31. Ingolstädter Literaturtage „Einige Herren sagten etwas dazu – Die Autorinnen der Gruppe 47“
Am letzten Abend des Festivals im Festival diskutierte Nicole Seifert mit der Kuratorin, Lena Gorelik, über ihre Erkenntnisse warum so wenig Autorinnen in der Literaturszene präsent sind. Selbst während ihres Literaturstudium sind ihr nur ein oder zwei Autorinnen begegnet. Die landläufige Erklärung, es gäbe eben kaum welche, hat sich nicht nur widerlegt, sondern sie ist auch dem Grund nachgegangen, warum so wenige wahrnehmbar sind.
Die Autorin und Herausgeberin Seifert fand in ihren umfangreichen und oft schwierigen Recherchen heraus, dass in der Gruppe 47, zu der bekannte Autoren wie Böll, Walser oder Grass gehörten, auch mindestens 17 Autorinnen ihre Werke zum Besten gaben. In Monographien werden allerdings fast nur Ingeborg Bachmann und Ilse Eichinger angeführt. Es läge an dem Zusammenspiel von Literaturkritik und Bewertungsmechanismen, warum die Frauen meist die Gruppe bald wieder verlassen hatten.
Am Beispiel von Bachmann, die als promovierte Autorin der Einladung der Gruppe 47 folgte und dort vorlas, werden die Mechanismen deutlich. Die fröhliche Männerriege nahm Bachmann in erster Linie als eine „hübsche junge Frau aus Wien“ zur Kenntnis. Auch wenn man über ihre Begabung erstaunt war, nahm man sie nicht als Autorin ernst, vielmehr sollte sie vorrangig zum fröhlichen Teil des Treffens beitragen. Seifert stellte fest, dass aus schreibenden Frauen beschriebene Frauen wurden. In der heutigen Szene sind die Frauen mit einem Drittel weiterhin unterrepräsentiert. Auch wenn sich der Literaturkanon mit Frauen und ihrem Narrativ erkennbar erweitert, gilt dies allerdings nach wie vor nicht für Schulen.
Bildinformationen
- Literaturtage: Lydia Halbhuber-Gassner