Beteiligung an der Aktion „Jeder Tropfen zählt“
Beteiligung an der Aktion „Jeder Tropfen zählt“
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
an vielen Orten in Deutschland, u.a. im Landkreis Erlangen-Höchstadt, in der Stadt Erlangen, im Landkreis Roth und in Öhringen (Baden-Württemberg), wurden seit 2018 Speisefettsammelstellen aufgestellt. Es handelt sich dabei um spezielle Automaten, die jenen Gemeinden und Kommunen zur Verfügung gestellt werden, die sich an der Aktion „Jeder Tropfen zählt“1 beteiligen. Die Automaten werden an zentralen Stellen im Sammelgebiet aufgestellt. Seit vergangenem Herbst haben beispielsweise die Bürger*innen von Öhringen bei der Aktion „Jeder Tropfen zählt“ schon 4,7 Tonnen Fett und Öl gesammelt.
In der Praxis gestaltet sich eine Beteiligung an „Jeder Tropfen zählt“ folgendermaßen:
Privathaushalte erhalten spezielle grüne Becher. In diesen Behältern werden gebrauchtes Frittier- und Bratfett-Öl, das Öl von eingelegten Speisen, verdorbene und abgelaufene Speiseöle und -fette gesammelt. Ist der Becher voll, entsorgen die Bürger*innen den Inhalt beim Speisefettsammel-Automaten und erhalten einen neuen Becher. Die Behälter werden regelmäßig entleert, haben eine Lebensdauer von 4–5 Jahren und werden danach recycelt. Das Material dient als sekundärer Grundstoff für ein neues Gefäß. Ein Automat hat die Kapazität für 200 Sammelgefäße aus Privathaushalten. Kantinen, Restaurants und andere Unternehmen entsorgen ihre Fette separat. Durch die interne Elektronik registriert der Automat die Füllmenge und die Anzahl der getauschten Sammelflaschen aus Privathaushalten. Sobald die Füllmenge 80 % erreicht, wird per Datenübertragung der Füllstand an die bayerische Firma Altfettrecycling Lesch2 übergeben, so dass die Abholung in eine der nächsten Abholtouren eingeplant werden kann. Die Firma Lesch wandelt das Altspeisefett um in klimafreundliche Bio-Kraftstoffe.
Eine Beteiligung Ingolstadts an der Aktion „Jeder Tropfen zählt“ wäre eine Bereicherung für viele Seiten: Bürger*innen und Bürger hätten endlich eine Anlaufstelle und Sicherheit für die Entsorgung ihrer Speiseöl- und Fettreste. Abwasserrohre wären somit vor dem Verstopfen geschützt und Säuberungskosten der Kläranlagen würden verringert.
Wir beantragen daher:
Die Stadt Ingolstadt beteiligt sich an der Aktion „Jeder Tropfen zählt“ und beauftragt die Ingolstädter Kommunalbetriebe AöR, eine für das Stadtgebiet Ingolstadt ausreichende Menge der Speisefettsammel-Automaten bei der „Jeder Tropfen zählt GmbH“ zu bestellen und Haushalte sowie die Gastronomie mit grünen Sammelbehältern auszustatten, welche ebenfalls bei der „Jeder Tropfen zählt GmbH“ erhältlich sind.
Begründung:
Neben der praktischen Entsorgung für die Bürger*innen schont das Sammeln von Speiseöl- und Fettresten Ressourcen und spart Kosten: Denn Fettablagerungen erzeugen in den Kläranlagen hohe Säuberungskosten, die auf die Einwohner umgelegt werden, 1 kg Altspeisefett in der Kanalisation kann bis zu 40.000 l Frischwasser kontaminieren. Außerdem führen Öl und Speisefett vom Braten und Frittieren zu Verstopfungen in den Abwasserleitungen, die mit hohem Aufwand und Frischwasser freigespült werden müssen. Eine Beteiligung an der Aktion „Jeder Tropfen zählt“ würde folglich auch den Frischwasserverbrauch in der Wasseraufbereitung verringern.
Die Umwandlung des Abfallöls und der Fettreste in Biodiesel sind ein Baustein für den Klimaschutz und für ein Ende der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen. Alle wiederverwertbaren, energiehaltigen Reststoffe verringern auch die Konkurrenz von Energiepflanzen zu Nahrungsmitteln auf dem Acker. Biodiesel ist um 90 % klimafreundlicher als herkömmlicher Sprit3. Von 1,2 Litern gesammeltem Fett in der grünen Dose kann man später Biodiesel für 20 Kilometer Autofahrt produzieren. Angesichts der steigenden Energiepreise können klimafreundliche Biotreibstoffe nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine Perspektive für die Zukunft bieten.
Mit freundlichen Grüßen
Agnes Krumwiede
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende), Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender), Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle, Dr. Christoph Spaeth