Neue Pächter in der Neuen Welt und im Kulturzentrum neun
Zwei Spielstätten des Kulturamts, die Neue Welt und das Kulturzentrum neun, haben neue Pächter. Der neue Wirt der Neuen Welt ist Johannes Appel, der am 3. August mit einem Pre-Soft-Opening begonnen hat. Seitdem können die Gäste in das kulturelle Kleinod von Mittwoch bis Samstag ab 17 Uhr einkehren und werden erstaunt feststellen: Die Neue Welt hat sich vergrößert!
Johannes Appel nutzt die direkt an die Neue Welt anschließenden Garagen und hat dort einen Garagen-Biergarten eröffnet, der auch in der kalten Jahreszeit genutzt werden kann. Sukzessive wird dort ein Stück der „alten“ Neuen Welt einziehen. So wird die Dekoration unter anderem aus Bildern und Instrumenten wie den Trompeten und Gitarren bestehen, die vormals die Neue Welt schmückten. Direkt davor kann man in den Sommermonaten zudem den neuen sakralen Biergarten genießen, sakral deshalb, weil die Sitzgelegenheiten ehemalige Kirchenbänke sind.
Damit aber sind die Pläne für die Neue Welt von dem gebürtigen Ingolstädter noch längst nicht erschöpft. Diese reichen von Tanz- und Kabarettveranstaltungen (er ist ein großer Anhänger des Humors von Gerhard Polt und Loriot), Poetry-Slam und Singer-Songwriter-Contests. Auch einen Co-Working-Space kann er sich vorstellen. Er möchte jedem eine offene Bühne bieten, jeder die Chance geben. „Die Neue Welt als Eingangstür zu einer neuen Welt nutzen.“ Dies können auch die ersten Versuche am Klavier sein, das bis dato noch recht versteckt im Backstage-Bereich steht.
Aus diesem Topf an Ideen wird er schon im September Folgendes umsetzen: Montags stehen Tangoabende auf dem Programm und für die Dienstage plant er ein Pilotprojekt mit Stefan Lust (Erkan & Stefan). Noch ein Stück weiter in die Zukunft gedacht, sagt er: „Die Donnerstage sind die Tage der heiligen Gespräche. Ob es Stammtische sind oder ob jemand alleine kommt, einfach dazusetzen. Jeder ist herzlich willkommen.“ Die Samstage möchte er dann mit einem gemütlichen Weiß- oder Bauernwurstfrühstück beginnen und wenn am Sonntagmittag ein Braten und am Nachmittag Kaffee und Kuchen auf der Karte stehen, garniert mit Schafkopfrunden, „dann läuft es“. Die Übergänge zu etwas Neuem werden fließend sein.
Die Mittwoch- und Freitagabende (außer in den Ferien) sind vorrangig für Veranstaltungen des Kulturamts reserviert. Vermietungen an Dritte – z.B. an andere Veranstalter – werden weiterhin über das Kulturamt koordiniert und können je nach zeitlicher Verfügbarkeit ermöglicht werden.
Apropos Speisekarte: Auf dieser wird auch wieder das fast schon legendäre Chili der Neuen Welt stehen, das vom Wirt übrigens selbst gekocht wird. Ganz gleich, welches Gericht auf den Tisch kommt, eins ist Johannes Appel sehr wichtig: Die Totalität der Karte, wie er es nennt. „Damit ist die totale Offenlegung der Zutaten gemeint. Ich lege Wert auf regional und nachhaltig angebaute Produkte und werde diese in der Karte auch deklarieren. Ich möchte in der Neuen Welt ökonomisch und nachhaltig wirtschaften, gute Produkte mit Liebe und Herzlichkeit ehrlich anbieten.“ Das langfristige Ziel von Johannes Appel ist es, bestimmte Lebensmittel auf einem eigenen Bauernhof selbst anzubauen. Dieser soll ein naturphilosophisches pädagogisches Pilotprojekt sein und als Versuch dienen. „Ich möchte Kindern näherbringen, wie man Lebensmittel herstellt und wie man es lernt, sie mit allen Sinnen zu genießen.“
Bis es soweit ist, dauert es noch ein wenig. Doch den biologischen und nachhaltigen Ansatz hat Johannes Appel schon beschritten und bezieht Käse vom Bio-Käse-Händler Da Kasmo. Auch auf kurze Lieferwege legt er Wert. So kommen zum Beispiel die exquisiten Weine der Neuen Welt direkt von Arsvivendi – doch nicht nur mit dem Feinkostladen arbeitet er eng zusammen. Auch mit Yankee & Kraut, Englwirt, La Pizzeria, Griesmüllers Altstadtbrauerei, The Golden, Tagtraum, Rosengasse und Postwagen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern als gegenseitige Befruchtung, die einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt bieten.“
Mit der Neuen Welt öffnet sich für Johannes Appel ein neuer Lebensabschnitt, ein „neuer Raum“, wie er es nennt. Die anderen beiden Räume sind der Vorlesungs- und Seminarraum, denn er studiert aktuell Literaturwissenschaften an der LMU München. Auch kann er es sich vorstellen, im Rahmen des Studiengangs Germanistik ein Semester in Eichstätt zu studieren. Zuvor widmete er sich den Studien der Philosophie, Psychologie, Logik- und Wissenschaftstheorie sowie Soziologie.
Gastroerfahrung besitzt der 43-Jährige nicht. Aber als er hörte, dass für die Neue Welt, „dem Wirtshaus mit Charakter“, ein Pächter gesucht wird, stand für ihn fest: „Ich beschreite den Korridor des Muts, in dem ich Liebe, Herzblut, Engagement und Motivation einbringen werde.“ Seinen Fingerabdruck möchte er hinterlassen, in der Kneipe, die ihn schon als Jugendlicher geprägt hat. In der Neuen Welt hat er seine erste Maß Goaß getrunken, Chili gegessen und auf die Borsten-Dartscheibe gezielt. Es war sein „glücklicher Zufluchtsort“, den er jetzt für Alle wiederbeleben möchte.
Ebenfalls seit 1. August hat auch das Kulturzentrum neun einen neuen Pächter. Die daily7 VEC GmbH wird bei den dort stattfindenden Veranstaltungen die Bewirtung inklusiv dem Catering übernehmen. Die Location mit ihrem einzigartigen Charakter ist das Zuhause von Kulturveranstaltungen, Firmenevents und Feierlichkeiten jeglicher Art.
Des Weiteren wollen die neuen Pächter (Brian Rawson & Christian Schulitz) mit ihrem Konzept das Kulturzentrum neun mit außergewöhnlichen Events bereichern. Geplant ist für den Herbst die internationale Eventreihe „Glitterbox“ sowie Timeless by Tom Novy. Man darf gespannt sein, was den beiden noch so alles einfällt.
Foto Kurka