Als Austauschschüler in Ingolstadt: Das Letzte, was immer bleibt, ist die Familie
Lo último que siempre queda es la familia
(Das Letzte, was immer bleibt, ist die Familie)
Das wird auch beim Abschied von Patricio so sein, der nach fast einem Jahr Aufenthalt bei seiner Gastfamilie in Ingolstadt am letzten Samstag wieder in seine Heimat nach Monterrey in Mexiko zurückgefl ogen ist. Kurz bevor er wieder zu seinen richtigen Eltern aufgebrochen ist, haben wir ihn über seine Erfahrungen und Eindrücke befragt. Als sogenannter Gastschüler hat er seit September 2022 in der 11. Klasse der Kollegstufe des Apian Gymnasiums am Unterricht teilgenommen. Prüfungen hat er allerdings, außer in Englisch und Spanisch, keine gemacht, denn den Schulabschluss in Mexiko hat er schon in der Tasche.
Begonnen hatte alles im Mai letzten Jahres, als er in Mexiko über die weltweit agierende Vermittlungsagentur STS Education einen Platz sich (und wie es halt der Zufall auch so wollte), dass seine Gastmutter einen Platz in Ingolstadt anbieten konnte und sich parallel beim deutschen Offi ce von STS Education in Hamburg um einen spanischsprechenden Gastschüler beworben hatte. „Meine Tochter und ich haben einmal länger auf Englisch mit ihm und seinen Eltern telefoniert und es hat auf Anhieb gepasst!“, beschreibt sie den ersten Kontakt mit dem heute 19-jährigen. Seitens Patricio musste dann nur noch eine Gebühr an die Agentur für die Organisation des Aufenthaltes und die Betreuung in Deutschland entrichtet und der Flug gebucht werden. Die Gastfamilie sicherte freie Kost und Logis zu, was aber eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit ist. Und schon ging es für Patricio nach Ingolstadt.
Anfangs natürlich hart (vor allem in der Schule) und oft ging die Kommunikation nur in Englisch. „Die Deutschen sprechen so schnell,“ lacht Patricio. Aber ab Februar machte er rasante Fortschritte. Inzwischen versteht er fast alles (auch schon ein bisschen bayrisch) und die Scheu vorm Sprechen ist weg.
Und was hat ihm alles gefallen? Natürlich Pünktlichkeit und Sauberkeit, die Sicherheit (in Mexiko geht abends niemand mehr alleine auf die Straße) und, man lese und staune, die Deutsche Bahn(!). „Wir kennen das alles so nicht. Die vielen Fortbewegungsmittel: Auto, Bus, Fahrräder mit eigenen Spuren, E-Scooter und Zug und das alles auch in einer so kleinen Stadt wie Ingolstadt!“, das hat Patricio schwer beeindruckt. Und auch häufig genutzt. Fast schon jede Woche muss er, wenn man von den ganzen Ausflügen hört, in Deutschland, Österreich und Italien mit seiner Gastfamilie, aber auch alleine oder mit den anderen deutschen STS-Gastschülern unterwegs gewesen sein. Die Hamburger Agentur organisierte zum Beispiel drei Wochenenden in Hamburg, Berlin und München. Als großer Fußball-Fan vom BVB hat er sich das Bundesligaspiel zwischen dem BVB und Mönchengladbach angesehen (das die Zebras mit 5:2 für sich entschieden haben), zweimal ging es in die Allianz-Arena. Auch mal nach Frankfurt, Nürnberg, an die Nordsee, mehrere Male in die Berge nach Österreich und des Öfteren nach Italien, dem Lieblingsland seiner Gastfamilie. Seine Reisehighlights: der Hundertwasser-Turm in Abensberg, die Sagrada Familia in Barcelona, Venedig und das Kolosseum in Rom. Alles für ihn auch deswegen so interessant, denn schon Anfang August beginnt er in Mexiko sein Architekturstudium.
Jetzt freut er sich aber wieder auf seine Familie, auf Vater, Mutter und seinen Bruder. Was aber wird er hier vermissen? Am Anfang haben sie in der Familie mindestens einmal die Woche gemeinsam gekocht, oft mexikanische Gerichte. Patricio hat nach anfänglichem Zögern seine Liebe zum Bayerischen Leberkäse entdeckt, von Anfang an haben es ihm die Weißwürste mit süßem Senf und Schweinebraten mit Knödel angetan. Backtechnisch kommt die Schwarzwälder Kirschtorte als Favorit dazu und ein echtes Tiramisu kann er inzwischen auswendig zubereiten. Recht emotional war auch der Abschied von seinen Fußballkumpels beim SV Wettstetten. Da hat er regelmäßig mittrainiert und hier haben sich echte Freundschaften entwickelt. Zum Abschied haben sie ihm unter anderem einen Krug von Nordbräu und eine Lederhose geschenkt. Die zieht er in drei Jahren sicher an, wenn ihn seine Gastfamilie und die Wettstettener Freunde dann zur Fußball-WM besuchen werden. Denn die fi ndet dann auch in Mexiko statt und schließlich ist dort Monterrey einer der Austragungsorte.
„Wir wollten noch so viel machen“, meint seine Gastmutter fast schon ein bisschen traurig zum Schluss, „aber die Zeit verging so schnell. Wir sind sehr zusammengewachsen, er gehört inzwischen zu uns und wir bleiben auf jeden Fall in regem Kontakt, telefonisch und persönlich. Es war eine wunderschöne Erfahrung, die keiner von uns missen möchte“.
Adiós Patricio Luna de la Garca! Behalte Ingolstadt in guter Erinnerung!