Keine Unterstützung für Christian Lösel
Interview mit Jürgen Köhler (stv. Fraktionsvorsitzender der UWG im Stadtrat)
Er kennt die Ingolstädter Stadtverwaltung gut: Jürgen Köhler, seit 2020 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der UWG im Stadtrat, war von 2012 bis Ende 2019 Leiter des Kulturamtes und schon seit 1991 stellvertretender Kulturreferent. Nachdem er sich aus der Stadtverwaltung in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hatte, wurde er selbst politisch aktiv. Er kandidierte für den Stadtrat und wurde auf Anhieb gewählt. Die UWG, der Köhler angehört, unterstützt in der Regel den Kurs des scheidenden Oberbürgermeisters Christian Scharpf.
Die Gruppierung hatte auch bei der Oberbürgermeisterstichwahl 2020 für Scharpf geworben.
Herr Köhler, wird die UWG bei der Wahl des nächsten Ingolstädter Oberbürgermeisters, die aller Voraussicht nach im Februar nächsten Jahres stattfi nden wird, mit einem eigenen Kandidaten auftreten oder wird sie einen gemeinschaftlichen Kandidaten mehrerer parteien unterstützen?
Da muss man unterscheiden. Die Fraktion der UWG hat sich dafür ausgesprochen, einen gemeinschaftlichen Kandidaten des sogenannten „Scharpf-Bündnisses“ von 2020 zu unterstützen. Dazu gehörten damals außer unserer Gruppierung noch die SPD, die Grünen, die Linke, und die ÖDP. Diese Parteien bzw. Gruppierungen überlegen derzeit, einen gemeinschaftlichen Kandidaten aufzustellen und zu unterstützen. Letztendlich wird die Entscheidung aber nicht von der Fraktion, sondern von unserer Mitgliederversammlung getroffen. Unser Vorsitzender wird im Herbst eine Mitgliederversammlung abhalten und da wird entschieden werden.
Das heißt, vor oder in der Sommerpause oder im September wird es wohl noch keine Entscheidung für einen gemeinschaftlichen Kandidaten geben?
Das ist richtig. Da sind wir aber nicht allein. Auch die CSU oder andere Parteien haben noch nicht entschieden, welchen Kandidaten sie ins Rennen schicken wollen.
Nun dauert ja die derzeitige Stadtratswahlperiode noch bis April 2026. Welche Ziele hat denn die UWG noch für diese Zeitraum und was ist bereits umgesetzt worden?
Im Augenblick ist das alles nicht so einfach, da die fi nanzielle Situation der Stadt ja alles andere als rosig ist. Das ist ja allgemein bekannt. Wir verfolgen beispielsweise das Ziel, die Nord-Süd-Achse der Fußgängerzone von großen Bussen freizuhalten. Die Umbauarbeiten, die derzeit in der Harderstraße stattfi nden, sind ein erster Schritt, um unseren Plan zu verwirklichen. Der Bereich für Fußgänger und Radfahrer wird deutlich erweitert. Die Fahrbahn für Autos wird verengt. Die nächste Zeit werden allerdings noch große Busse die Nord-Süd-Achse nutzen. Die Umstellung würde nämlich nach Aussage der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft eine halbe Million Euro kosten. Das ist im Augenblick nicht fi – nanziell darstellbar. Das bedeutet aber nicht, dass das Thema zu den Akten gelegt wurde, es bleibt weiterhin im Blickfeld. Sobald es der Stadt fi nanziell wieder besser geht, wird in diese Richtung weiter entschieden und entwickelt werden.
Gibt es neben dem Dauerbrenner Nord-Süd-Achse noch andere Ziele der UWG, die alsbald in Angriff genommen werden sollen?
Uns ist auch die Schlosslände sehr wichtig. Wir sind dafür, dass die Fahrbahn verengt wird und den Fußgängern und Radfahren künftig mehr Raum zur Verfügung steht. Das scheint ja auf einem guten Weg zu sein. Wichtig ist uns auch die Jugendund Sozialpolitik. Wir haben ja im vergangenen Jahr den Antrag auf die Einführung der mobilen Jugendarbeit gestellt. Dafür wurden vom Stadtrat auch Stellen genehmigt. Eine sehr positive Entwicklung! Wir wünschen uns, dass das noch auf weitere Gebiete in der Stadt erweitert wird Wir haben uns auch erfolgreich für Jugendcontainer eingesetzt. Es handelt sich dabei um Container aus Eisen, die als zwangloser Treffpunkt für Jugendliche gedacht sind. Da steht beispielsweise einer im Haslang-Park. Für weitere Standorte müssen noch einige Fragen geklärt werden, hier sind auch die Bezirksausschüsse einzubeziehen. Für mich persönlich als ehemaliger Leiter des Kulturamts und stellvertretender Kulturreferent ist natürlich das Theater am Glacis sehr wichtig. Dass dieses Projekt jetzt verwirklicht wird, freut mich persönlich sehr. Hier haben wir ja auch wirklich Glück gehabt, dass wir diesen Holz-Theaterbau kostenlos erwerben konnten. Statt 50 bis 60 Millionen für einen Ersatzneubau kommen wir hier mit etwa acht Millionen Euro aus. Ich gehe schwer davon aus, dass im Herbst 2025 diese Spielstätte eröffnet wird. Dann kann endlich die Sanierung des Stadttheaters begonnen werden. Die ist schon seit Jahrzehnten überfällig. Ich hoffe, dass mit dem Theater am Glacis auch ein weiterer Raum für das Georgische Kammerorchester, den Konzertverein und andere kulturelle Organisationen und Institutionen zur Verfügung stehen wird. Natürlich werden aber durch den Betrieb des Stadttheaters die Kapazitäten für eine weitere Nutzung stark eingeschränkt sein.
Böse Zungen behaupten, Sepp mißlbeck wird so lange wieder für den Stadtrat kandidieren, bis die Nord-Süd-Achse frei von großen Busen ist. Tritt er wieder an?
Nun, wir sind ja derzeit vier Stadträte. Der eine oder andere ist in einem gesetzteren Alter. Aber es ist natürlich eine persönliche Entscheidung, ob jemand wieder antritt oder nicht. Da will ich mich nicht einmischen und wir werden sehen. Ich persönlich werde selbstverständlich wieder kandidieren.
Gibt es neue Gesichter bei der UWG? Es wird kolportiert, Robert Bechstädt, bisher SPD-Mitglied, wolle, nachdem er die Sozialdemokraten verlassen hat, bei der UWG andocken.
Ich weiß, dass er die SPD verlassen hat. Mir ist nicht bekannt, dass er bei der UWG eintreten will. Wichtig ist für uns, was neue Gesichter betrifft, der Name Mißlbeck. Hier geht es nicht um den Vater, sondern (auch) um den Sohn Michael! Der Junior hat erklärt, dass er künftig für die UWG aktiv werden möchte. In welcher Form, also beispielsweise auf der Stadtratsliste, was geschehen wird, darüber wird natürlich die Mitgliederversammlung entscheiden.
Zum Abschluss noch einmal zurück zur OB-Wahl. Wenn ich es richtig mitbekomme, ist die UWG nicht gewillt, einen CSU-Kandidaten zu unterstützen, auch nicht einen Christian Lösel?
Hier kann ich nur für mich persönlich sprechen. Ich hatte als Kulturamtsleiter und stellvertretender Kulturreferent mit Herrn Lösel eine schwierige Zeit. Da reifte bei mir der Entschluss, selbst politisch aktiv zu werden, um mitzuwirken, dass gegenüber Herrn Lösel ein Gegengewicht aufgebaut wird. Ich habe deshalb bei der Stichwahl im Jahre 2020 Christian Scharpf deutlich unterstützt. Eine Kandidatur von Christian Lösel werde ich persönlich also nicht unterstützen. (HK)