Generation Z setzt neue Maßstäbe am Arbeitsmarkt
Ein Blick in die Jobportale genügt, um festzustellen, dass es derzeit viele unbesetzte Stellen gibt. Pflege- oder Handwerksbetriebe klagen über akuten Mangel an Nachwuchs. Die Zahl der Berufstätigen wird auch in den nächsten Jahren stark zurückgehen, denn laut Statistischem Bundesamt werden in den kommenden 15 Jahren „12,9 Millionen Erwerbstätige das Rentenalter überschritten haben“. Bezieht man diese Zahl auf das Jahr 2021 entspricht das 30 Prozent der derzeit am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen. Die sogenannten Babyboomer gehen in Rente.
Ein Problem, das sich längst abgezeichnet hat: die jüngere Generation kann die älteren zahlenmäßig nicht ersetzen. Doch das ist längst nicht alles! In den letzten Jahren hat sich auch die Arbeitskultur drastisch verändert. Maßgeblich beeinfl usst hat diesen Wandel die Generation Z – junge Menschen, geboren Mitte der 1990er. Sie sind in einer digital geprägten Welt aufgewachsen, traditionelle Arbeitsmodelle verlieren für sie an Bedeutung. Die „Zettler“ legen großen Wert auf Freiheit, Flexibilität, gute Bezahlung und Sinnhaftigkeit im Job. Sie sind nicht mehr bereit, sich für ihren Job aufzuopfern. Das Leben muss nicht mehr zum Job passen, sondern umgekehrt. Kurzum, sie stellen neue Spielregeln auf, die Macht haben sie, denn eine andere Generation gibt es derzeit nicht.
Der Wettbewerb wird härter
Veronika Peters ist Geschäftsführerin des in Ingolstadt ansässigen Unternehmens Gebrüder Peters. Mit mehr als 900 Mitarbeitenden kennt Peters den hart umkämpften Markt um gute Fachkräfte: „Wir können unsere Ausbildungsstellen zwar besetzen, es ist aber auch zu spüren, dass der Wettbewerb härter wird“, so die Unternehmerin. „Dabei hilft uns, dass wir mit der Digitalisierung schon sehr weit sind. Das kommt besonders den jungen Mitarbeitenden entgegen.“
Generationen prägen ihre Zeit, sorgen für gesellschaftlichen Fortschritt. Die Babyboomer gehen nach und nach in Rente – mit ihnen, ihre Einstellung zur Arbeit. Jetzt sind es die Generationen X, Y und Z, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sie unterscheiden sich durch ihre Erlebnisse, Lebens- und Arbeitsprioritäten, Kompetenzen und ihr Selbstbewusstsein. Möglicherweise ist die Generation Z die erste Generation, die offen darüber spricht, dass man private Interessen vor berufliche stellen kann.
Schenkt man dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse Glauben, so beurteilen 61 Prozent der Studierenden in Deutschland ihren Gesundheitszustand mit „sehr gut“. Vor acht Jahren waren es noch 84 Prozent. Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, steigende Lebensunterhaltskosten, Klimakrise – das schlägt vielen jungen Menschen aufs Gemüt. Sie ziehen die Reißleine und setzen die Maßstäbe neu. Sie wollen nicht von Burnout oder ähnlichen erwischt werden. Die Generation Z hat miterlebt, wie fl eißig und brav die Eltern gearbeitet haben, teilweise bis zur Erschöpfung. „Ich habe großes Verständnis, dass man nach einer anderen Art zu leben sucht“, meint Peters.
Neue Ansprüche und erwartungen
Dieses Verständnis kann nicht jeder aufbringen. Liest man beispielsweise die Kommentare auf einen vor kurzem veröffentlichen Beitrag des ZDFs zu diesem Thema, wird die Generation Z von vielen Usern als „verweichlicht“, „faul“ oder „nicht loyal“ gezeichnet. „Oft hört man ,früher war alles besser’, so Veronika Peters. „Ich denke, es war einfach anders. Die Häufi gkeit der Krankmeldung hat sich zumindest in unserem Unternehmen nicht verändert, auch in Bezug auf Einsatzbereitschaft können wir die Aussage nicht bestätigen.“ Es sei den jungen Leuten aber schon wichtig, dass ihre Arbeit sinnstiftend ist.
Laut einer Forsa Studie ist die Generation Z durchaus qualifi ziert, legt aber hohe Ansprüche an ihren Arbeitgeber. Anspruchsvoll zu sein, sei etwas Gutes, davon ist die Ingolstädter Unternehmerin überzeugt. „Die Wechselbereitschaft im Job trifft nicht nur auf die Generation Z zu, da haben sich grundsätzliche Dinge in unserer Gesellschaft geändert und das muss man respektieren und sich darauf einstellen.“
Die Generation Z betritt die Arbeitsbühne mit neuen Ansprüchen und Erwartungen. Ein Umdenken ist notwendig, weil die jungen Menschen in anderen Zeiten aufgewachsen sind und sich ihre Prioritäten schlichtweg verschoben haben. Welches Modell erfolgreicher ist, wird sich wohl erst in vielen Jahren zeigen.
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