Titelthema: Silvester – Wie Sie dem Glück im neuen Jahr auf die Sprünge helfen
An der Schwelle des alten Jahres machen sich die Menschen gerne Gedanken darüber, wie sie dem Glück im neuen Jahr ein bisschen nachhelfen könnten. Als solcher „Garant“ für das Glück gilt seit Jahrhunderten der Kaminkehrer. Ein freier Kamin war früher Gold wert, bedeutete es gefahrlose Wärme in der guten Stube, so dass der Rauchfangkehrer ein gern gesehener Gast war. Mit der Berührung der goldenen Knöpfe seiner Uniform oder auch nur seiner Kleidung hat man sich ein Stück Glück gesichert.
Den Aberglauben macht sich die Kaminkehrerinnung in Ingolstadt zugute und verkauft vor Silvester in der Fußgängerzone verschiedene Glücksbringer, die selbstredend viel wirksamer sein müssen, da sie ja durch die Hand der Rauchfangkehrer gingen: So soll Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies ein vierblättriges Kleeblatt als Andenken mitgenommen haben. Da es in der Natur selten zu finden ist, besitzt man damit ein Stück Paradies, das einen auch vor Unglück und dem Bösem beschützt. Da Hufeisen aus Eisen geschmiedet werden und dieses lange Zeit ein sehr teurer Rohstoff war, konnten einfache Bauern es sich nicht leisten ihre Pferde beschlagen zu lassen. Fanden sie ein Hufeisen am Wegesrand, war dies ein Glücksfall, den sie festhielten, indem sie es über die Stalltür mit der Öffnung nach oben nagelten, damit das Glück hineinfiel. Der Fliegenpilz hat wegen seiner psychoaktiven Wirkung den Ruf von Zauberei. Marienkäfer gelten als Himmelsbote der Mutter Gottes und soll besonders Kinder schützen und Krankheiten heilen. Das Schwein ist ein Zeichen für Wohlstand, das sowohl als Glücksbringer als auch als Braten seine glücksbringende Wirkung entfalten soll.
Der letzte Tag im Jahr ist im Heiligenkalender der katholischen Kirche nach Papst Silvester benannt. Für ihn war der 31. Dezember ein ganz besonderer Tag: an diesem Tag wurde er im Jahr 314 zum Bischof von Rom geweiht und genau 21 Jahre später, also am 31. Dezember 335, starb er.
Silvesterfeier ist inzwischen die Party, die in unterschiedlichen Formen regionaler und religiöser Bräuchen und Traditionen eingebunden, weltweit gefeiert wird.
Auch wenn man glaubt, nicht abergläubisch zu sein, gibt es kaum jemanden, der dem einen oder anderen Aberglauben, der mit dem Jahreswechsel verbunden ist, nicht doch auch Rechnung trägt. Gegen einen der ältesten Bräuche formiert sich inzwischen viel Widerstand: nämlich gegen die Böller und Feuerwerke ohne die für viele Silvester nicht vorstellbar ist. Manch einer mag bezweifeln, dass dieser ohrenbetäubender Krach ein Brauch sein sollte. Früher sind die Menschen lärmend mit Rasseln und Kochtöpfen durch die Straßen gezogen, um die bösen Geister zu vertreiben, damit sie einen nicht im neuen Jahr verfolgten. Je lauter und leuchtender, desto mehr erschreckt man sie und sie verkriechen sich in ihren Höhlen. Der Grundgedanke ist geblieben, nur hat er inzwischen eine technische Entwicklung mitgemacht und der optische Effekt der Feuerwerke ist Ausdruck der freudigen Begrüßung des neuen Jahres. Allerdings hat der Umfang, der inzwischen zu einem Millionengeschäft geworden ist, so überhand genommen, dass nicht nur Umwelt- und Tierschützer dagegen Sturm laufen.
Auf keinen Fall sollte man am Jahreswechsel Wäsche hängen lassen. Denn in dieser Nacht sind böse Geister, allen voran der Germanengott Wotan mit seinem Heer, unterwegs und damit sie sich nicht in der Wäsche verfangen und im wahrsten Sinne des Wortes hängen bleiben, sollte man diese unbedingt wegräumen.
Apropos Wäsche: vor allem in Italien und China verspricht das tragen roter Unterwäsche an diesem Tag Glück in der Liebe, Gesundheit und Leidenschaft. Bereits zur Zeit des Kaiser Augustus galt in Italien rote Unterwäsche als Glücksbringer und in China symbolisiert die Farbe Rot Glück und Wohlstand – daher ist es durchaus einen Versuch wert.
Mit Speis und Trank das Glück herbeilocken
Mit Sekt anzustoßen geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als Sekt das Getränk der Reichen war. Die Tradition mit Gläsern anzustoßen geht bis ins Mittelalter zurück. Die Bierkrüge wurden so heftig einander gestoßen, dass das Bier von einem Krug in den anderen schwappte. Man signalisierte damit Vertrauen, dass kein Gift im Spiel war.
Zu Glück bringenden Speisen gelten neben Schweinefleisch auch Linsen, die Reichtum und Glück symbolisieren. Allerdings sollte man immer einen kleinen Rest übrig lassen. Dies soll garantieren, dass auch im neuen Jahr immer genügend Essen vorhanden sein wird.
Die Spanier essen um Mitternacht pro Glockenschlag eine Weintraube, damit sie ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Da es wohl bereits mehrere Erstickungstote gab, dauern die Glockenschläge an der Madrider Rathausuhr, die landesweit übertragen werden, jeweils drei Sekunden.
Kommentar
Einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Kommentar von Lydia Halbhuber-Gassner
Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass er gerne wüsste, was die Zukunft bringen wird, nicht umsonst haben Horoskope vor allem am Jahresende Hochkonjunktur. Allerdings glaube ich, dass es gut ist, dass wir die Zukunft nicht kennen. Es würde unsere Selbstverantwortung aushebeln und unser Handeln lähmen. So haben wir es bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand, wie wir unser Leben gestalten und es fordert uns täglich heraus, das Beste aus dem Vorhandenen zu machen.
Wenn ich Ihnen abschließend einen guten Rutsch ins neue Jahr wünsche, meine ich damit nicht eine unsanfte Landung: „Rutsch“ geht auf das jiddische „Rosch“ zurück, das Anfang bedeutet. Daher wünsche ich Ihnen allen einen guten Start in ein hoffentlich gesundes und glückliches neues Jahr und wenn Sie all die Bräuche beherzigt haben, kann das Glück ja nicht ausbleiben.
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