Zukunftschancen in Gaimersheim überwiegen Heimweh
zu werden. „Und ich wünsche mir natürlich, dass sie lange bei uns arbeiten werden.“ Zwei indische Pflegerinnen überzeugen im Caritas-Seniorenheim St. Elisabeth
„Sie sind sehr engagiert, liebevoll zu den Bewohnerinnen und Bewohnern, sprechen gut Deutsch und sie leben die Werte der Caritas.“ Albert Kräh, Leiter des Caritas-Seniorenheimes St. Elisabeth in Gaimersheim, freut sich, dass er mit den Geschwistern Ann Maria Thomas (27) und Linty Mol Thomas (38) aus Indien zwei neue Pflegekräfte gewonnen hat. Ann Maria Thomas kam am 1. April 2023 nach St. Elisabeth, um dort zunächst einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu absolvieren. Kräh hatte dafür mit ihr ein Online-Vorstellungsgespräch geführt. Am 1. September 2023 zog ihre Schwester nach, ebenfalls für einen BFD. Sie hatte bereits in ihrem Heimatland elf Jahre als Krankenschwester gearbeitet. Die Schwestern hatten dort auch schon an einem Deutsch-Sprachkurs teilgenommen.
Karrieremöglichkeiten ausschlaggebend
Ann Maria Thomas machte nach dem Freiwilligendienst eine einjährige Ausbildung zur Pflegefachhelferin. Als solche will sie erst einmal in der Einrichtung weiterarbeiten, später dann noch die generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft absolvieren. Linty Mol Thomas ist zurzeit noch Pflegehelferin, nimmt aber an einem von der Agentur für Arbeit geförderten Anpassungslehrgang zur Pflegefachkraft teil, den sie im März abschließen will. Für beide waren finanzielle Gründe ausschlaggebend, nach Deutschland zu kommen. „Die Ausbildung zur Krankenschwester ist in Indien sehr teuer. Das Geld meiner Eltern hat leider nur für die Ausbildung meiner Schwester gereicht“, erklärt Ann Maria Thomas. „In Indien gibt es zu wenig Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten“, begründet ihre Schwester den Schritt, aus der Heimat wegzuziehen. Die indischen Frauen schätzen zudem die vielfältigen Bildungsmöglichkeiten in Deutschland.
Beide sind verheiratet und haben jeweils zwei Kinder, wollen aber langfristig in Gaimersheim bleiben. Sie hoffen, dass ihre Familien nachziehen und ihre Ehemänner ebenfalls hier in der Pflege arbeiten können. Ann Maria Thomas hatte bereits einen Antrag auf Ausreise für ihren Mann gestellt, damit dieser hier auch als Bundesfreiwilligendienstleistender und anschließend als Auszubildender tätig sein kann. Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hatte dafür auch eine Zusage gegeben. „Leider wollte aber die Deutsche Botschaft in Indien ihm kein Visum ausstellen, weil er angeblich seine Motivation nicht gut genug begründet hatte“, bedauert Kräh. Gemeinsam mit Ann Maria Thomas hofft er nun, dass der Nachzug im Rahmen einer Familienzusammenführung klappt. Sie bringt dafür die Voraussetzung mit, eine unbefristete feste Anstellung vorweisen zu können.
Die beiden Frauen aus Indien machen keinen Hehl daraus, dass es für sie wichtig ist, bei der Caritas einen Tariflohn zu erhalten. Sie sind aber auch zur Caritas gekommen, weil sie das breite Spektrum an sozialer Hilfe des Wohlfahrtsverbandes schätzen und weil sie sich als praktizierende Katholikinnen gut bei der Caritas aufgehoben fühlen. Die Bewohnerinnen und Bewohner empfinden sie als sehr freundlich und zeigen sich sehr interessiert an der indischen Kultur. „Sie sind erstaunt, wenn sie hören, dass bei uns eine Hochzeit mehrere Tage lang dauert“, sagt Ann Maria Thomas und lacht. Auch das Arbeitsklima mit den Kolleginnen und Kollegen im Caritas-Seniorenheim Gaimersheim erfahren sie als sehr angenehm.
Ein bisschen bedauern sie allerdings, dass die Arbeitsaufgaben als Pflegefachkraft in Deutschland generell eingeschränkter seien als in Indien. „Krankenschwestern können dort zum Beispiel eigenverantwortlich einen Zugang zu intravenösen Infusionen mittels Venenpunktion und Venenverweilkanüle legen, was in Deutschland nur der Arzt tun darf“, informiert Linty Mol Thomas und ergänzt: „Auch habe ich dort Hebammentätigkeiten ausgeübt, wofür man hier eine eigene Ausbildung braucht.“ Dennoch freut sich die Frau darauf, bald als Pflegefachkraft arbeiten zu können. Dann darf sie unter anderem ärztlich verordnete Medikamente und Injektionen verabreichen sowie weitergehende diagnostische Maßnahmen durchführen, was ihr als Pflegehelferin im Moment noch nicht erlaubt ist. Ihre Schwester gibt sich hingegen für eine Zeit lang damit zufrieden, als Pflegefachhelferin Grundpflegetätigkeiten auszuüben: also zum Beispiel Bewohnerinnen und Bewohner waschen, sie beim Toilettengang begleiten und ihnen Essen eingeben. Sie genießt es, dabei mit den alten Menschen zu reden, ein offenes Ohr für deren Familienangelegenheiten zu haben und diesen auch von ihrer Familie zu erzählen.
Familien vermisst
Natürlich haben die beiden Frauen aus Indien Heimweh und vermissen vor allem ihre Familien. Täglich sind sie mit diesen per Videocall in Kontakt. „Wenn eines meiner Kinder krank ist, ist es besonders schwierig, sie nicht umarmen und pflegen zu können“, so Ann Maria Thomas. Sie war seit ihrem Arbeitsbeginn in Gaimersheim zweimal zu Besuch in ihrem Heimatland, ihre Schwester einmal. Das Caritas-Seniorenheim half den beiden in vielfacher Hinsicht: durch Abholung vom Flughafen, durch Begleitung zu Ämtern sowie beim Abschluss von Handyverträgen und Versicherungen und auch bei der Wohnungssuche. Durch die gute Arbeit der beiden Frauen aus Indien fühlt sich Seniorenheimleiter Albert Kräh angesichts des Arbeitskräftemangels ermutigt, weiter qualifizierte und engagierte Pflegekräfte im Ausland zu suchen, zu rekrutieren und zu binden.
Ann Maria Thomas und Linty Mol Thomas wünscht der Seniorenheimleiter vor allem, dass ihre Familien bald zu ihnen nachziehen können, um hier glücklich.
Caritas Verband Diözese Eichstädt e.V.
Bildinformationen
- indische Schwestern in Pflege im SH Denkendorf: Esser