Titelthema: Ingolstadt wird Öko-Modellregion
Ingolstadt wird, zusammen mit sechs Gemeinden aus dem Landkreis Eichstätt, zu einer der neun neuen staatlich anerkannten und geförderten Öko-Modellregionen (ÖMR) in Bayern. Das gab das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten am 20. März bekannt. Zusammen mit Gaimersheim, Lenting, Kösching, Wellheim, Wettstetten und Nassenfels hat sich die Stadt Ingolstadt mit der ÖMR „Stadt.Land. Ingolstadt“ in dem vom Ministerium initiierten Wettbewerb durchgesetzt. Dadurch erhält die Region nun eine Förderung durch das Land. Finanziert werden 75 Prozent einer Projektmanagement-Stelle, sowie ein Projekt-Fonds in Höhe von 50.000 Euro. Mit dieser Hilfe sollen die Ziele der ÖMR umgesetzt werden. Die Initiative zur Bewerbung ging von Bürgermeisterin Petra Kleine, Biolandwirt Stefan Froschmeier und Landwirt und Stadtrat Franz Wöhrl aus. An der Ausarbeitung des Bewerbungskonzepts waren sowohl die sieben Kommunen als auch knapp 20 Bio-Höfe, Bio-Handel und verarbeitende Betriebe beteiligt. Die Trägerschaft für die ÖMR übernimmt der Landschaftspflegeverband Ingolstadt, bei dem Kleine als Vorsitzende tätig ist.
Als ÖMR bewerben können sich Zusammenschlüsse von Städten und Landkreisen oder mehreren Kommunen sowie auch einzelne Landkreise. Für die Teilnahme am Wettbewerb ist kein Mindestanteil an ökologisch bewirtschafteter Fläche vorgeschrieben, statt einer Auszeichnung für vergangene Verdienste geht es vielmehr um die Zukunft im Ökolandbau. Anfang Mai stellt das Staatsministerium Bayern die neuen ÖMR offiziell vor. Insgesamt bestehen dann 35 ÖMR im Freistaat.
Für die Bewerbung als ÖMR wurde ein gemeinsames Konzept eingereicht, das eine Analyse der Ausgangslage in der betreffenden Region und acht mögliche Projekte beinhaltet, die bei einem gemeinsamen Workshop der Akteur/innen am 26. Oktober 2022 erarbeitet wurden. Auch auf eine mögliche Verknüpfung mit Themen der Regionalentwicklung wird eingegangen.
Die Ziele von Stadt.Land.Ingolstadt
Für die neue ÖMR Stadt.Land. Ingolstadt nennt Initiatorin Petra Kleine mehrere Ziele. Das Wichtigste: Die Anteile des Ökolandbaus sollen, konform zu dem Ziel des bayerischen Landesprogramms „BioRegio 2030“, von aktuell rund elf Prozent auf 30 Prozent im Jahr 2030 erhöht werden. Darüber hinaus sollen Ökolandbau und bioregionale Produkte mehr Präsenz einnehmen. Umgesetzt werden soll das beispielsweise über einen Anstieg der Verkaufsstellen sowie einen höheren Anteil in der Gastronomie, in Kantinen und in der Schulverpfl egung. Auch das Bewusstsein und das Vertrauen in den ökologischen Landbau sollen gestärkt werden. Die Projekte sollen auch einen direkten Nutzen für die Bürger und Bürgerinnen bieten. Allem voran nennt Kleine eine verbesserte Informationslage. So sollen Online-Plattformen und ein Verzeichnis der Hofl äden Orientierung bieten und auch die Kleinsten sollen schon, beispielsweise durch Umweltbildungsangebote, mit einbezogen werden.
projektideen
Die acht eingereichten Projektideen sollen nach und nach umgesetzt werden. In der Jury-Bereisung zur Bewerbung sind sie nach angedachter chronologischer Umsetzung aufgelistet. Das erste Projekt ist demnach der Aufbau eines Unternehmens-Netzwerks. Es handelt sich dabei um regelmäßige Treffen der Bio-Akteure der Region mit dem Ziel, ein niederschwelliges Angebot für Unternehmer und Unternehmerinnen zu bieten, sich über aktuelle Entwicklungen und Themen rund um die ökologische Produktion auszutauschen. Projekt Nummer zwei ist das Erstellen eines Bio-Einkaufsführers und einer bioregionalen Demo-Straße. Dafür soll ein bereits bestehender Einkaufsführer aktualisiert und mit öffentlichen Portalen vernetzt werden. Die Demo-Straße soll das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung stärken. Das dritte Projekt sieht einen Lebensmittel-Führerschein für Kinder und Jugendliche vor. Auch hier spielt der Netzwerkgedanke eine große Rolle: Bildungseinrichtungen sollen proaktiv auf die Möglichkeit zum Besuch von Bio-Landwirtschaftsbetrieben
hingewiesen werden und die Teilnahme an einer Hofführung mit dem Lebensmittel-Führerschein belohnt werden.
Je nach Möglichkeiten sollen auch die längerfristigen Projekte umgesetzt werden, darunter zum Beispiel die Steigerung des regionalen Bio-Anteils in der Außer-Haus-Verpfl egung und das Etablieren einer Regionalmarke.
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Kommentar
Bio muss billiger werden!
Bio schont nicht nur die Umwelt, sondern langfristig auch den Geldbeutel. In einer Studie der TU München wurde gezeigt, dass Ökolandbau viel Geld durch Umweltkosten einspart. Bei den bis 2030 anvisierten 30 Prozent Ökolandbau beläuft sich der Betrag auf rund vier Milliarden Euro pro Jahr. Schon jetzt liegt die Ersparnis bei 1,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft verursachen ökologisch bewirtschaftete Flächen nämlich rund 50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen. Wenn also Bio langfristig sogar günstiger ist, warum merken dann die Verbraucher und Verbraucherinnen davon nichts? Sinnvoll wäre es doch, dass Bio-Produkte auch im Einkauf erschwinglicher werden. Denn so toll die Erkenntnis der Studie ist, die fi nanziellen Hürden, bioregionale Produkte zu kaufen, sind gerade bei der aktuellen Infl ation für viele Verbraucher und Verbraucherinnen immer noch zu groß.