Problemzone Künettegraben: Wie geht es weiter mit dem Gewässer im Glacis?
Der Künettegraben liegt beschaulich im westlichen Teil des Ingolstädter Glacis und bildet zusammen mit den Festungsbauten ein malerisches Ensemble. Das Gewässer war früher ein reines stehendes Gewässer und so mancher Schanzer erinnert sich mit Freuden an die Schlittschuhpartien vergangener Tage zurück. Seit 1972 wird die Schutter umgeleitet und führt nicht mehr durch die Ingolstädter Altstadt, sondern wird durch den Künettegraben geleitet und von dort über eine Rohrverbindung direkt in die Donau.
In letzter Zeit macht das bei Ingolstädterinnen und Ingolstädtern beliebte Gewässer aber leider durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Den Künettegraben beherrschen eine Vielzahl von Algen und Wasserpflanzen, die sowohl optisch als auch durch ihren Geruch für wenig Aufenthaltsqualität sorgen. Zudem wurde vor einigen Wochen zur Verwunderung vieler wieder das Wasser stark abgelassen.
Um den Hintergründen dieser Ingolstädter Problemzone nachzugehen, luden die Innenstadtfreunde Ingolstadt e.V. zu einer Exkursion durch den Künettegraben ein. Hierzu wurde Dionys Schiebel vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt als Experte eingeladen. Er berichtete, dass es den Künettegraben bereits seit mehr als 500 Jahren gibt. In der Ingolstädter Altstadt gab es entlang der Schutter sogar einmal drei Mühlen, von deren Existenz heute noch die Straßennamen zeugen. Das Schlittschuhlaufen früherer Tage war nur möglich, da der Künettegraben bis 1972 noch kein Fließgewässer war.
Nach und nach füllt das von der Schutter mitgeführte Sediment heute den Künettegraben auf. Eine reine Ausbaggeraktion des Schlammes wäre aber sehr teuer und würde aufgrund fehlender Nachhaltigkeit vom Freistaat Bayern abgelehnt. Das liegt auch daran, dass der ausgebaggerte Schlamm nicht einfach entsorgt werden kann, sondern als Sondermüll zu behandeln ist, so Dionys Schiebel vom Wasserwirtschaftsamt. Nach einigen Jahren müsste man die Aktion von neuem wiederholen. Es würden also nur die Symptome nicht aber das Problem bekämpft.
Um eine nachhaltige Lösung für den Künettegraben zu finden, muss natürlich auch die Schutter mit in die Gedankenspiele einbezogen werden. Um die Verschlammung zu verhindern, wäre eine Option, die Schutter wieder durch die Altstadt fließen zu lassen. Der Trassenverlauf ist an vielen Stellen noch vorhanden. Ein Wasserlauf wird in einigen Städten inzwischen neben den optischen Aspekten zur Verbesserung des Stadtklimas genutzt. Auch ein mögliches Schutter- Hochwasser wäre kein Thema, so der Experte vom Wasserwirtschaftsamt. Die Umsetzung wäre jedoch sehr kostenintensiv.
Eine weitere Option wäre den Künettegraben in einen schneller fließenden Bachlauf umzugestalten, der mit einem ausgebaggerten zentralen Wasserlauf direkt in die Donau münden könnte. Links und rechts davon würde der Bereich verfüllt werden. Die aktuell genutzte Rohrleitung mit Stauwand würde entfernt werden. Um den Wassermassen eines hereindrückenden Donauhochwassers Herr zu werden, müsste jedoch ein bewegliches Wehr angelegt sein. Sowohl das Wehr als auch diese mögliche Umgestaltung wären ebenso wie die Rückverlegung der Schutter in die Altstadt mit immensen Kosten verbunden. Auch die Denkmalschutzbehörde hätte hier mitzureden, da es das Gesamtensemble in seiner jetzigen Form immens verändern würde.
Dionys Schiebel kann zumindest in einem Punkt beruhigen. Auch wenn die Algen unangenehm sind, ist das Gewässer Künettegraben keineswegs kurz vor dem umkippen. Es gab bisher nie ein Fischesterben und der Kreisfischerverein ist an den regelmäßigen Abfischaktionen im Herbst beteiligt. Die Entwicklung sei normal in den wärmeren Sommermonaten, da die Schutter eine Menge Phosphate und Nitrate mit in den Künettegraben bringt, die als Nährstoffe das Algenwachstum in Verbindung mit den wärmeren Wassertemperaturen beschleunigen, so Experte Dionys Schiebel.
Und wie kommt es zu den Absenkungen des Wasserspiegels, die aufmerksame Beobachter registriert hatten? Hierfür gibt es mehrere Gründe: Meistens geschieht dies durch die Ingolstädter Kommunalbetriebe zum Beispiel im Auftrag der Stadtwerke. Als begleitende Maßnahme wird eine solche Absenkung durchgeführt, wenn im benachbarten Freibad die Becken geleert werden. Außerplanmäßig wurde der Wasserspiegel im Künettegraben wohl jüngst für eine Reparatur der Wasserfontäne abgelassen, was es aber, so Dionys Schiebel, sicherlich dafür nicht gebraucht hätte, und was so wohl auch nicht mit der Behörde abgesprochen war.
Die Zukunft des Künettegraben entscheidet sich also an einer Reihe von Detailfragen, die die Stadt Ingolstadt nur gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und in Vermittlung des Wasserwirtschaftsamtes lösen können wird. Obwohl verschiedene Studien und Pläne in den Schubläden liegen, ist ein politischer Wille etwas am Status quo zu ändern aber nicht nur wegen der immensen Kosten nicht erkennbar. Eine einfache Lösung gibt es nicht, wie die Exkursion der Innenstadtfreunde zeigte. (Haku)
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Bei der Exkursion der Innenstadtfreunde gab Dionys Schiebel vom Wasserwirtschaftsamt Auskunft zum Künettegraben, Foto Kurka