Transparenz ist wichtig. UWG-Fraktionsvorsitzender Christian Lange im Interview
Christian Lange führt die Fraktion der UWG im Ingolstädter Stadtrat. Er war einer der profi liertesten Stadträte im letzten Stadtrat (bis 2020) – damals noch für die Bürgergemeinschaft Ingolstadt
Herr Lange, Sie waren im letzten Stadtrat der eigentliche oppositionsführer. Jetzt ist es ruhiger um sie geworden. Warum?
Die Frage habe ich erwartet! Ich habe im November 2020 einen Job übernommen, den ich zunächst als Interims-Manager ausgeübt habe; daraus ist inzwischen eine Festanstellung bei einem international tätigen Handelsunternehmen geworden. Da fehlt mir jetzt tagsüber die Zeit, mich jeden Tag mit den Anträgen und Beschlussvorlagen des Stadtrats zu befassen. Es bleiben nur die Abendstunden.
Es sind also berufl iche und keine politischen Gründe?
Das ist richtig. Ich wollte ja, wenn man so will, „Berufspolitiker“ werden. Ich hatte mich darauf eingelassen, dass ich nach der letzten Kommunalwahl 2020 in irgendeiner Form als Mitglied der Verwaltung arbeite. Daraus ist nichts geworden. Die logische Konsequenz war, dass ich den mir angebotenen neuen Job angenommen habe.
Sie sind jetzt der Fraktionsvorsitzende der UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft Ingolstadt), die aus der Bürgergemeinschaft Ingolstadt und der UDI (unabhängige demokraten ingolstadt) besteht. Wer wird voraussichtlich die nächste Stadtratsliste aufstellen?
Sicherlich die UWG. Ob die BGI eine eigene Liste aufstellt, das entscheiden natürlich die Mitglieder. Ich gehe aber davon aus, dass man sich darüber Gedanken machen wird, eine gemeinsame Liste aufzustellen. Ich werde es jedenfalls befürworten. Die meisten Mitglieder der BGI, die sich politisch engagieren, sind ja auch zwischenzeitlich in der UWG. Dann macht es Sinn, eine einheitliche, gemeinsame Liste aufzustellen, die dann unter dem Namen UWG geführt wird.
Gehen Sie davon aus, dass die uWg einen eigenen ob-Kandidaten aufstellen wird?
Das nehme ich an.
Der bisherige oberbürgermeister Christian Scharpf hat sich in letzter Zeit in zwei Interviews sehr zurückhaltend geäußert, was eine erneute Kandidatur betrifft. Können Sie sich einen oB-Wahlkampf 2026 ohne Christian Scharpf vorstellen?
Ich war auch überrascht, warum Christian Scharpf auf entsprechende Fragen so zurückhaltend geantwortet hat. Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, dass er nicht wieder antritt.
Wenn man im Stadtrat auf die letzten drei Jahre zurückblickt, was sehen Sie da kritisch bei rot/grün oder bei CSU/FW?
CSU und FW machen meines Erachtens den Fehler, dass sie viel zu monothematisch unterwegs sind. Es geht eigentlich immer nur um die Finanzen und um die Personalstellen, die geschaffen werden müssten. Wir haben seit sieben Jahren darauf hingewiesen, dass wir an der ein oder anderen Stelle in der Verwaltung viel zu wenig Personal haben. Leider sind die Stellen jetzt teilweise nicht mehr zu besetzen, weil es inzwischen große Probleme am Arbeitsmarkt gibt. Es gibt keine echten Themen, die CSU und Freie Wähler setzen. Sie sind immer nur dagegen.
Kritik an SPD und Grünen?
Der Stil, mit dem Christian Scharpf und Petra Kleine führen, gefällt mir sehr gut. Die Gruppierungen im Stadtrat werden mitgenommen, werden gefragt und eingebunden. Was sicherlich verbesserungsbedürftig ist, das ist die Außenwirkung. Wenn man zu viel intern abspricht, dann ist die Außenwirkung dünner. Die geringe Außenwirkung erleben viele Menschen in der Stadt. Das muss sich ändern.
Was ist mit der Transparenz, die ja in der Vergangenheit auch von Ihnen immer stark gefordert wurde? Ist die Stadt inzwischen Mitglied bei Transparency International (Anm.: eine gemeinnützige organisation, die sich die weltweite Bekämpfung von Korruption zum Ziel gesetzt hat)?
Die Stadt ist nicht Mitglied. Da bin ich auch sehr enttäuscht von der jetzigen Stadtspitze und werde den Antrag wieder stellen.
Was sagen Sie dazu: Agnes Krumwiede (Grüne) ergreift in einem Ausschuss das Wort, in dem es um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Ingolstadt geht. Gleichzeitig hat sie mit der Stadt Ingolstadt einen Werkvertrag geschlossen, aufgrund dessen sie gerade in diesem Bereich arbeitet und von der Stadt Geld erhält.
Ich höre das jetzt zum ersten Mal von Ihnen, dass sie da arbeitet und dafür bezahlt wird.
Das wurde auch erst in dieser Ausschusssitzung von dem Historiker Tietmann, der auch über den Nationalsozialismus in Ingolstadt forscht, bekannt gegeben und er hat auch den Namen Krumwiede genannt.
Es hätte transparent gemacht werden müssen, dass Frau Krumwiede in diesem Bereich entgeltlich für die Stadt tätig ist. Sie erinnern sich vielleicht, dass wir früher mehrfach darauf gedrängt haben, dass Aufträge an Stadträte generell in den entsprechenden Gremien bekannt gegeben werden. So etwas muss auf jeden Fall transparent gehandhabt werden.
Anderes Thema: Sie waren ein großer Gegner des Kongresszentrums. Waren Sie schon drin?
Beim Empfang des Oberbürgermeisters für die Stadt Ingolstadt war ich jetzt im Kongresszentrum. Ich muss sagen, es hat mir gut gefallen. Das Kongresszentrum ist wirklich gelungen. Was die IFG da hingestellt hat, das hält einem internationalen Vergleich auf jeden Fall stand.
Welche Ziele haben Sie und Ihre Gruppierung noch bis zur Kommunalwahl 2026?
Mir ist ganz wichtig das Thema Transparenz/Compliance. Daran werden wir jetzt arbeiten. Wichtig ist auch, dass wir in die Innenstadtkonzeption, was den öffentlichen Personennahverkehr anbelangt, richtig einsteigen. Wir wollen immer noch, dass die Nord-Süd-Achse durch die Innenstadt bus-frei wird. Dort sollten kleine – vielleicht autonom fahrende – Elektrobusse unterwegs sein. Es sollte zwischen dem Brückenkopf und dem Zentralen Omnibusbahnhof einen vernünftigen Pendelverkehr geben. Alle 5 Minuten sollte so ein kleiner Bus kommen, der am Viktualienmarkt, am Schliffelmarkt und an der Harderstraße nach Bedarf hält. Die großen Busse sollen weiter so fahren wie derzeit wegen des Umbaus der Harderstraße: nicht durch die Innenstadt. (HK)