Titelthema: Endlich wieder Fasching – Tradition früher und heute
Woher kommt der Brauch?
Dieses Jahr soll wieder alles so werden wie früher. Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause steht das erste Faschingsfest seit 2020 nun kurz vor der Tür. Zu diesem Anlass nehmen wir den Brauch etwas genauer unter die Lupe: Woher kommt die Tradition, wie wird das Fest heute gefeiert und welche Eigenheit hat der Fasching in Bayern zu bieten?
Um zu klären, woher der Brauch ursprünglich kommt, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf das Wort „Fasching“ zu werfen, denn das beinhaltet sogleich auch eine Antwort. Abgeleitet ist „Fasching“ vom mittelhochdeutschen Wort „vaschanc“, was so viel bedeutet wie „Ausschank des Fastentrunks“. Damit ist das letzte alkoholische Getränk vor der Fastenzeit gemeint. In anderen Regionen Deutschlands sind andere Begriffe für Fasching gebräuchlicher. Der Begriff „Karneval“ aus dem Rheinland stammt vom lateinischen Wort „carne vale“, womit die Fleischwegnahme in der Fastenzeit gemeint ist und bei der südwestdeutschen „Fastnacht“ liegt der Zusammenhang mit der Fastenzeit sogar noch näher. Datiert wird die Entstehung auf die Zeit des christlichen Mittelalters, in der Fasching als Schwellenfest und Ventilbrauch zur nachfolgenden Fastenzeit entstanden ist. Die Zeit sollte nochmal so richtig zelebriert werden und diente nicht zuletzt dem Aufbrauchen der Essensvorräte. Sobald Fasching vorbei ist, beginnt eine Zeit des Verzichts, die bis zum Samstag vor Ostern andauert. Das ist auch Grund, weshalb Fasching jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt. Ausschlaggebend ist der Ostersonntag, dieser liegt immer genau 46 Tage nach Aschermittwoch.
Historische Einflüsse
Daniela Sandner, ehemalige Leiterin des deutschen Fastnachtsmuseums in Kitzingen, kennt die wichtigsten Prägungen. Die ursprünglich biblische Narrenfigur passte als Inkarnation menschlicher Laster perfekt zum Fest des Übermaßes und die comedia dell‘arte (italienisches und französisches Volkstheater) sowie die höfischen Kostümfeste brachten Figuren wie den Harlekin und die Tradition des Verkleidens in den Fasching. Um das oftmals wilde närrische Treiben in geordnete Bahnen zu lenken, gab es zudem im Jahr 1823 den ersten Rosenmontagszug in Köln. Sandner erklärt, dass auch regionale Einflüsse das Geschehen maßgeblich beeinflussten: Durch die militärische Besetzung Kölns entwickelte sich Fasching im Rheinland zu einer Art Militärparodie, deren Uniformen und Marschmusik bis heute geblieben sind. Auch sind an vielen Orten mit Holzindustrie heute noch die typischen Holzmasken Tradition.
Tradition heute
Die Bedeutung ist heute für viele nicht mehr direkt an den christlichen Ursprung der Vor-Fastenzeit geknüpft. Der Gedanke, es sich gutgehen zu lassen und nochmal ausgiebig zu schlemmen und zu feiern, ist aber geblieben. Heute ist die Faschingszeit geprägt von bunten Festen und Verkleidungen. Gerne wird zum Krapfen gegriffen und auch das ein oder andere alkoholische Getränk darf bei vielen nicht fehlen.
Faschingsgesellschaften
Für viele Faschingsbegeisterte gehören auch die traditionsreichen Faschingsgesellschaften dazu. In Ingolstadt gibt es zum Beispiel die Narrwalla. Prinzenpaar, Gardemädchen, Elferrat sowie Kinder-, Jugend- und Bambinigarde sorgen hier für vielfältige Bühnenshows. Außerdem werden verschiedenste Veranstaltungen wie Donaufest oder auch die Faschingsbälle von der Narrwalla organisiert. Der Schlachtruf lautet Hei-Ju-hu und steht für Heiterkeit, Jubel und Humor, drei Grundpfeiler des Faschingstreibens.
Regionale Bräuche
Ein typisch bayerischer Brauch sind die sogenannten Schäfflertänze. Schäffler sind Handwerker, die Behälter und Gefäße, meist aus Holz, herstellen. Ursprünglich kommt die Tradition aus München, doch durch wandernde Schäfflergesellen hat sie sich auch in andere Orte im altbayerischen Raum ausgebreitet, so zum Beispiel auch nach Eichstätt. Traditionsgemäß finden die Schäfflertänze alle sieben Jahre statt, in Eichstätt war wegen Corona diesmal acht Jahre lang Pause, heuer wird aber wieder getanzt. Und das bei insgesamt mehr als 90 Tänzen in der Stadt, im Umland und im Landkreis. Seit dem Dreikönigstag tanzen die Schäffler jeden Samstag und Sonntag, sowie am Faschingswochenende vom Unsinnigen Donnerstag bis einschließlich Faschingsdienstag. Die nächste Schäfflersaison in Ingolstadt findet 2026 statt.
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Kommentar
Einschränkung für mehr Freiheit
Was früher religiöse Pflicht war, ist nunmehr zum freiwilligen Verzicht geworden. Die Fastenzeit nutzen auch heute noch viele, um eine Auszeit von den Lastern des Alltags zu nehmen. Die Klassiker sind Alkohol, Fleisch, Kaffee, Schokolade oder Nikotin, aber auch der Verzicht aufs Auto oder ein digitales Detox sind beliebt. Neben den gesundheitlichen Vorzügen, die Fasten bringen kann, gibt es sogar noch weitere, viel wichtigere Benefits. So kann eine Zeit des Verzichts den Weg zu dauerhaft verbesserten Lebensgewohnheiten ebnen. Alle, die bereits bewusst und selbstbestimmt verzichtet haben, wissen: Man lernt gutes Essen, das Auto bei Regen oder das Feierabendgetränk mit Freund/innen viel mehr zu schätzen. Auch stellt sich ein großartiges Gefühl der Selbstwirksamkeit ein. Wer es geschafft hat, lästige Gewohnheiten einmal zu brechen, erlangt ein Stück mehr Autonomie und Freiheit.
Bildinformationen
- Brauchtum: Schäfflertanz in Eichstätt: Leonie Apostel