Live im Tilly: A star is born
David Krebs, Birgit Giesl und deren Team haben es drauf: Mit einem Feuerwerk fantastischer Konzertauswahl im Reduit Tilly, das von Mundart bis zu Rock reichte, wurden fast alle musikalischen Geschmacksrichtungen bedient. Mit der Auswahl besonderer musikalischer Schmankerl begeisterten sie alle Altersgruppen. Jedes der Open-Air-Konzerte war ein einmaliges Ereignis, das von den Besuchern mit Vorfreude erwartet und frenetisch gefeiert wurde. Nach dem erfolgreichen Versuchsballon vor zwei Jahren zeigte sich einmal mehr, wie unfassbar herausragend die Wahl auf das spektakuläre Reduit Tilly als ungemein stimmungsvolle Location war. Auch die Musiker zeigten sich von der Location des Baudenkmals und seiner einmaligen Atmosphäre sehr beeindruckt.
Das Sommerfestival übertraf sich tagtäglich mit einem neuen Highlight. Den Auftakt machten die deutsche Rapcrew „01099“ aus Dresden, benannt nach der Postleitzahl des Dresdner Stadtteils Neustadt. Bereits dieses Konzert sprengte in Ingolstadt bisher unerlebte Maßstäbe: Die Konzertbesucher kamen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern von weit her. So sind zum Beispiel Fans extra aus Innsbruck angereist, um die vier Musiker live erleben zu können. Die ersten Besucher fanden sich bereits um 6:00 Uhr morgens vor dem Tor des prachtvollen, historischen Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert ein, um sich die besten Plätze bei dem restlos ausverkauften Konzert zu sichern.
Auch Culcha Candela war ausverkauft. Die Band, die mit Hip-Hop, Dancehall- und Reggaemusik seit mehr als 20 Jahren unterwegs ist, brachte aus Berlin als Ergänzung Cosima mit, die vor allem TikTok-Usern bestens bekannt ist, sowie die Band „Lost“, die bereits stolz auf 250.000 Spotify-Hörer blicken kann. Culcha Candela schaffte es mühelos, die 1.850 Gäste mitzureißen, sodass das Konzert eine zweistündige ausgelassene Party in einer tollen Sommernacht wurde.
STAHLZEIT brachte Ingolstadt nicht nur zum Beben, sondern auch zum Brennen. Eine solche Feuershow hatte man hier bis dahin noch nie erlebt, und es war nur der besonderen Location zu verdanken, dass diese spektakuläre und komplexe Feuershow aus feuerpolizeilichen Gründen überhaupt möglich war. Aber STAHLZEIT ist nicht nur eine Coverband von Rammstein, sondern besticht besonders durch die stimmliche Nähe zum Frontsänger Till Lindemann.
Wer nicht die Gelegenheit hatte, ein Konzert von ACDC zu besuchen, war mit der Band WE SALUTE YOU bestens bedient, denn sie kommen mit ihrer Show dem Original sehr, sehr nahe. Hier zeigte das Team um David Krebs und Birgit Giesl wieder einmal ein sehr gutes Gespür für den Zeitgeist: Viele können sich die häufig so teuren Karten für die Originale kaum noch leisten, sodass Coverbands zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Bei Open-Air-Konzerten in einer lauen Sommernacht dürfen italienische Impressionen natürlich nicht fehlen. Mit I Dolci Signori, einer der erfolgreichsten Italo-Pop-Gruppen Europas, wurde dieses Genre hervorragend bedient. Die Besucher zeigten sich begeistert, dass dieser Abend bis ins Detail so liebevoll gestaltet war: Mit dem Weinangebot vom Weinschmecker wurde das Urlaubsfeeling perfekt untermalt, nicht zuletzt, weil man den Wein in Gläsern statt in Plastikbechern genießen konnte. Es sind oft die Kleinigkeiten, die das i-Tüpfelchen sind.
Wer es gerne zünftig bayerisch mag, war natürlich mit der Spider Murphy Gang bestens bedient, die ihre Best-of-Hits der letzten 50 Jahre zum Besten gab.
Der krönende Abschluss war das Herbert Pixner Projekt. Leider fand genau an diesem Abend der Sommer ein jähes Ende, und es regnete durchgängig. Allerdings ließen sich die zahlreichen Fans von diesem bedauerlichen Umstand nicht abschrecken: Mit Regencapes und Kapuzen feierten sie ihr absolutes Highlight. Diese Beharrlichkeit wusste auch die Band zu schätzen: „Also, wir an eurer Stelle wären bei dem Wetter wieder heimgegangen. Wir sehen es als Wertschätzung. Danke fürs Dableiben.“ Und das Bleiben wurde von „finest handcrafted music from the Alps“ belohnt. Das Quartett wurde mit dem virtuosen Klavierspieler Alex Trebo zum Quintett aufgestockt und passte hervorragend zu den anderen virtuosen Musikern: Pixner an diversen Akkordeons und Blasinstrumenten, Manuel Randi an allem, was sechs Saiten hat, und die belgische Harfenistin Ysaline Lentze, die man sonst beim Bayerischen Staatsorchester in München trifft. Neben den bekannten Songs stellte die Band ihre neuen Werke so atemberaubend vor, dass man fast das miese Wetter um sich herum vergaß und sich sogar noch Zugaben erklatschte, anstatt schnell nach Hause zu eilen.
Zusammenfassend bleibt nur, sich für die unvorstellbar viele Arbeit, den Aufwand und die Liebe zum Genre zu bedanken und sich bereits heute darauf zu freuen, wenn es in zwei Jahren wieder heißt: „Live in Tilly“.
Bildquelle: Celina Litter/Lydia Halbhuber-Gassner
Bildinformationen
- Live im Tilly: Halbhuber-Gassner