„Code Shakespeare“ im Altstadttheater:
Wo Wissen unterhaltsam verpackt wird
Wer kennt Elizebeth Smith Friedman, eine der bedeutendsten Kryptoanalytikerin? Trotz ihrer wichtigen Arbeit und großartigen Leistungen gehört diese herausragende Frau zu den Frauen, die in der Schublade der Geschichte ganz tief unten versteckt wurde.
Sie wurde 1892 als neuntes Kind einer Quäkerfamilie im Bundesstaat Indiana geboren. Die vielseitige Frau studierte neben Anglistik, in der sie auch einen akademischen Abschluss machte, auch Fremdsprachen wie Latein, Griechisch und Deutsch. Wegen ihrer Leidenschaft für Shakespeare wurde der verschrobene Textil-Magnat George Fabyan auf sie aufmerksam und holte sie in seine Denkfabrik Riverbank. Sie sollte da den mutmaßlichen Shakespeare-Code entschlüsseln, um zu beweisen, dass der Urheber der Dramen in Wirklichkeit Sir Francis Bacon war. Dort traf sie auf ihren künftigen Ehemann, den jungen Genetiker William Friedman, mit dem sie während des Ersten Weltkrieges als Kryptologin für das amerikanische Kriegsministerium arbeitete. Sie entwickelten Entschlüsselungsmethoden mit deren Hilfe sie alle Codes knacken konnten: sei es der Code der Alkoholschmuggler während der Prohibition oder die Kommunikation zwischen Nazis und einem südamerikanischen Agenten-Netzwerk während des Zweiten Weltkrieges.
Man musste als Frau schon aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sein, wenn man Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur studieren, sondern auch noch etwas bewegen wollte. Eine solche Frau war Elizebeth Smith Friedmann und es ist dem Altstadttheater, allem voran Falco Blome, hoch anzurechnen, dass dieser außergewöhnlichen Frau mit ihrer Fähigkeit Muster in verschlüsselten Codes zu entdecken im neuesten Theaterstück „Code Shakespeare“,ein Denkmal gesetzt wurde. Adelheid Bräu zeichnet die Kryptologin als eine mutige und durchsetzungsfähige Frau, die immer wieder für ihre Freiheit und Selbstbestimmung in einer von Männern dominierten Welt kämpfte. Thomas Weber wechselt mühelos und fassettenreich in die unterschiedlichen männlichen Rollen: sei es als der strenge Vater, der verschrobene Fabyan oder der ein bisschen unbeholfene William.
Obwohl „Code Shakespeare“ nicht nur eine bedeutende Frau, die viel geleistet hat, vorstellen, sondern auch ein wenig in die komplexe Welt der Kryptologie einführen will, ist es jederzeit ein sehr unterhaltsame Theaterstück, das nicht zuletzt von dem überragend harmonischen Zusammenwirken der beiden tollen Schauspielern lebt. Wer einen Abend mit anspruchsvoller, guter Unterhaltung sucht, dem ist ein solcher Abend im Altstadttheater unbedingt empfohlen.
Wer sich darüber hinaus weiter informieren will, der findet in der Mediathek von arte unter „Die Codebrecherin“ einen Dokumentarfilm über die vergessene Kryptologin.
Bildinformationen
- Code Shakespeare: Halbhuber-Gassner