorverkauf als auch die Rückgabemöglichkeiten optimieren – ein Schritt in die richtige Richtung. Selbst im Westpark bekommt man nicht immer Karten von jeder Veranstaltung die Eventim auf seinem Online-Vertriebsweg anbietet.
Das größte Problem bleibt die Unübersichtlichkeit der Anbieterlandschaft. Wer in Ingolstadt eine Veranstaltung besuchen möchte, sieht sich einer Vielzahl von Plattformen gegenüber. Ein umfassendes Programmheft für alle Events wäre ideal, ist aber schwer umsetzbar. IN-direkt versucht zwar, möglichst viele Events anzukündigen, doch alles zu erfassen ist schlicht unmöglich. Vielleicht wäre hier die Stadt Ingolstadt in der Pflicht, ihre Bürger mehr zu informieren. Schließlich gehört das zur kulturellen Daseinsvorsorge. Und wer keinen Zugang zu umfassenden Informationen hat, wird letztlich ausgeschlossen.
Kommentar
Individuelle Hilfe ist gefragt!
Der Vorverkauf von Konzertkarten und Tickets in Ingolstadt ist geprägt von einer Vielzahl an Anbietern, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Lokale Anbieter wie das Theater Ingolstadt oder IN-direkt punkten mit ihrer regionalen Fokussierung, während große Plattformen wie Eventim oder Reservix zwar den bequemen Online-Kauf ermöglichen, aber bei stationären Verkaufsstellen schwächeln. Eine klare Verbesserung könnte durch eine stärkere Vernetzung aller Anbieter mit lokalen Verkaufsstellen erreicht werden. Eine zentrale Ticketverkaufsstelle, die mehrere Anbieter und Veranstaltungen bündelt, wäre die wohl effektivste Lösung, um den Vorverkaufsprozess in Ingolstadt zu optimieren und für mehr Transparenz zu sorgen. Und warum eigentlich werden Veranstaltungen regionaler Anbieter durch überregionale Portale vertrieben?
Ganz ehrlich: wäre es nicht an der Zeit, dass sich endlich mal alle Ticketanbieter zusammensetzen und die Situation in Ingolstadt gemeinsam verbessern? IN-direkt jedenfalls wäre bereit, hier aktiv mitzuarbeiten und Lösungen zu finden!