Ingolstädter Kultur hat mehr Zuschauerzuspruch verdient
Ingolstädter Kultur hat mehr Zuschauerzuspruch verdient
- Gästezahlen bei Wieder-Uraufführung eines Johann-Simon-Mayr-Werks im Stadttheater und beim „kultURIG“ waren enttäuschend
- Ingolstadt bietet ein umfangreiches Kulturprogramm, aber nach 30 Monaten der Pandemie kommen noch zu wenig Zuschauer
- FREIE WÄHLER: mehr öffentlichkeitswirksame Präsenz in der Innenstadt – auch für Brauchtum und Tradition
Viele gute Ideen für wenig Publikum: Damit könnte man das kulturelle Engagement in Ingolstadt betiteln. Dabei boten die ersten Veranstaltungen nach den Sommerferien ein tolles Programm – doch die Besucherreihen waren nur spärlich besetzt. „Möglicherweise belasten die Unsicherheiten der Corona-Pandemie weiter den Kulturbetrieb“, sagt Hans Stachel, Vorsitzender der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER. „Eines ist jedoch sicher: Der Zuschauerzuspruch wird dem Angebot nicht gerecht.“
So führten die ersten Veranstaltungen nach den Sommerferien die Kulturfreunde wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das gilt beispielsweise für die Wieder- Uraufführung eines lange verschollenen Werkes von Johann Simon Mayr, das innerhalb der Feierlichkeiten 550 Jahre Ingolstädter Universitätsgeschichte angeboten wurde. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Mendorfer Künstler in einem Atemzug mit Donizetti und Ponchielli genannt. Für die Wiederentdeckung Mayrs Werke sind vor allem der Freundeskreis Johann Simon Mayr und die verstorbene Baronin von Bassus verantwortlich. „Die konzertante Aufführung der Oper mit hervorragenden Solisten und einem begeisternd spielenden Orchester wären einen Besuch wert gewesen“, sagt FW- Stadträtin Angela Mayr.
Doch der Festsaal des Stadttheaters war bei der Veranstaltung am letzten Ferienwochenende nur spärlich besucht. Ob es nun an der Terminwahl gelegen habe, oder der Stoff nicht den Geschmack des Publikums getroffen hätte, sei unklar. Sicher ist: „Alle Besucher der Veranstaltung bestätigten am Ende, dass es ein besonderes Ereignis war“, sagt Angela Mayr, die sich nun trotzdem eines wünscht: „Man kann nur hoffen, dass der Freundeskreis nicht müde wird, die Ingolstädter mit derartigen wiederentdeckten Fundstücken weiter zu versorgen. Dafür im Nachhinein ein Dankeschön.“
Genauso wenig Beachtung fand in diesem Jahr das Brauchtumsfest „kultURIG“. „Sicher war die Zurückhaltung der Besucher dem schlechten Wetter geschuldet; aber auch der Situierung im Bauerngerätemuseum“, sagt Hans Stachel „In früheren Jahren konnte noch, Laufkundschaft‘ das Festival bereichern oder größere Musikkapellen und Umzüge für zusätzliche Attraktionen sorgen.“ Doch diese Besucher blieben in diesem Jahr größtenteils fern. Dabei sei gerade für die „Laufkundschaft“ das Wetter in der Regel keine Ausrede. „Festumzüge bei Volksfesten belegen landauf landab, dass schlechtes Wetter kein Grund ist, Liebhaber dieser Tradition vom Besuch abzuhalten.“ So vermutet der Vorsitzende der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER beim „kultURIG“ noch eine zusätzliche Hürde. „Beim „kultURIG“ ist das Problem, dass es im Abseits der öffentlichen Wahrnehmung stattfinde“, sagt Hans Stachel. „Andere Feste veranstalten wir in der Innenstadt.“ Das bedeute: Das Bauerngerätemuseum liege für solche Art von Festen zu abseits. „Wenn wir zu Brauchtum und Tradition stehen, dann gehört das in die Öffentlichkeit und den innerstädtischen Raum“, sagt Hans Stachel.
Trotz allem bedauert der Vorsitzende der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER vor allem eines: „Jede Kultur und jedes Genre hat seine Berechtigung. Vielleicht ist es nicht einfach für das kulturell interessierte Publikum, nach 30 Monaten Pandemie wieder richtig in Gang zu kommen und neben Aufmerksamkeit auch die notwendigen Besucherzahlen zu generieren. Unsere Veranstalter haben es jedenfalls verdient, dass sie den entsprechenden Zuspruch erhalten.“ Deshalb hofft Hans Stachel, dass das Engagement, die Mühe und Leidenschaft der Kulturschaffenden künftig mit deutlich mehr Besuchern und einem begeisterten Publikum honoriert wird.