Audi schenkt der Stadt das Bernstein-Collier
Rekonstruktion des Halsschmucks
Im Stadtmuseum wird eine Rekonstruktion des Halsschmuckes präsentiert, wie die Perlen zu Schmuckstücken kombiniert gewesen ein könnten. Die großen Perlen bildeten wohl eine Kette aus 87 Perlen. Die 2123 kleinen Bernsteinperlen, dazu Fragmente von weiteren ca. 590 Perlen, dürften symmetrisch beiderseits des größten Bernsteinschiebers angeordnet gewesen sein. Er und die übrigen acht Bernsteinschieber lassen sich am ehesten in die jüngere Mittelbronzezeit einordnen.
Bedeutung der Funde
Das Ingolstädter Bernstein-Collier ist längst das international bekannte, archäologische Prunkstück des Stadtmuseums. Es übertrifft sogar den Bernstein-Schmuck aus den Fürstengräbern von Mykene, die durch Heinrich Schliemann weltberühmt wurden. Bernstein war begehrtes Fernhandelsgut.
Das Ingolstädter Bernstein-Collier umgibt auch drei Jahrzehnte nach seiner Entdeckung immer noch ein Geheimnis. Die umfangreichen Ausgrabungen auf dem Werkgelände der AUDI AG sind inzwischen weitgehend wissenschaftlich aufgearbeitet und vorbildlich veröffentlicht. Das „Geheimnis des Bernstein-Colliers“ konnte aber noch nicht entschlüsselt werden.
Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind alle Bernstein-Colliers der Mittelbronzezeit in Gräbern niedergelegt worden. Die Deponierung von Ingolstadt ist daher außergewöhnlich und entsprechend schwer zu erklären. Der Bernsteinschmuck war sicher keine Handelsware. Somit erscheint eine Deutung in kultischem Zusammenhang am naheliegendsten, etwa als Opfergabe. Der Fundort Ingolstadt erklärt sich auch aus der großen Bedeutung der nahen Donau als europäischem Verkehrsweg.
Fundort – Fundgeschichte
Im Frühjahr 1996 erfolgten auf dem Werkgelände der AUDI AG im Rahmen von Baumaßnahmen umfangreiche Erdarbeiten. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unter der örtlichen Leitung von Karl Heinz Rieder und Audi ermöglichten die flächendeckende archäologische Begleitung der Baumaßnahmen auf etwa 2,5 Hektar. Der sensationelle Bernsteinfund, niedergelegt in einem unscheinbaren Gefäß, wären ohne dieses umsichtige Vorgehen zweifellos verloren gegangen.
Bedeutung der Schenkung
Die Erfolgsgeschichte des Bernsteincolliers begann 1999 mit der sensationellen Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt. Die AUDI AG hat als Eigentümerin der Funde der Stadt, dem Stadtmuseum den Sensationsfund zunächst in Form der Dauerleihgabe überlassen und Präsentation sowie konservatorische Maßnahmen großzügig begleitet. Die Stadt ist Audi sehr dankbar, dass diese Zusammenarbeit und Förderung über die langen Jahre möglich waren.
Der Schritt von der Dauerleihgabe zur Schenkung erfolgte nach längerer Vorbereitungszeit im Jahr 2023 in der Form eines Schenkungsvertrages. Für die Stadt ist dies ein bedeutendes kulturelles Ereignis, eine rechtliche Verstetigung des historischen Erbes.
Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf
„Das Bernsteincollier ist ein einmaliges Zeugnis der frühen Besiedlung auf heutigem Stadtgebiet, sowie der Bedeutung des hiesigen Donau-Gebietes als bronzezeitlicher Wirtschafts- und Handelsort. Es ist ein einmaliger Fund, archäologisch überregional bedeutend und identitätsstiftend für unsere Geschichte. Ich danke der Audi AG, dass sie nach langer Leihgabe nun die Schmuckstücke der Stadt Ingolstadt schenkt. Das ist ein großzügiger Akt und zugleich ein starkes Bekenntnis zum Standort Ingolstadt, seiner reichen Geschichte und Kultur!“
Stadt Ingolstadt/Pressestelle
Foto von v.l.n.r.
Bildinformationen
- Bernstein-Collier/Stadt Ingolstadt: Stadt Ingolstadt/Rössle