Schanzer Wheelys – Rollstuhlbasketball in Ingolstadt
IN-direkt im Gespräch mit Gerhard Gmeiner
Herr Gmeiner, Basketball im Rollstuhl, wie geht das?
Das Spiel läuft wie bei den Nichtbehinderten, vier Mal zehn Minuten gestoppter Zeit, auf gleichem Spielfeld, mit identischer Korbhöhe und gleichen Regeln. Nur die bekannten „Dunking-Korberfolge“ gibt es natürlich nicht und es gibt zudem auch weniger Drei-Punkte-Würfe.
Seit wann gibt es Rollstuhlbasketball in Ingolstadt?
Das gibt es bei uns seit 1989 beim BVSV Ingolstadt. Früher nannten sie sich „Snakes“. 1990 wurde der Spielbetrieb in der Bayernliga aufgenommen. 1992 ging es in die Oberliga und 1994 bis 2002 sogar in die Regionalliga Süd. Danach gab es viele Spielerwechsel und vor allem auch Abgänge, bis circa 2010 der Ligabetrieb eingestellt werden musste. Mit einigen jungen Nachwuchsspielern gelang es 2013, eine neue Mannschaft zu stellen und an Ligaspielen teilzunehmen. Mit dem WestPark wurde ein neuer Sponsor gefunden und das Team nannte sich „WestPark Wheelys“. Von der Landesliga Bayern ging es 2017/18 zum Bayerischen Meister und weiter in die Oberliga Süd. Corona hatte dann den sportlichen Ligabetrieb lahmgelegt und es gab erst 2022/23 wieder halbwegs normale Spiele. Zum Abschluss der Saison gelangen im Frühjahr 2023 noch zwei Siege bei Pokalturnieren.
Wer darf mitspielen und wie viele aktive Spieler haben die Schanzer Wheelys?
Zwölf Spieler dürfen an einem Spieltag auf die Spielerliste. Derzeit haben wir elf Aktive im Alter von 15 bis 67 Jahren im Kader. Mitspielen dürfen auch nichtbehinderte Basketballbegeisterte, sogenannte „Fußgänger“. Der Rollstuhl ist dabei kein Behindertengefährt, sondern ein Sportgerät. Ein Alltagsrollstuhl ist dafür nicht geeignet. Man braucht einen speziellen Sportstuhl. Sieben unserer Spieler sind im Alltag auf den Rollstuhl angewiesen. Für die Chancengleichheit in der Liga zwischen Nichtbehinderten, weniger und stärker behinderten Mitspielern gibt es ein Punktesystem, wonach die am stärksten behinderten Spieler einen niedrigsten Wert mit nullkommafünf erhalten, abgestimmt nach der Schwere der Behinderung nach oben bis zu vierkommafünf für einen nichtbehinderten Spieler. Mit den fünf Spielern auf dem Feld dürfen dann 14,5P nicht überschritten werden. Damit ist es für jede Mannschaft auch wichtig, stärker behinderte Mitspieler zu haben.
Wann startet die neue Saison?
Seit dem 31. August 2023 wird wieder trainiert. Am Samstag, 23. September 2023 geht es noch zu einem Turnier nach Donauwörth und am 30. September geht’s dann zum Ligastart (Oberliga Süd) auswärts nach Salzburg. Leider gibt es in dieser Saison nur drei Spielgegner, Augsburg, Salzburg und eine Spielgemeinschaft vom BVSV Donauwörth und dem TSV Ellwangen. Dafür spielen wir eine doppelte Hin- und Rückrunde, also gegen jeden Gegner vier Spiele. Das macht dann zwölf Spiele. Für uns bedeutet das zwei Heimspieltage. Dieses Jahr am 16. Dezember 2023 um 11.00 Uhr gegen Donauwörth/Ellwangen und um 15.00 Uhr gegen Salzburg. Im neuen Jahr dann nochmal daheim am 24. Februar 2024. Unsere Heimspielstätte ist beim
TSV Ingolstadt NORD an der Wirffelstraße.
Wovon wird der Verein getragen?
Dafür sind wir natürlich auf Sponsoren und Spenden angewiesen. Auch wenn wir von den nicht unerheblichen Kosten für die Sportrollstühle absehen, fällt bei den Auswärtsspieltagen Etliches an Fahrtkosten an und daheim sind die Schiedsrichter und die Halle zu bezahlen.
Gibt es jetzt einen neuen Sponsor?
Ja, nachdem durch die Coronapandemie der Spielbetrieb über zwei Saisons verhindert war, waren die Ausgaben eher gering. Leider ist damit der Kontakt zum WestPark abgerissen und weil es aktuell wieder Spielbetrieb und Kosten gibt, sind auch die Finanzen wieder von Bedeutung. Mit der Firma MyDatentechnik GmbH und deren Geschäftsführer Jens Schels, der nach einem Einblick bei unserem Training von den sportlichen Aktivitäten der Rollstuhlfahrer angetan war, haben wir neue Unterstützung gefunden.
Kurz noch zu den Spielern: Einige sind aus Ihrer Familie?
Ja, ohne unserem Rollstuhlfahrer Andreas gäbe es diese Leidenschaft nicht. Außer ihm spielt der nichtbehinderte Bruder Valentin und die Schwester Veronika Wiedl, die auch das Sportdiplom und die Trainerlizenz hat. Und über die Jahre bin auch ich im Training. Wenn das Spiel es hergibt, bin ich auch ab und zu auf dem Feld aktiv. Um es nicht zu vergessen, braucht man auch bei den Heimspielen das sogenannte Kampfgericht zur Bedienung der Spieluhren und der Dokumentation des Spielverlaufes, worum sich meine Frau Angelika kümmert – also eine rundum Baskettball-begeisterte Familie.
Und wo kann man weitere Infos über die Aktivitäten der Rollstuhlbasketballer finden?
Der Verein hat eine Internetseite „www.bvsv-ingolstadt.de“ und dort auch die Rubrik Rollstuhlbasketball mit Unterpunkten. Auf Facebook gibt es auch noch die „SCHANZER Wheelys“.